Dienstag, April 1

Beim weltgrössten Nahrungsmittelkonzern bestätigt sich ein Muster: Wenn ein Geschäft nicht mehr zufriedenstellend läuft, lagert man es in ein Joint-Venture mit Finanzinvestoren aus. Das könnte auch mit dem Wassergeschäft geschehen.

Nestlé treibt die Abspaltung des umstrittenen Wassergeschäfts voran. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern stehe in Verhandlungen mit Finanzinvestoren, die sich an der Sparte beteiligen wollten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Zu den Interessenten sollen PAI Partners, Bain Capital und KKR gehören. Ob es zu einer Transaktion kommt, sei offen.

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Wenig Ertrag, viel Imageprobleme

Nestlé ist mit seinem Wassergeschäft seit längerem nicht mehr glücklich. Letzten November hat der Konzern aus Vevey eine Reorganisation angekündigt. Die Wasser-Aktivitäten sind per Anfang 2025 in einer eigenständigen Sparte mit Sitz in Paris zusammengefasst worden. Zur neuen Einheit «Nestlé Waters & Premium Beverages» gehören Marken wie San Pellegrino und Acqua Panna aus Italien, Perrier und Vittel aus Frankreich oder Henniez aus der Schweiz. Der seit September amtierende Nestlé-Chef Laurent Freixe machte zudem klar, dass man für die Sparte Optionen wie eine Partnerschaft mit Finanzinvestoren prüfe.

Das Wassergeschäft sorgt aus verschiedenen Gründen für Unzufriedenheit. Es erfüllt seit längerem nicht mehr die Wachstumsziele des Konzerns. Die Gewinnmargen sind niedrig. Der Verkauf von Wasser macht nur noch 4 Prozent des Konzernumsatzes aus, gleichzeitig zieht das Geschäft aber immer wieder viel öffentliche Kritik auf sich.

Zu einer Eskalation ist es in den letzten Jahren in Frankreich gekommen. Nestlé musste zugeben, dass man illegale Filtermethoden verwendet hatte, um das Wasser aus den natürlichen Quellen vor dem Abfüllen zu reinigen. Seit man darauf verzichtet, gibt es offenbar Qualitätsprobleme. Jüngst kamen deswegen Gerüchte auf, Nestlé Waters müsse möglicherweise die Abfüllung seines berühmten Perrier-Wassers in Südfrankreich einstellen. Die Behörden befassen sich mit den Vorgängen; das französische Parlament hat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Joint-Ventures auch bei Glacé und Tiefkühlpizzen

Es wäre nicht das erste Mal, dass Nestlé ein kriselndes Geschäft in ein Joint Venture auslagert. Zwei solche Partnerschaften betreibt man bereits mit PAI Partners. Im Jahr 2016 wurde das Glacé-Geschäft in das Gemeinschaftsunternehmen Froneri eingebracht, das Marken wie Mövenpick und Nuii vertreibt. Ebenfalls gab man 2023 das europäische Tiefkühlgeschäft in ein Joint Venture mit PAI.

Tiefkühlpizzen sind ein typisches Produkt, das seinen Zenit überschritten hat und das in Europa keine Wachstumshoffnungen mehr weckt. Dennoch will Nestlé schauen, ob es zusammen mit den Finanzinvestoren gelingt, der Kategorie nochmals neues Leben einzuhauchen. Bei der Glacé-Marke Nuii scheint das gelungen zu sein.

Es würde deshalb nicht überraschen, wenn Nestlé auch beim Wassergeschäft eine Partnerschaft mit PAI Partners eingehen würde. Der Nahrungsmittelkonzern behält bei solchen Joint Ventures jeweils einen Teil des Geschäfts, die Finanzinvestoren erwerben eine bedeutende Beteiligung. Laut Bloomberg könnte die Wassersparte bei einer Transaktion mit rund 5 Milliarden Euro bewertet werden.

Allerdings ist es auch nicht ausgeschlossen, dass Nestlé früher oder später einen vollständigen Verkauf des Wassergeschäfts ins Auge fasst. Aktienanalytiker wie jene der ZKB fänden einen Ausstieg aus dem Geschäft sinnvoll, denn der Ertrag stehe in einem Missverhältnis zum Reputationsrisiko. Auch innerhalb des Konzerns hat es immer wieder Kräfte gegeben, die auf einen Verkauf des Wassergeschäfts drängten. Vorderhand scheinen die Begriffe «Nestlé» und «Wasser» aber verbunden zu bleiben.

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