Fünf Monate nachdem eine Familie aus dem Walliser Val d’Hérens bei einer Skitour in den Hochalpen erfror, haben Rettungskräfte eine weitere Leiche geborgen. Es handelt sich um die Partnerin eines Opfers.
Am Samstag haben Mitarbeiter der Air Glaciers bei einem Flug am Fusse der Tête Blanche, in den Walliser Alpen, ein Kleidungsstück entdeckt, das aus dem Schnee herausragte. Die Heli-Piloten transportierten anschliessend Vertreter der Walliser Kantonspolizei und der Kantonalen Rettungsorganisation zu der entsprechenden Stelle. Vor Ort bargen Gebirgsspezialisten der Kantonspolizei einen leblosen Körper aus der Schneedecke und identifizierten anschliessend die Leiche. Laut einer Mitteilung der Kantonspolizei handelt es sich um eine 28-jährige Freiburgerin, die seit Anfang März vermisst worden ist.
Die Vermisste war gemeinsam mit ihrem Partner, dessen beiden Brüdern, Cousin und Onkel am frühen Morgen des 9. März in Zermatt zu einer Skitour aufgebrochen. Die Gruppe trainierte für die Patrouille des Glaciers, des berühmtesten Skitouren-Rennens der Welt. Die Skitourengänger trugen nur leichte Ausrüstung und waren auf dem ersten Teil der Originalstrecke von Zermatt nach Arolla unterwegs. Als sie die Tête Blanche erreichten, schlug das Wetter um.
Die Gruppe verlor die Orientierung. Die 28-jährige Freiburgerin entfernte sich von der übrigen Gruppe und konnte einen Notruf absetzen, die Verbindung zu den Rettungskräften brach allerdings ab. Wegen des schlechten Wetters konnten die Rettungskräfte zunächst nicht ausrücken. Später sagten Rettungskräfte, die Gruppe habe versucht, Höhlen zu graben und sich vor Wind und Kälte zu schützen.
Einen Tag nach dem Notruf, als sich die Wetterlage verbesserte, fanden die Rettungskräfte fünf Leichen im Schnee. Es waren die fünf Männer der Gruppe. Drei Brüder, ihr Cousin und ihr Onkel. Sie alle stammten aus dem Val d’Hérens, einem kleinen Bergtal im Wallis. Die sechste Person, die 28-jährige Freiburgerin, blieb seither vermisst.
Die Tragödie an der Tête Blanche rief in der Schweizer Öffentlichkeit breite Anteilnahme hervor. An den Trauerfeiern für die Opfer aus dem Val d’Hérens nahmen Hunderte Personen teil. Die Kantonspolizei teilte auf Anfrage der NZZ mit, dass sie die Suche nach der vermissten Person Mitte März eingestellt habe. Allerdings führe die Polizei punktuelle Kontrollgänge in Gebieten durch, in denen Personen vermisst werden. Und wenn Hinweise eingehen, nehme die Polizei die Suche nach vermissten Personen wieder auf. So wie an diesem Wochenende.