Sonntag, Dezember 22

Durch Tiktok entstand um die Salatgurke ein Kult. Man darf ihm getrost folgen, denn die Gurke ist das erfrischendste aller Fruchtgemüse.

Als kürzlich in Island der Gurkennotstand ausgerufen wurde, weil plötzlich ein «smashed cucumber salad» auf Tiktok viral ging und Isländer die Gemüseregale leerfegten, habe ich es ein bisschen persönlich genommen. Sogar ohne Tiktok habe ich vernommen, dass ein junger Mann namens Logan Moffitt als «Cucumber Guy» die kulinarischen Vorzüge der Salatgurke anpreist. Seither horte ich jederzeit vier bis fünf Gurken zu Hause und bin mindestens in meinem Quartierladen schuld daran, wenn der Notstand ausbricht.

Denn seit diesem Sommer esse ich jeden Mittag einen «smashed cucumber salad» – also einen zerquetschten Gurkensalat. Das Rezept ist so einfach, dass ich es auswendig aufsagen kann. Für die Sauce mische ich einen Esslöffel Erdnussbutter mit 125 Millilitern heissem Wasser, zwei Esslöffeln Sojasauce und einem Esslöffel Reisessig und würze mit zwei Prisen Zucker. Dann wird eine Salatgurke entkernt und in mundgerechte Stücke geschnitten, diese werden mit einem schweren Messer leicht zerdrückt, gesalzen und kurz angezogen.

Derweil werden Goyzas oder Dumplings angebraten, gedämpft und mit den Gurkenstücken auf einem Teller angerichtet, mit hellem Sesam bestreut, mit unverschämt viel frischem Basilikum überhäuft und mit der Sauce beträufelt. Das Gericht ist so gut, dass ich mir zurzeit nicht vorstellen kann, etwas anderes zum Lunch zu essen. Erfunden habe ich das Rezept aber nicht. So oder ähnlich steht der Salat in jedem besseren Chinarestaurant unter dem Namen «pai huang gua» auf der Karte. In China hat man längst erkannt, dass Gurken mit rund 96 Prozent Wassergehalt ein idealer Begleiter für heisses Wetter sind, und so sind zum Beispiel in Peking gekühlte Gurken ein beliebter Snack für unterwegs.

Die Gurke zu zerschlagen, ist eine klassische chinesische Technik, bei der die Schale aufgesprengt, die Kerne freigesetzt und das Fruchtfleisch in zerklüftete Stücke zerteilt wird. Drei Texturen auf einen Schlag quasi. Und ein einfacher Trick, damit die Sauce jede Faser der Gurke mit ihrem Aroma durchtränkt. So wird aus der wässrigen Gurke ein schmackhafter Salat.

Ein Gurkensalat steigert sich ausserdem von gut zu grossartig, wenn man zwei Dinge berücksichtigt: Wird die Gurke in abwechselnden Streifen (also nicht ganz) geschält, kann sie einerseits mehr Sauce aufsaugen und hält gleichzeitig ihre Form. Und: Eine grosszügige Prise Salz löst Wasser aus der Gurke und sorgt dafür, dass der Salat nicht zu wässrig wird. Ergo am Schluss auch mehr Geschmack hat. Dazu die Gurke etwa 30 Minuten vor dem Servieren salzen und abtropfen lassen. Interessanterweise ist die Gurke danach äusserst knackig.

Die besten Gurkensorten im Überblick

Noch bis Ende September haben einheimische Gurken Saison. Das sind die wichtigsten Sorten:

  • Salatgurke: Ist mit zirka 30 Zentimetern die längste Gurke. Wird auch Schlangengurke genannt und ist ideal für den rohen Salat. Schöner Knack, perfekt zu scheibeln, fein zu hobeln oder in mundgerechte Stücke zu schneiden.
  • Snackgurke: Miniversion der Salatgurke mit sehr zarter Oberfläche. Prima erfrischende Zwischenverpflegung zum Direkt-Essen.
  • Nostranogurke: Mittellange Gurke mit mehr Schmackes als die Salatgurke. Feste, etwas rauere Schale mit kleinen Noppen. Eignet sich neben dem Roh-Essen auch für salzige Gerichte wie gedämpfte Gurken mit Burrata oder Gurkensalsa zu gebratenem Fleisch.
  • Gewürzgurke: Deutlich kleinere Gurke mit rauer Oberfläche. Auch unter dem Namen Essiggurke bekannt. Nicht zum Roh-Essen geeignet, sondern wird in einem Gewürz- und Essigsud eingelegt. Sehr kleine Gewürzgurken sind die Cornichons (Hörnchen).

Wie erkennt man, dass eine Gurke frisch ist?

Eine frische Gurke ist knackig, hat eine feste Konsistenz und eine kräftige Farbe. Die Frische lässt sich auch am Geschmack erkennen. Dank ihrem hohen Wassergehalt haben Gurken kein ausgeprägtes Eigenaroma, es lassen sich aber leicht süssliche bis grasige Noten erkennen.

Ihr Stielansatz kann Bitterstoffe enthalten und lässt sich am besten vor dem Verzehr wegschneiden. Schmeckt die ganze Gurke bitter, ist sie schlecht und darf in die Bio-Mülltonne. Gleiches gilt, wenn die Gurke so weich ist, dass sie sich verbiegen lässt.

Fast keine Kalorien: Gurken und ihre Nährwerte

Durch ihren hohen Wassergehalt von rund 96 Prozent ist die Gurke besonders kalorienarm. Gerade einmal 12 Kilokalorien hat sie auf 100 Gramm Gewicht. Dennoch mangelt es nicht an wertvollen Inhaltsstoffen: Neben den Vitaminen B1 und B2, Folsäure, Vitamin C und Beta-Carotin punktet das Gemüse auch mit Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium und Zink. In der Gurkenschale stecken viele unlösliche Ballaststoffe, die helfen, die Nahrung schnell durch den Verdauungstrakt zu befördern.

Nicht im Kühlschrank aufbewahren

Die Gurke ist ein Sommergemüse und damit kälteempfindlich. Im Kühlschrank ist es ihr also zu kalt. Optimal wird eine Gurke bei einer kühlen Raumtemperatur zwischen 10 und 15 °C bis zu drei Wochen aufbewahrt. Über Monate halten sich Gewürzgurken eingelegt in einem Essigsud und Gewürzen. Aber noch ist Saison! Schweizer Gurken werden bis Ende September geerntet. Reichlich Zeit also, sich daheim an den «smashed cucumber salad» zu machen.

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