Freitag, März 21

Rüstungsaktien erlitten zuletzt einen Rücksetzer. Am längerfristigen Potenzial von Rheinmetall ändert das nichts, aber liefert zwei deutliche Reminder für Anleger.

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Bis Dienstag Abend hiess es noch: sie läuft und läuft und läuft, die Aktie von Rheinmetall. Doch am Mittwoch und Donnerstag verloren die Papiere nahezu im Gleichschritt mit denen der bekannten Rüstungskonkurrenz deutlich an Wert. Trotzdem hat Rheinmetall seit Beginn des Jahres ihren Wert gut verdoppelt und damit sogar mit Nvidia einen Börsenliebling der vergangenen Jahre weit hinter sich gelassen. Gut für jene Anleger, die bereits seit April vergangenen Jahres investiert sind, wie The Market es nahelegte. Für jene Investoren, die bislang abseits stehen, bleiben derzeit zwei Erkenntnisse.

Mächtiges Momentum

Reminder Nummer 1: Die Entwicklung von Rheinmetall ist ein Muster für die derzeit ohnehin hohe Bedeutung der Momentum-Strategie für Anleger. Nur ein Beispiel: So liegt der MSCI Welt in der Momentum-Variante momentan vor seinem klassischen Pendant.

Sortiert man Deutschlands Aktien wiederum nach dem Umfang ihres Momentums, wie es The Market alle zwei Wochen macht, findet sich Rheinmetall stetig ganz vorn (wie auch Heidelberg Materials, die als Zementhersteller von den avisierten Infrastrukturausgaben Deutschlands profitieren dürfte). Das Momentum ist so stark aufseiten von Rheinmetall, dass es mit Nvidia sogar den Anlegerliebling der vergangenen Saison distanziert hat.

Rücksetzer gehören aber trotz Momentum dazu, wie Mittwoch und Donnerstag zeigten, als Anleger aufgelaufene Gewinne mitnahmen. «Verkaufen aus der Stärke heraus», nannte es Thierry Borgeat von der Investmentgesellschaft Arvy. Betroffen waren vor allem jene Unternehmen wie Hensoldt, Renk oder eben Rheinmetall, die zuletzt viel Anlegeraufmerksamkeit auf sich zogen.

Kurzfristig Schläge für den Sektor: Rheinmetall, Hensoldt, Renk – und Babcock

Weil an der Börse bekanntlich die Zukunft gehandelt wird, stellt sich nun die Frage: Ist damit das Ende der Rheinmetall-Rally erreicht? Nein, dafür ist der Nachholbedarf in Sachen Rüstung zu gross und politisch auf den Weg gebracht. Zwar ist Rheinmetall mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 49, gemessen am geschätzten Gewinn der kommenden zwölf Monate, nicht mehr günstig. Daher hat The Market neulich eine Aufstellung von Rüstungsunternehmen abseits der Klassiker erstellt, zu denen etwa Babcock gehört.

Allerdings ist das Wachstum von Rheinmetall auch über 2026 hinaus durch das gut gefüllte Auftragsbuch und Europas Nachholbedarf gerade bei Munition und Panzern abgesichert. Zuletzt nannte das Unternehmen einen Backlog von 55 Mrd. €, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs von 44% entspricht. «Bei Rheinmetall unterschätzen die meisten immer noch das Potenzial», sagt Marc Festa, Fondsmanager bei Alken Asset Management in London.

Staat als Kunde

Und Reminder Nummer 2: Politische Börsen haben manchmal eben doch keine sprichwörtlich kurzen, sondern lange Beine. Denn Kursrutsch hin oder her, vorangetrieben wird die Entwicklung von Rheinmetall und ihrer Konkurrenz vor allem durch nachhaltigen politischen Rückenwind für höhere Rüstungsausgaben.

Etwa Deutschlands Entscheidung, das Grundgesetz für das Multimilliarden-Finanzpaket für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz zu verändern. Oder der erklärte Wille der Europäischen Union (EU), mit dem Programm ReArm Europe die Verteidigungsfähigkeit Europas zu stärken. Bis zu 800 Mrd. € sollen dafür mobilisiert werden.

Da die USA unter Präsident Donald Trump als Sicherheitsgarant schwindet, sollen vor allem europäische Rüstungsunternehmen profitieren. Dieser politische Kurs ist wichtig, weil die Kunden der Rüstungsunternehmen nun einmal Staaten sind. Deren Nachfrage ist damit gesetzt und wird nun Schritt für Schritt konkretisiert werden (und auch manche Erwartung an bestimmte Unternehmen enttäuschen). An der Börse kursiert angesichts dessen schon das Schlagwort des «Defense Supercyle», des Rüstungssuperzyklus.

Für wie zugstark Finanzinstitute diese europäische Nachrüstung halten, zeigt etwa der ETF-Provider WisdomTree, der zuletzt einen ETF nur auf europäische Rüstungsaktien auflegte (WisdomTree Europe Defense UCITS ETF, ISIN: IE0002Y8CX98). Er umfasst Unternehmen wie Rheinmetall, Leonardo, BAE Systems, Saab, Thales und Rolls-Royce.

Auf der Anbieterseite hilft es Rheinmetall, Deutschlands Primus in Sachen Rüstung zu sein und damit so etwas wie die erste Anlaufstation auch für Anleger. Das Unternehmen hat Ambitionen, will ein «globaler Rüstungschampion» werden, wie CEO Armin Papperger gern sagt. Für Kathrin Eichler, Chefin der Eichler & Mehlert Vermögensverwaltung, ist daher klar: «Die aktuellen Rücksetzer an der Börse bei Rheinmetall, Renk oder Hensoldt nutzen wir für Neuengagements oder sogar Aufstockungen.» Ein mittel- bis langfristig orientierter Investor könne solche Korrekturphasen aushalten. Und behält die zwei Reminder im Hinterkopf.

Freundlich grüsst im Namen von Mr Market

Arne Gottschalck

Der Autor hält Aktien von Rheinmetall und Hensoldt

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