Der Weltaktienindex von MSCI hat seine Scharte ausgewetzt und notiert wieder höher als vor dem «Liberation Day». Das Risk Barometer von The Market rückt langsam wieder in den neutralen Bereich vor.
Ist das Schlimmste überstanden? Ein Blick auf die Börsenentwicklung scheint die Frage zu bejahen: Der Absacker des Weltaktienindex von MSCI nach dem 2. April, dem «Liberation Day», an dem US-Präsident Donald Trump umfassende Zollmassnahmen angekündigt und die Anleger in Panik versetzt hatte, ist verdaut. Der Index notiert jetzt wieder höher als vor dem Absturz und liegt auch im Vergleich zum Jahresanfang leicht im Plus.
Die zuletzt etwas milderen Töne Trumps im Handelskrieg und Andeutungen, dass die Zölle auf chinesische Importe wieder gesenkt werden könnten, sowie die Erklärung des Präsidenten, er wolle Fed-Chef Jerome Powell nicht absetzen, haben die Gemüter beruhigt.
Allerdings sind die US-Zölle derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, was die Konjunktur belasten wird. Die Lieferketten sind unter Druck, die Kosten für die Unternehmen steigen. Kein Wunder, senken die Analysten ihre Gewinnprognosen. Dass der Dollar seiner Rolle als sicherer Hafen wider Erwarten nicht gerecht wurde, lässt auf einen Vertrauensverlust ausländischer Anleger schliessen.
Verluste aufgeholt
Der Weltaktienindex spiegelt indes die bessere Stimmung an den Märkten und setzt seine Erholung fort. Im Wochenvergleich vermochte er um 3% zuzulegen, womit die Verluste in diesem Jahr wieder ausgebügelt sind.
Spitzenreiter bei den Länderindizes war der Dax, der um eindrückliche 3,8% vorrückte. Auch der Nasdaq 100 (+3,5%), der Schwellenländerindex (+3,3%) und der Nikkei 225 (+3,2%) zeigten deutliche Kursavancen. Im Mittelfeld rangieren der Industrieländerindex, der S&P 500 sowie der Swiss Market Index. Die rote Laterne trägt der Londoner FTSE 100 mit einem Zuwachs von immerhin 2,2%.
Nur der Energiesektor schwächelt
Auch für die meisten Sektoren des MSCI World verlief die vergangene Woche äusserst positiv. An die Spitze setzten sich Kommunikations- (+4,1%), Industrie- (+4%) und Technologieaktien (+3,9%). Immobilien- und Finanzwerte entwickelten sich ebenfalls besser als der Gesamtindex, der die Woche 2,9% höher beendete.
Die defensiven Branchen Gesundheit (+1,8%), Versorger (+1,8%) und Basiskonsum (+1,7%) blieben zwar zurück, schnitten aber dennoch erfreulich ab. Einzig der Energiesektor verzeichnete einen Wochenverlust von 0,3%. Der durch die Angebotsausweitung der Opec verstärkte Rückgang der Rohölnotierungen sorgt für Gegenwind.
Die Zuversicht unter den Anlegern nimmt zu
Derweil kletterte das Risk Barometer weiter nach oben. Im Wochenvergleich legte es deutlich um 10 auf derzeit 42 Zähler zu, womit es sich wieder dem neutralen Bereich nähert – ziemlich genau einen Monat, nachdem es ein taktisches Kaufsignal ausgelöst hatte.
Wie vor einer Woche zeigen fünf der neun Sentiment-Indikatoren, die in das Barometer einfliessen, einen steigenden Risikoappetit an. Den grössten positiven Einfluss hatten wiederum die Volatilitätsindizes auf den S&P 500 und auf den Euro Stoxx 50 sowie das bessere Abschneiden der zyklischen Aktiensegmente im Vergleich zu ihren defensiven Pendants.
Dämpfend wirkten die Hedge Funds, die ihre Short-Positionen auf den US-Leitindex weiter ausbauten sowie die hartnäckige Schwäche der Small Caps relativ zu den Large Caps. Zudem geben nunmehr seit zehn Wochen in Folge mehr als die Hälfte der Befragten der regelmässigen Umfrage der American Association of Individual Investors an, in den kommenden sechs Monaten fallende Aktienkurse zu erwarten.
Allerdings überwogen die positiven Elemente klar. Mit der Normalisierung der Anlegerstimmung rücken die Fundamentaldaten verstärkt in den Vordergrund. Für weitere Kursavancen sollte es den Unternehmen gelingen, mit soliden Ergebnissen zu punkten und/oder, es muss im Handelskonflikt zu einer Entspannung kommen.
Fed und Unternehmensergebnisse im Fokus
Vor diesem Hintergrund richten die Marktteilnehmer ihr Augenmerk in dieser Woche auf die Sitzung der US-Notenbank (Fed). Angesichts der Erwartung eines wieder zunehmenden Inflationsdrucks und eines abnehmenden Wachstums stehen die Währungshüter vor einer schwierigen Aufgabe. Gemäss dem FedWatch Tool der Terminbörse CME preisen die Futures-Märkte vorderhand ein unverändertes Leitzinsband von 4,25 bis 4,5% ein. Erst in der zweiten Jahreshälfte rechnen die Marktteilnehmer mit beherzten Lockerungsschritten des Fed.
Am Donnerstag tagt die Bank of England. An den Terminmärkten wird eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 4,25% erwartet.
Angesichts des Zollstreits kommt den Unternehmensnachrichten in der laufenden Berichtssaison besondere Bedeutung zu. Heute Montag präsentieren u.a. Berkshire Hathaway, Ford und Palantir ihre Zahlen, am Dienstag folgen AMD, Celsius und Ferrari.
Am Mittwoch wird das Resultat von Arm, Barrick, Novo Nordisk, Uber und Disney erwartet. Am Donnerstag folgen ConocoPhilips, Marathon, Mercado Libre, Shopify sowie Warner Bros. Discovery. Zum Wochenausklang rapportiert u.a. Enbridge das Ergebnis.