Dienstag, März 11

In den letzten beiden Jahren litten die Titel des Pharmakonzerns unter zahlreichen Belastungsfaktoren. Gleich auf mehreren Ebenen hat der Wind nun zugunsten der Basler gedreht.

Gut zwei Jahre lang spielte so ziemlich alles gegen Roche. Im Frühjahr 2022 zeichnete sich etwa ab, dass der pandemiebedingte Wachstumssprung im Diagnostikgeschäft, der vor allem 2021 viel Geld in die Kassen gespült hatte, nicht nachhaltig sein wird. Im Gegenteil: Die Umsatzdynamik der Gruppe sollte fortan durch das stark rückläufige Geschäft mit Covid-Tests und -Medikamenten massiv belastet werden.

Auf dem Höhepunkt der Pandemie Anfang 2021 konnte die Diagnostiksparte um 55% wachsen (zu konstanten Wechselkursen), damals war sie für 37% des Gruppenumsatzes verantwortlich. Anschliessend brach das Wachstum jedoch ein.

Hinzu kam eine Reihe von Enttäuschungen mit klinischen Studien, angefangen im März 2022, als der Hoffnungsträger Tiragolumab – ein neuartiges Krebstherapeutikum – in einer Phase-III-Studie gegen kleinzelligen Lungenkrebs enttäuschte. Im November 2022 scheiterte das Alzheimer-Programm Gantenerumab, welches den Baslern Zugang zu einem Multimilliardenmarkt verschafft hätte. Als wäre dies nicht genug, kämpfte Roche in den letzten Jahren zusätzlich mit wegfallenden Umsätzen ihrer jahrelangen Blockbuster-Krebsmedikamente Rituxan, Herceptin und Avastin.

Das alles führte zu einem Einbruch des Aktienkurses, der bei Blue-Chips wie Roche nicht alle Tage vorkommt. Seit dem Hoch im April 2022 sind die Titel zwischenzeitlich um nahezu die Hälfte eingebrochen.

Doch im April dieses Jahres hat der Kurs seinen Boden gefunden. Seitdem geht es mit den Genussscheinen aufwärts. Das Kursplus seitdem: rund 30%.

Roches Belastungsfaktoren fallen weg

Beim genaueren Hinsehen ist die Erholung an der Börse seit diesem Frühling eigentlich keine Überraschung. Denn es zeichnete sich seit einigen Quartalen ab, dass das erste Vierteljahr 2024 die letzte Berichtsperiode werden dürfte, in der die Erosion der Covid-Umsätze das Ergebnis belasten wird. CEO Thomas Schinecker wurde in den letzten Medienkonferenzen nicht müde, dies zu betonen.

Und so kam es auch: Die heute publizierten Quartalszahlen weisen erstmals wieder ein starkes Umsatzplus in der Diagnostiksparte aus. Dem Konzern wird fortan nicht mehr durch wegbrechende Covid-Umsätze in Sachen Wachstum die Luft abgeschnürt. Das Wachstum des Basisgeschäfts von Roche ist zwar seit Jahren solide, doch erst jetzt wird es wieder für alle ersichtlich. Das zeigt auch hier ein genauerer Blick:

Auf Gruppenebene ist das Wachstum (zu konstanten Wechselkursen) 2023 mit lediglich 1% praktisch stagniert, in Franken ist es gar rückläufig gewesen. Rechnet man jedoch die Sonderkonjunktur der Covid-Einnahmen gänzlich heraus, zeigt sich in den letzten Jahren ein durchaus positiver Trend (Grafik rechts). In der Grafik ist noch nicht abgebildet, dass sich das Wachstum im zweiten Quartal noch einmal beschleunigt hat.

Auch dank GLP-1-Fantasie: Roche wird selbstbewusster

Dass in den kommenden Quartalen die Basiseffekte nun zunehmend positiv ausfallen, macht Mut für den weiteren Kursverlauf der Aktien. Das Management um CEO Schinecker zeigt sich seit einigen Monaten denn auch zunehmend selbstbewusst. Dazu dürfte auch beitragen, dass Roche seit dem Frühjahr mit zahlreichen positiven Nachrichten aus der Entwicklungspipeline aufwarten kann.

Besonders für Aufsehen sorgten die frühen Forschungserfolge mit dem vom US-Unternehmen Carmot eingekauften GLP-1-Kandidaten zur Gewichtsreduktion. Dass sich die Produktkandidaten erst in der ersten Entwicklungsphase befinden und die Teilnehmergruppe der Studien noch sehr klein ist, ist für die Börse offenbar vorerst zweitrangig.

Schinecker äusserte sich bei der Medienkonferenz heute Vormittag denn auch betont zuversichtlich zum Thema GLP-1. Er gehe davon aus, dass die ersten GLP-1-Medikamente von Roche früher auf den Markt kämen, als es der Analystenkonsens derzeit erwarte. Analysten der US-Grossbank Citi etwa rechnen nicht vor 2029 mit einem GLP-1-Präparat von Roche.

Alle Augen auf den Roche Pharma Day Ende September

Auch wenn Schinecker mit solchen Aussagen die Latte punkto Erwartungen höher setzt – und damit auch die Fallhöhe: Die Roche-Papiere geniessen derzeit Momentum. Bemerkenswert ist, dass der erneute Rückschlag Anfang Juli bei einer weiteren Studie mit dem Hoffnungsträger Tiragolumab im Aktienkurs nur vorübergehend für einen Dämpfer gesorgt hat. Noch vor einem Jahr hätte die News wohl mehr Schaden angerichtet.

Dass der Konzern heute die Gewinnprognose für 2024 überraschend erhöht hat, dürfte die Stimmung weiter heben. Neu erwartet das Management für das Gesamtjahr einen Anstieg des Kerngewinns im hohen einstelligen Prozentbereich (bisher: mittlerer einstelliger Prozentbereich).

Die Augen richten sich jetzt auf den Pharma Day am 30. September. Dann erwartet der Markt unter anderem vollständige Phase-1-Daten der frühen Adipositas-Kandidaten (GLP-1) CT-388 und CT-996.

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