Roche trifft mit ihren Zahlen für 2025 die Markterwartungen. Während die offizielle Prognose gewohnt zurückhaltend ausfällt, versprüht das Management um CEO Thomas Schinecker vor Medienvertretern Optimismus.
Roche kann das Covid-Thema endgültig ad acta legen. «Sie werden mich dieses Jahr nicht mehr über Covid reden hören», sagte Konzernchef Thomas Schinecker am Donnerstagmorgen bei der Präsentation der Jahreszahlen vor Medienvertretern. 2024 soll das letzte Jahr gewesen sein, in dem der wegfallende Corona-Umsatz auf das Ergebnis drückte.
Wie Roche mitteilt, belastete der Rückgang der Covid-19-Verkäufe die Einnahmen 2024 noch einmal mit 1,1 Mrd. Fr. Hinzu kommt eine weitere Milliarde Umsatz, die der Konzern durch den Wegfall des Patentschutzes für mehrere Blockbuster-Medikamente verliert.
Eine starke Nachfrage nach Medikamenten und Diagnostika hat diesen Wegfall jedoch «mehr als ausgleichen», wie es in Basel heisst. Insgesamt setzte Roche im vergangenen Jahr 60,5 Mrd. Fr. um – ein Plus von 3%. Zu konstanten Wechselkursen hätte der Zuwachs sogar 7% betragen. Erfreulich ist, dass das Wachstum im vierten Quartal weiterhin robust bleibt – bereits das dritte Quartal in Folge steigt das Geschäft zu konstanten Wechselkursen um 9%.
Bei der Medienkonferenz betonte Schinecker – wie schon in den vergangenen Quartalen –, dass Roche, gemessen am Basisgeschäft (ohne Covid), auch während der Pandemie robust gewachsen sei.
Auf der Gewinnseite gibt es eine unschöne Wertberichtigung auf dem Goodwill im Zusammenhang mit dem Datenverarbeiter Flatiron Health und dem Gentherapiespezialisten Spark Therapeutics. Aus diesem Grund ist der Konzerngewinn (nach IFRS) um 19% auf 9,2 Mrd. Fr. gesunken. Das operative Kernergebnis, das Analysten als Richtgrösse verwenden, stieg dagegen 8% auf knapp 21 Mrd. Fr – zu konstanten Wechselkursen belief sich das Wachstum sogar auf 14%.
Mit den Zahlen hat Roche die Erwartungen der Analysten ungefähr getroffen. Die Aktien reagierten entsprechend kaum zur Handelseröffnung. Im Laufe des Tages avancierten sie jedoch bis auf ein Plus von über 2%. Die Aussagen des Roche-Managements an der Medien- und später an der Analystenkonferenz kommen am Markt offenbar gut an.
Prognose wie immer konservativ
Auffallend bei Roche ist die Diskrepanz zwischen der eher vorsichtigen offiziellen Guidance, was in der Medienmitteilung steht sowie dem, was Schinecker vor Medienvertretern sagt – letzteres versprüht durchaus Optimismus. Roche stellt für 2025 ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich (zu konstanten Wechselkursen) in Aussicht. Der Kerngewinn je Aktie soll im hohen einstelligen Prozentbereich steigen.
Roche ist zwar seit langer Zeit dafür bekannt, offiziell tief zu stapeln. Angesichts der robusten Umsatzentwicklung der letzten drei Quartale (jeweils +9%) und der starken Verkaufszahlen von Schlüsselmedikamenten wie dem Augenheilmittel Vabysmo (+68%), der Brustkrebstherapie Phesgo (+62%) und dem Lymphkrebsmittel Polivy (+39%) wirkt das Ziel dennoch sehr vorsichtig.
Umsatzentwicklung der wichtigsten Medikamente 2024
Auf die Frage von The Market, ob die Guidance nicht zu konservativ sei, antwortet Schinecker, er könne sich nicht erinnern, dass Roche jemals die eigenen Prognosen verfehlt habe. «Ich werde sicher nicht der erste CEO sein, unter dem das passiert.» Roche bleibt bei der Guidance also vorsichtig – was allemal besser ist als übertriebener Optimismus.
Roche betont starke Pipeline
Doch wie gesagt: Zuversicht versprüht Roche dennoch. Die strategische Überprüfung sei abgeschlossen, sagt Schinecker, jetzt gelte es, den positiven Schwung beizubehalten und «mit hohem Tempo zu wachsen». Wenn der Roche-Chef auf die Produktepipeline zu sprechen kommt, leuchten seine Augen erst recht.
Allein bis 2025 erwartet Roche Forschungsergebnisse aus zwölf wichtigen («pivotal») Studien. Sieben dieser Kandidaten dürften einen Spitzenumsatz von mehr als 3 Mrd. Fr. erzielen, vier weitere zwischen 2 Mrd. bis 3 Mrd. Fr., heisst es in der Präsentation. Schinecker lässt auch hier seinen Optimismus durchblicken, indem er hinzufügt, dass bei einigen Kandidaten wohl noch mehr möglich sei. Und: «Es muss nicht jeder dieser Kandidaten ein Erfolg werden – es reicht, wenn einige davon funktionieren.»
Roche in einer guten Ausgangslage
Auch The Market sieht Roche in einer vielversprechenden Ausgangslage und zählt die Aktien zu den Aktienfavoriten für 2025. Das wegfallende Covid-Geschäft wird dieses Jahr erstmals kein Thema mehr sein, wodurch das robuste Umsatzwachstum wieder sichtbar wird. Zudem werden die von Schinecker angestossenen Effiziensinitiativen von der Börse noch nicht honoriert. Die zahlreichen in diesem Jahr anstehenden Studienupdates könnten zu einem positiven Nachrichtenfluss führen, der sich auch positiv auf die Aktienkursentwicklung auswirken würde.
Auch die Bewertung spricht für Aktien: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Sicht der nächsten zwölf Monate liegt bei knapp 14 und damit unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von knapp 16. Zudem liegt die Dividendenrendite bei attraktiven 3,5%.
Der Start ins neue Jahr ist bereits geglückt: Mit einem Plus von 10% ist Roche die fünftbeste Aktie im SMI. Allerdings gilt: Nach den zahlreichen Flops bei wichtigen Studien in den vergangenen Jahren kann sich Roche vorerst keine weiteren grossen Fehlschläge mehr leisten, sondern sollte den Ankündigungen Taten folgen lassen. Sonst riskiert der Konzern, das Vertrauen der Börse erneut zu beschädigen.