Der ehemalige philippinische Präsident hat in den Zwischenwahlen ein neues Amt erobert. Ob er es je antreten kann, ist fraglich. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.
Der ehemalige philippinische Präsident Rodrigo Duterte ist am Montag wieder in ein politisches Amt gewählt worden: Er ist ein weiteres Mal der Bürgermeister der südphilippinischen Stadt Davao. Ob Duterte sein neues Amt je wird antreten können, ist mehr als fraglich. Er sitzt seit März in Den Haag im Gefängnis, der internationale Strafgerichtshof hat einen Strafbefehl gegen ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen.
Duterte ist schon zum achten Mal zum Bürgermeister von Davao gewählt worden. Die Stadt ist seine Machtbasis: Seine Beliebtheit dort ermöglichte ihm den Aufstieg zum Präsidenten. Der blutige Krieg gegen die Drogen, dessentwegen er in Den Haag im Gefängnis sitzt, hat er zuerst in Davao geprobt. All die Toten haben in seiner Heimat nicht zu einem Popularitätsverlust geführt – seine Inhaftierung hat ihn dort eher zum Märtyrer gemacht. Regelmässig finden Andachten statt, und die Stadt ist mit Postern mit seinem Gesicht dekoriert.
Sein Sohn wird Vizebürgermeister
Seit 1988, nach Dutertes erstem Wahlsieg als Bürgermeister, teilt sich die Familie Duterte die Macht in Davao – wenn ein Familienmitglied die gesetzlich vorgeschriebenen zwei Amtszeiten erreicht hat, regiert für ein paar Jahre ein anderer Duterte, sei es Rodrigo Dutertes jüngster Sohn Sebastian oder seine Tochter Sara. Der Sohn Sebastian Duterte war die vergangenen Jahre Bürgermeister. Jetzt wird er Vizebürgermeister. In Abwesenheit seines Vaters dürfte er aber faktisch das Amt des Bürgermeisters ausüben.
Duterte konnte gewählt werden, weil er noch keines Verbrechens verurteilt ist.
Die Bürgermeisterwahl fand im Zuge der nationalen Zwischenwahlen statt. Auch hier ging es um den Namen Duterte, genauer um seine Tochter Sara. Sie ist seit 2022 Vizepräsidentin des Landes. Damals hatten sich die zwei mächtigen Familien des Landes verbündet: Die Dutertes einerseits, die Marcos andererseits. Ferdinand Marcos, der Sohn des ehemaligen Diktators mit gleichem Namen, wurde Präsident.
Die Allianz zerbrach wenig später, und seither liefern sich die Familien ein öffentliches Duell, das an eine Fernsehserie erinnert: Man beschuldigt sich gegenseitig, Verschwörungen und Mordkomplotte zu schmieden. Auch die Auslieferung von Rodrigo Duterte nach Den Haag soll laut Duterte-Unterstützern ein politischer Schachzug des Marcos-Lagers gewesen sein.
Kein gutes Resultat für den Präsidenten
Die Zwischenwahlen zeigen: Die Dutertes sind weiterhin populär, auch ausserhalb ihrer Machtbasis in Davao. Von zwölf offenen Senatorensitzen konnten die von Präsident Marcos unterstützten Kandidaten gerade einmal sechs erobern. Vier der gewählten Kandidaten bekannten sich zum Duterte-Lager. Zwei gingen an Unabhängige.
Für den Präsidenten Marcos ist das ein ernüchterndes Resultat. Die Zwischenwahlen sind, ähnlich wie in den USA, eine gute Möglichkeit, der Bevölkerung den Puls zu fühlen. Marcos kämpft schon länger mit sinkenden Umfragewerten. Nun hat die Bevölkerung die Hälfte der von ihm portierten Kandidaten nicht ins Amt gewählt.
Der Machtkampf zwischen den zwei Familien geht damit in die nächste Runde. Während ihr Vater auf seine Verhandlung vor dem Strafgerichtshof in Den Haag wartet, wird die Vizepräsidentin Sara Duterte sich in den nächsten Monaten einem Absetzungsverfahren stellen müssen: Das Marcos-Lager beschuldigt sie der Korruption. Über die Absetzung muss der Senat entscheiden, jene Kammer, in der die Dutertes gerade Boden gutgemacht haben.
Sollte Sara Duterte einer Absetzung entgehen, dürfte sie 2028 als Präsidentin kandidieren und hätte gute Chancen, ins höchste Amt aufzusteigen. Beobachter zweifeln nicht, dass sie sich dann an der Marcos-Familie rächen würde.
Der Zwist zwischen den zwei Familien könnte die philippinische Politik noch jahrelang lähmen. Weit dringendere Probleme in den Philippinen bleiben weiterhin ungelöst: Die Korruption, die Armut und die erlahmte Wirtschaft müssen angesichts der Familienfehde offenbar warten.