Unsere Böden +++ Jans’ Krawatten und Kühe +++ Bregys Körpereinsatz +++
Unterwäsche im Untergrund
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Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) will der «Gesundheit unserer Böden» auf den Grund gehen und hat sich dafür eine ganz reizvolle Sensibilisierungskampagne ausgedacht. Die Bundesbeamten in Ittingen wollen «alle, die Zugang zu einem Stück Boden haben», dazu ermuntern, ihre Unterwäsche zu verbuddeln. Zum Mitmachen brauche es «eine Unterhose aus reiner Baumwolle» und eine handelsübliche Schaufel, teilt das Bafu mit. Nach zwei Monaten dann soll die Unterhose wieder ausgegraben werden. Der Abbaugrad des Stoffs gebe Hinweise darauf, welche biologischen Aktivitäten im Boden vor sich gingen. «Wenn das Gewebe teilweise oder ganz zersetzt ist, weist das darauf hin, dass der Boden gesund und lebendig ist.» Wichtige Fragen, etwa ob man die Slip-Überreste danach in der Grünabfuhr entsorgen kann, lässt das Bafu derweil offen. Unklar ist auch, was die nächsten Generationen über uns denken, wenn sie in Millionen Jahren eine vergessene Unterhose unter dem Saharasand ausgraben sollten. Ein Rätsel, das für immer offenbleibt: Was hält eigentlich SVP-Bundesrat Albert Rösti von der Unterwäscheaktion seines Bundesamtes?
Jans melkt oben ohne
afo.
Bleiben wir bei der Wäsche. Beat Jans ist schon länger nicht mehr oben ohne gesichtet worden. Am Tag seiner 100-Tage-Pressekonferenz trug der Bundesrat sogar zwei verschiedene Krawatten. Am Morgen hatte er eine blassblaue Krawatte um den Hals, während sein Medienchef Oliver Washington eine dunkle mit Punkten anhatte. Als Jans später im Fernsehen SRF auftrat, trug der Bundesrat plötzlich selbst eine getupfte Krawatte. Was war passiert? Recherchen der NZZ decken auf: Jans’ eigene Krawatte führte aufgrund des feinen Karomusters vor den Fernsehkameras zu einem Flimmereffekt. Also lieh sich der Bundesrat kurzerhand die Krawatte seines Pressechefs. Warum das wichtig ist: Krawatten sagen viel über die Seele eines Politikers aus. Während Bürgerliche sich ohne fast schon nackt fühlen und im Wahlkampf zuweilen dazu überredet werden müssen, sie im Sinne der Volksnähe wegzulassen (herzliche Grüsse an die Basler FDP), tasten sich Linke erst an die Krawatte heran, wenn sie ihre autonomen Hörner abgestossen haben und doch noch etwas werden wollen. So offensichtlich auch Jans. Ausser er melkt gerade medienwirksam Kühe im Jura, so wie in den letzten Tagen. «Blick» berichtete begeistert, Jans sei ein Bundesrat, der mit Gummistiefeln im Dreck stehen könne und Kühe verstehe. Nun, die geschätzten Kollegen vom Boulevard hat er jedenfalls durchschaut.
Vom Fussballfeld zum Muttermal
bin.
Der Walliser Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy argumentierte in der Stromgesetz-«Arena» mit seiner Körperfläche. Der erhoffte Zubau von grossflächigen Solaranlagen würde lediglich «ein Tattoo in dieser Grösse» ausmachen (Bregy bildete mit seinen Fingern einen kleinen Kreis auf seinem Oberarm). Damit setzt Bregy ganz neue Massstäbe in der Diskussion rund um die Energiewende. Während man einst vor allem bei der Photovoltaik von Fussballfeldern sprach, könnte man heute auch sagen: Mit einem Bregy-Bein würde die Schweiz den Atomausstieg locker schaffen. Nur liegt in der Politik aber immer alles im Auge des Betrachters. Beschleunigte Bewilligungsverfahren für Solarprojekte wie bei Grengiols, von dem sich der Initiator Peter Bodenmann einst zwei Terawattstunden erhoffte («so viel wie der Stausee an der Grande Dixence»), wurde von der Walliser Stimmbevölkerung abgelehnt. Dies obwohl die Anlage in einem Seitental installiert worden wäre, wo sie lediglich ein paar Wandervögel stören würde. Vielleicht müsste sich auch die Mitte überlegen, nach dem Ausstieg ihrer früheren Bundesrätin Doris Leuthard bald wieder in die Kernkraft einzusteigen. Allein Beznau produziert so viel Strom wie Bregys imaginiertes Tattoo; gemäss dem Walliser Nationalratskörper-Massstab wäre das AKW aber nur ein klitzekleines Muttermal.