Montag, September 30

Jahrelang suchte der Tennisstar vergeblich nach einem Käufer.

Jetzt hat es also doch noch geklappt: Roger Federer ist sein Grundstück hoch am Hang über Herrliberg, einen Steinwurf von der Villa Christoph Blochers, wieder losgeworden.

Federer hat sich längst für Rapperswil-Jona als Wohnsitz entschieden. Seeanstoss statt Seesicht, St. Gallen statt Zürich. Seit Anfang 2020 laufen dort die umfangreichen Bauarbeiten.

Dass Federer für das Bauland in Herrliberg keine Verwendung mehr hat, zeigte sich schon vor rund fünf Jahren, als er es zum ersten Mal auf den Markt warf. Der damalige Versuch wirkte aber derart plump, dass Zweifel aufkamen, ob wirklich der sonst so stilsichere Tennis-Champion dahinter stehen könne.

Auf der Allerweltsplattform Homegate wurden 35 Millionen Franken für die Parzelle verlangt. Das Inserat war durchgehend in Grossbuchstaben gehaltenen. Der Preis, stand da, «IST FIX». Gezeichnet von einem kaum bekannten Makler, der früher Autohändler war und dem auch eine Bar am linken Seeufer gehörte.

Aus Federers Umfeld wurde dann aber bestätigt, dass das Inserat echt sei. Die beiden sollen sich kennengelernt haben, als Federer mit seiner Familie in einer Villa in der Tiefsteuergemeinde Wollerau lebte.

Zugeschlagen hat die Amini-Gruppe

Diesmal lief alles etwas diskreter ab – und erfolgreicher.

Angeboten wurde das Herrliberger Grundstück, das mit 5779 Quadratmetern Platz für annähernd neun Tennisplätze bieten würde, von einer etablierten Immobilienfirma. Zugeschlagen hat die Amini-Gruppe mit Sitz in Zürich, dies bestätigt das zuständige Grundbuchamt in Meilen auf Anfrage.

Die Amini-Gruppe ist darauf spezialisiert, solche Grundstücke zu überbauen und die Neubauprojekte inklusive Inneneinrichtung im obersten Preissegment an anspruchsvolle Kunden zu verkaufen – vornehmlich rund um den Zürichsee. Gründer des Unternehmens ist Bashir Amini, der 1980 mit der Familie aus Afghanistan hierherzog, nachdem die Sowjets im Land einmarschiert waren.

«Wir sind stolz, dass sich die Familie Federer für uns als Käufer entschieden hat», sagt der Geschäftsführer Roland Spörri. Was die Amini-Gruppe mit dem Grundstück in Herrliberg vorhat, gibt sie noch nicht bekannt. Ein Geheimnis bleibt auch, wie viel sie dafür bezahlt hat.

Laut Marktkennern dürften die Summe aber näher bei 30 Millionen Franken liegen als bei den einst geforderten 35 Millionen.

Orientiert man sich an den Spitzenpreisen, die der Immobiliendienstleister Wüest Partner in Herrliberg erhoben hat, könnten es theoretisch bis zu 36 Millionen Franken sein. Doch Federers ehemaliges Grundstück befindet sich zwar an einer Toplage und hat Seesicht, es ist aber relativ abschüssig, nicht optimal erschlossen und nur teilweise bebaubar.

Unter dem Strich dürfte Federer daher nicht das ganz grosse Geschäft gemacht haben, obwohl sich die Landpreise in Herrliberg seit seinem Kauf mehr als verdoppelt haben. Denn in der Immobilienbranche geht man davon aus, dass er schon Ende 2011 eine äusserst stolze Summe bezahlte, als er das Grundstück vom Investoren Peter Friedli übernahm: 29 Millionen Franken.

Dieser für damalige Verhältnisse überhöhte Preis sei wohl auch der Grund, weshalb das vermeintliche Filetstück, eine der seltenen Baulandreserven in Herrliberg, so lange keine neuen Eigentümer fand.

Hinzu kommt die Grundstückgewinnsteuer, die der vor zwei Jahren zurückgetretene Tennis-Star an den Fiskus abliefern muss: Wenn er für rund 32 Millionen Franken weiterverkauft hat, betrüge diese annähernd eine Million.

Ein Komplex samt Tennis-Halle – und neue Probleme

Warum Federer sich gegen Herrliberg entschieden hat, hat er nie publik gemacht. Offensichtlich ist aber, dass er in Rapperswil-Jona dreimal so viel Platz zur Verfügung hat, um sich zu verwirklichen. Er lässt dort auch nicht bloss ein Haus bauen, sondern gleich einen Komplex von sechs Gebäuden, der kaum Wünsche offen lässt.

Einer der Neubauten soll einen Indoor-Tennisplatz enthalten. Dies ist zwar nie offiziell bestätigt worden, und alle am Bau beteiligten Parteien sind zur Geheimhaltung verpflichtet. Aber im amtlichen Gebäuderegister ist tatsächlich ein Sportgebäude verzeichnet – und die Dimensionen entsprechen exakt jenen eines Tennisfeldes. Allerdings ohne Auslaufzone hinter der Grundlinie.

Das dreigeschossige Haupthaus der Federers, vom dem es nur wenige Meter bis zum See sind, verfügt demnach über eine Wohnfläche von 1200 Quadratmetern. Gleich daneben befindet sich ein Gästehaus. Ein Komplex dieser Grösse wäre in Herrliberg nicht möglich gewesen.

Allerdings haben sich die Federers mit dem Umzug ans obere Zürichseeufer auch Probleme eingehandelt, die sie anderswo nicht hätten: Der geplante Bau eines Bootshauses und eines 18 Meter langen Stegs – beides würde in den See hinausragen – stösst auf Widerstand. Ende Mai hat der Verein Rives Publiques bekanntgegeben, dass er Einsprache dagegen erhoben hat.

Der Verein, der landesweit für freien Zugang zu den Seeufern und für Seeuferwege kämpft, argumentiert, dass durch dieses Projekt mehr Seefläche «privatisiert» werde als dies zuvor der Fall gewesen sei. Es sei nicht einzusehen, weshalb für die Federers zahlreiche Ausnahmebewilligungen gemacht würden. Dass diese im Gegenzug einen Teil des Uferbereichs ökologisch aufwerten wollten, ändere nichts daran.

Dank des Verkaufs in Herrliberg hat Federer aber spätestens jetzt genug flüssige Mittel, um sich den einen oder anderen Prozess um sein Bootshaus zu leisten.

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