Mittwoch, Februar 5

Die Anwendung von Rotlicht erfreut sich wachsender Beliebtheit. Vor allem auf Social Media macht das Phänomen die Runde.

Sucht man im Internet nach einem Rotlichtgerät, kommt rasch Überforderung auf. Angezeigt werden einem Masken und Panels in allen möglichen Varianten und zu den unterschiedlichsten Preisen. Die meisten Geräte befinden sich in einer Preisklasse zwischen 150 und 500 Franken, das schirmartige Modell Dermalux Flex MD kostet schon 2000 Franken.

Bei der weiteren Recherche wird klar, dass es ein Bedürfnis gibt, denn alle möglichen Medientitel von «Forbes» bis «Vogue» geben Empfehlungen für die «besten LED-Masken» ab, die dann auf die entsprechenden Seiten leiten. Gemäss Produktbeschreibungen haben aber alle Modelle eine ähnliche Wirkung: Das Rotlicht mit seinen spezifischen Wellenlängen stimuliere die Kollagenbildung, was zu weniger Falten, weniger Rötungen und einer besseren Hautqualität führen soll.

Mehr als Beauty?

Die Idee hinter dem Beauty-Trend, auf Lichtquellen zu setzen, ist alles andere als neu. Schon in der Antike wurde Sonnenlicht zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. In den 1990er Jahren war es dann die Nasa, die per Zufall auf die heilende Wirkung von Rotlicht stiess. Sie führte mehrere Studien dazu durch, was viele Anwendungsansätze für die spätere Rotlichttherapie, auch RLT, mit sich brachte.

Die potenziell hautglättende und straffende Wirkung der Rotlichttherapie ist der Schönheitsindustrie seit den 2010er Jahren bekannt. Aus dieser Zeit stammen die ersten RLT-Gesichtsmasken. Die Masken wurden kontinuierlich weiterentwickelt und sind nach wie vor sehr gefragt. Der grosse Vorteil der Masken ist ihre praktische Anwendung. Die Geräte können bequem von zu Hause aus genutzt werden, wodurch sich eine entsprechende Routine einfach in den Alltag integrieren lässt.

Neben dem Anti-Aging-Effekt wurden weitere Anwendungsmöglichkeiten der Rotlichttherapie erforscht und als Methode zur Behandlung bestimmter Beschwerden in Betracht gezogen. So haben Studien gezeigt, dass die Rotlichttherapie neben der Hautglättung auch zu einer verbesserten Wundheilung, weniger Entzündungen, vermehrtem Haarwachstum und Schmerzlinderung führen kann.

Trotz zunehmenden neuen Erkenntnissen hat die Wissenschaft die genauen biologischen Mechanismen, die bei der Anwendung der Rotlichttherapie gegen solche Erkrankungen wirken, noch nicht vollständig verstanden, wie die «New York Times» schreibt, die sich ebenso des Themas annahm, denn gerade in New York gibt es zahlreiche Infrarotstudios und -saunen. Trotzdem sei die Rotlichttherapie eine risikoarme und relativ erschwingliche Behandlungsform, die das Potenzial habe, wirksam zu sein, und daher ohne Bedenken ausprobiert werden könne.

Rotes LED-Licht kombiniert mit Nahinfrarotlicht

Wie funktioniert die Rotlichttherapie?

Bei der Rotlichttherapie gelangt kontrolliertes rotes LED-Licht und Nahinfrarotlicht direkt in die Hautzellen. Während die Wellenlängen des Rotlichts auf die oberen Hautschichten abzielen, dringen Infrarotwellen tiefer in das Gewebe ein und können sogar Muskeln und Knochen erreichen. Sind diese spezifischen Lichtwellen in die Zellen gelangt, wird die dortige Energieproduktion angeregt. Diese Energie fördert die Regeneration und das Wachstum der Zellen, was gemäss einer Studie zu einer intensiveren Kollagenbildung und dadurch zu einer verbesserten Hauttextur und einer optimierten Hautgesundheit führen soll.

Der gegenwärtige Trend zur Rotlichttherapie hat indes auch in Zürich nicht haltgemacht. Mittlerweile bieten mehrere Studios und Gesundheitszentren Behandlungen an, wie beispielsweise das Ayun Longevity Center, Youglowgirl, Tera Beauty und das Decamed Haut- und Laserzentrum. Diese verfügen über Rotlichttherapiebetten, die im Gegensatz zu einer Maske eine Ganzkörpertherapie ermöglichen. Ganz neu eröffnet hat das Wellness-Studio Red – House of Collagen im Zürcher Seefeld. Das im November 2024 von Dina Holzapfel und Tanja Deisler gegründete Unternehmen verfolgt ein Konzept, bei dem Rotlichttechnologie auf Achtsamkeit trifft.

Rotlichttherapie kombiniert mit Meditation

Eine Rotlichttherapie erzeugt Wärme und wirkt entspannend, ausserdem ist man während der Behandlungszeit nicht abgelenkt und hat Zeit für sich. Inspiriert von dieser Erkenntnis, eröffneten Dina Holzapfel und Tanja Deisler im Dezember 2024 im Seefeld das Studio Red – House of Collagen. Es verfügt über vier Ganzkörper-Rotlichttherapiebetten, die während einer Dauer von 11 (33 Franken) oder 22 Minuten (55 Franken) genutzt werden können. Gemäss Dina Holzapfel reichen 11 Minuten völlig aus, um die Haut zu aktivieren. Wendet man die Rotlichttherapie hingegen nicht regelmässig an oder will man explizit Schmerzen oder Entzündungen behandeln, empfiehlt die deutsch-amerikanische Unternehmerin die längere Therapie. Was die Behandlung aber wirklich besonders mache, sei die begleitende Meditation.

In jeder der vier Kabinen befindet sich ein Tablet mit Kopfhörern und einer Auswahl von Musik und meditativen Podcasts zu verschiedenen Themen. Diese umfassen Atemarbeit und Entspannung, Manifestation sowie Persönlichkeitsentwicklung. Die Podcasts wurden von Dina Holzapfel und Tanja Deisler selbst produziert und können in Deutsch, Englisch und Schweizerdeutsch angehört werden – weitere Sprachen wie Spanisch, Französisch und Türkisch folgen. Dina Holzapfel erklärt dies damit, dass eine Stimme in der Muttersprache oft behaglicher wirke als in einer Fremdsprache und das Zuhören dadurch entspannter sei. Sobald man sich also in ein Bett begibt – wie viele Kleidungsstücke man dabei ausziehen oder anbehalten möchte, ist jedem selbst überlassen –, können die Kopfhörer aufgesetzt werden und die «Red Experience» beginnt.

Neben den vier Kabinen mit Betten gibt es ebenfalls die Möglichkeit, für 30 Minuten einen separaten Raum zu buchen. Das sich darin befindende Gerät sendet eine höhere Dosis an Infrarotlicht aus als die Betten und ist daher für punktuelle Anwendungen, beispielsweise bei Rückenschmerzen, geeignet. Ebenfalls stehen in dem Raum Yogamatten und Kissen zur Verfügung. Wird das Gerät aus einer gewissen Entfernung genutzt, ist der Effekt der gleiche wie bei den Betten, kann aber mit Bewegung und meditativen Aktivitäten wie beispielsweise Yoga kombiniert werden. Die beiden Gründerinnen wollten mit dieser Alternative Rotlicht und Meditation in verschiedenen Formen erlebbar machen.

Ohne Regelmässigkeit kein Erfolg

Der Erfolg einer Rotlichttherapie hänge von der Intensität der Lichtquelle, dem Abstand der Lichtquelle zum Körper und vor allem von der Dauer und der Regelmässigkeit der Anwendung ab, erklären Dina Holzapfel und Tanja Deisler. Insbesondere bei einer Therapie zur Straffung der Haut sollen mehrere Behandlungen pro Woche am effektivsten sein, um die Kollagenproduktion maximal zu erhöhen. Die Unternehmerinnen verweisen in diesem Zusammenhang auf eine wissenschaftliche Studie, die nach zehn Hautaktivierungen innerhalb von vier Wochen eine Reduktion des Faltenvolumens um 30 Prozent feststellen konnte. Eine andere Studie spricht ebenfalls von sichtbarer Hautverjüngung bei zwei 20-minütigen Anwendungen pro Woche über einen Zeitraum von vier Wochen.

So oder so raten die Unternehmerinnen ihren Kundinnen und Kunden immer, die Häufigkeit der Therapien selbst auszuprobieren, um das Optimum für den eigenen Hauttyp und Gesundheitszustand herauszufinden. Bei Unsicherheit über die Wirkung oder bei sehr empfindlicher Haut empfehlen die Frauen, vor der ersten Anwendung einen Dermatologen zu konsultieren.

Auch im Hinblick auf die Meditation ist eine regelmässige Anwendung wünschenswert, damit sich die daraus resultierende Entspannung optimal mit der Wirkung der Rotlichttherapie verbindet und als Gesamtressource im Alltag genutzt werden kann. Gerade in der dunklen Jahreszeit könnten wöchentliche Rotlichtbehandlungen beispielsweise einer Winterdepression entgegenwirken, meint Dina Holzapfel. Lichttherapien wirken sich generell positiv auf die psychische Gesundheit aus und können auch bei Schlafstörungen, Angst- und Stresszuständen eingesetzt werden.

Gibt es Nachteile?

Auch wenn Rotlichttherapie als nichtinvasiv gilt, kann es dennoch vorkommen, dass bereits aktivierte Zellen durch zu viel Licht überstrapaziert werden. Dies ist bei zu langer, zu häufiger oder zu intensiver Nutzung eines Rotlichtgeräts der Fall. Eine Überdosierung äussert sich meistens in einer leichten Rötung der jeweiligen Hautpartien – diese klingt in der Regel nach ein paar Tagen von selbst wieder ab. Die beiden Frauen weisen alle ihre Kundinnen und Kunden vor der ersten Therapie auf die angemessene Dosierung hin und würden bei zu intensiver Anwendung intervenieren.

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