Klaus Schwab wird spätestens Anfang nächsten Jahres seine exekutive Rolle abgeben, aber vorläufig Chairman des Board of Trustees bleiben. Die Leitung dieses «Verwaltungsrats» des Weltwirtschaftsforums will er dann in den nächsten Jahren in andere Hände übergeben – «wenn eine geeignete Person zur Verfügung steht».

Am Anfang stand ein Inserat in der NZZ, in dem der in Genf lehrende junge Betriebswirtschaftsprofessor eine Assistentin oder einen Assistenten für die Organisation einer Konferenz suchte.

Klaus Schwab war nach Ingenieurs- und wirtschaftswissenschaftlichen Studien, zwei abgeschlossenen Doktoraten und dem Besuch der Harvard Business School zu dem Schluss gekommen, dass er dem Fokus auf den Shareholder Value, also auf den Gewinn, den Firmen für ihre Aktionäre erwirtschaften, etwas anderes entgegenhalten wollte. Er begann seine Mission für den Stakeholder-Kapitalismus.

Bereits damals ging es dem Sohn eines deutschen Vaters mit Schweizer Wurzeln und einer Schweizer Mutter um eine systematisierte Form des Austauschs zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, welcher die grossen Herausforderungen der Welt lösen helfen sollte. Eine internationale Konferenz würde dafür eine Plattform schaffen.

Abschied von der Gründer-geleiteten Organisation

Die Assistentin, die sich auf das Inserat bewarb und Schwab schliesslich anstellte, wurde seine Frau Hilde. Sie leitet seit fünfzig Jahren ausschliesslich pro bono die Schwab-Stiftung für Social Entrepreneurship. Aus dem Zwei-Personen-Betrieb, der 1971 die erste internationale Konferenz in Davos organisierte, ist das World Economic Forum (WEF) geworden, eine vom Schweizer Staat vor zehn Jahren als Internationale Organisation anerkannte Stiftung mit Sitz in Genf und rund tausend Mitarbeitern.

Inzwischen hat das WEF 54 Jahrestreffen veranstaltet, fast immer in Davos. Aus der von Globalisierungsgegnern und Verschwörungstheoretikern angefeindeten Konferenzorganisation ist eine dem ambitionierten Slogan «Improving the State of the World» verpflichtete Denkfabrik geworden, die Vertreter von Wirtschaft, Politik und Nichtregierungsorganisationen in verschiedenen Gemeinschaften versammelt und das ganze Jahr hindurch an unterschiedlichen internationalen Initiativen arbeiten lässt.

«Mir war wichtig, über internationale Probleme nicht nur zu sprechen, sondern diese rechtzeitig zu erkennen und zu ihrer Lösung beizutragen, indem das Forum verschiedene Stakeholder an einen Tisch bringt», sagt Schwab dazu. «Ich wollte nicht nur, dass das Forum von einer Konferenzorganisation zu einem Think-Tank wird, ich wollte, dass es ein Do-Tank wird.»

Dies sieht der inzwischen 86-jährige WEF-Gründer nun als gegeben an. Nachdem die Regelung seiner Nachfolge vermehrt zum Thema geworden ist, soll nun eine zusammen mit dem Ex-Nestlé-Chef Peter Brabeck initiierte Governance-Reform die Transformation von einer Gründer-geleiteten Organisation in eine internationale Organisation vollenden, die von einer starken exekutiven Geschäftsleitung und von den im Stiftungsrat (Board of Trustees) versammelten verschiedenen Stakeholders geführt wird. Mit Vollzug der Reform werde er seine exekutive Verantwortung ganz an die Geschäftsleitung übergeben.

Stiftungsrat mit neuen Ausschüssen

Bis anhin werden die Mitglieder des WEF (hauptsächlich grosse, international tätige Unternehmen) im Stiftungsrat repräsentiert, der eine Art Verwaltungsrat wählt, dem Schwab als Executive Chairman vorsteht. Neu soll dieser zwischengeschaltete Verwaltungsrat aufgelöst und durch vier Ausschüsse des Stiftungsrats ersetzt werden: ein Investment, Audit and Risk Committee, ein Governance and Nominations Committee, ein Innovation and Strategy Committee und ein Impact and Stakeholder Engagement Committee. Schwab bleibt vorerst nicht-exekutiver Chairman des Board of Trustees. Die Reorganisation soll noch vor dem nächsten Jahrestreffen im Januar 2025 vollendet werden.

Der WEF-Gründer, der sich jeden Tag mit Schwimmen fit hält, will «in den nächsten Jahren, sicher vor meinem 90. Geburtstag», auch auf die Rolle des Chairman verzichten. Zuerst müsse aber eine geeignete Person zur Verfügung stehen beziehungsweise durch Beendigung ihrer gegenwärtigen Funktion verfügbar werden. Als geeignet erachtet Schwab Personen mit internationaler Erfahrung und einem breiten Netzwerk, die idealerweise (etwa durch eine gegenwärtige oder frühere Mitgliedschaft im Board) die schlanke Funktionsweise des Weltwirtschaftsforums bereits kennen. Ihre Nationalität sollte dabei in seinen Augen keine Rolle spielen.

«Ich glaube nicht, dass Menschen über ihren Tod hinaus etwas bewirken können jenseits von dem Einfluss, den sie auf andere Menschen hatten», erklärt Schwab. Er freue sich sehr, mit so vielen interessanten Menschen weltweit im Austausch stehen zu können. Zudem sehe er sich in Verantwortung gegenüber all seinen Mitarbeitern, die Existenz des WEF als Organisation mit ihrer globalen Mission über sein Ableben hinaus sichern zu können. Dies will er mit den laufenden Veränderungen nun noch selber sicherstellen. Obwohl sein Sohn und seine Tochter inzwischen ebenfalls fürs WEF arbeiten, schliesst Schwab übrigens aus, dass diese eine Rolle bei seiner Nachfolge spielen könnten.

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