Donnerstag, Juli 4

Es war überfällig, dass sich das Finanzinstitut aus Österreich zurückzieht – vor allem aus ordnungspolitischer Sicht.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zieht in Österreich den Stecker. Sie verkauft ihre dortige Tochtergesellschaft an die Liechtensteinische Landesbank (LLB). Damit geht ein Kapitel zu Ende, das nie zu begeistern vermochte.

Das Engagement stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. So kamen schon kurz nach dem Kauf der Salzburger Privatinvest Bank (PIAG) im Jahr 2009 diverse Altlasten der PIAG zum Vorschein. Es ging um den Missbrauch von Kundengeldern, dubiose Klienten und weitere Ungereimtheiten, die den Ruf der ZKB zu gefährden drohten.

Private Banking in Salzburg ist keine Staatsaufgabe

Die Altlasten waren irgendwann abgetragen. Doch operativ kam die ZKB in Österreich nie in die Gänge. Das Ziel war, über ein lokales Standbein einen Marktzugang zur EU und zu deren wohlhabenden Privatkunden zu erhalten. Mit einem Kundenvermögen von zuletzt 3 Milliarden Franken blieb man aber unter den anfänglichen Erwartungen. Nun übernimmt die LLB zu einem ungenannten Kaufpreis das Geschäft, die beiden Standorte in Salzburg und Wien sowie die rund 120 Mitarbeitenden.

Der Entscheid der ZKB ist nicht nur betriebswirtschaftlich folgerichtig. Er ist es auch aus ordnungspolitischer Sicht. Denn es gibt keinen Grund, warum die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler des Kantons Zürich für Auslandabenteuer einer Bank ein finanzielles Risiko eingehen sollen. Es gehört nicht zu den Aufgaben des Kantons, wohlhabenden Kunden in Österreich und Süddeutschland eine Vermögensverwaltung anzubieten. Diese Dienstleistung wird in der EU von genügend Banken offeriert.

Der Rückzug aus Österreich ist überfällig. Mehr noch: Der Ausflug ins östliche Nachbarland hätte vor rund fünfzehn Jahren gar nie stattfinden dürfen. Es ist schon schwer zu begründen, warum der Staat im inländischen Bankengeschäft tätig sein soll. Denn anders als 1870, als die ZKB gegründet wurde, gelangen Zürcher Handwerker und Landwirte heute auch ohne staatliche Hilfe an Kredite.

Noch erklärungsbedürftiger wird es, wenn Firmen mit staatlicher Überlebensgarantie im Ausland zu wildern beginnen – ob sie nun ZKB heissen oder Swisscom.

Ein grossflächig verzerrter Wettbewerb

Warum kommt die ZKB zur Einsicht? Wahrscheinlich nicht aufgrund einer ordnungspolitischen Läuterung. Wenn sich die Bank im Private Banking «auf die beste­henden Märkte fokussieren und dort ihre strategischen Prioritäten vorantreiben will», hat dies profanere Gründe: Erstens wirkt der regulatorische Aufwand im Ausland abschreckend. Zweitens ist die Bank nicht auf Geld aus Österreich angewiesen. Die Einnahmen sprudeln auch so, vor allem in Krisen. Das zeigte sich beim Kollaps der Credit Suisse, als sehr viel Geld in den sicheren Hafen der ZKB floss; die Staatsgarantie entpuppte sich als riesiger Magnet.

Kommt hinzu, dass «die nahe Bank», so das populäre Versprechen aus der Werbung, nicht zwingend das Land verlassen muss, um über den Kanton Zürich hinaus wachsen zu können. Dank Digitalisierung lassen sich Finanzprodukte heute problemlos landesweit skalieren. Ein Beispiel ist das im Dezember lancierte Angebot «ZKB Banking». Es sieht die Möglichkeit einer digitalen Kontoeröffnung vor, so dass Menschen aus der ganzen Schweiz angesprochen werden können. Dass dies kaum im Sinne der Gründerväter ist, bremst die Expansion in keiner Weise.

Die Digitalisierung lässt geografische Grenzen verwischen. Das ist ein Segen in freien Märkten. Heikel wird die Sache, wenn Kantonalbanken mit Staatsgarantie immer stärker ausserkantonal tätig werden. Das führt nicht nur zu einem immer grossflächiger verzerrten Wettbewerb, zumal eine Staatsgarantie einer Subvention gleichkommt. Hinzu kommt, dass immer mehr Risiken, die nur noch am Rande mit dem Leistungsauftrag zu tun haben, auf den Steuerzahler abgewälzt werden. Der längst fällige Rückzug der ZKB aus Österreich ändert an diesem Ärgernis nur wenig.

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