Zum ersten Mal gab es bei «Germany’s Next Topmodel» (GNTM) einen männlichen Sieger. Alles andere in der 19. Staffel der Casting-Show war wie immer.

Abgesehen davon, dass im Zeichen der Diversität erstmals Männer um den Topmodel-Titel kämpften und auf dem Laufsteg laufen durften, war alles wie immer an diesem dreistündigen Finale von «Germany’s Next Topmodel» am Donnerstagabend. Nahezu durchgehend wurde die Show von Klubmusik begleitet. Zum Beispiel vom Duo Sofi Tukker, in dessen sexuell aufgeladenem Musikvideo «Spiral» Heidi Klum mit einem Mikrofon in Form eines Dildos auftritt.

Etliche Werbeunterbrechungen zogen die Sendung in die Länge –, ein untrügliches Zeichen für den anhaltenden Erfolg des Formats. Früher war die Flugbegleiterin der Traumberuf, heute ist es das Glamour versprechende (und sein glamouröses Versprechen meist nicht einhaltende) Model.

Natürlich durften auch die klingenden Namen nicht fehlen. Allen voran der Designer Wolfgang Joop, der von seinem Landgut in Bornstedt bei Potsdam aus gewissermassen die Deutungshoheit über die Modeszene innehat und Heidi Klum in mehreren Staffeln als Juror zur Seite stand. Und er sei es gewesen, der Heidi den Vorschlag gemacht habe, Männer zum Wettbewerb zuzulassen.

Altern in der Modebranche

Im November dieses Jahres wird Joop, der in Interviews immer wieder sagt, er habe Mühe, sich mit dem Altern abzufinden, achtzig. Besonders in der Mode, die die Kunst der Illusion perfektioniert hat, wird das angebliche Verfalldatum deutlich früher angesetzt als in anderen Bereichen, obwohl die Industrie inständig beteuert, dass sogenannte Best Agers so gefragt seien wie niemals zuvor.

Wolfgang Joop, in der Front-Row des Publikums sitzend, gab zur «GNTM»-Neuerung der Männermodels eines seiner vielen Bonmots zum Besten. Ganz in der Manier seines verstorbenen Berufskollegen Karl Lagerfeld: «Das Décolleté des Mannes ist das Sixpack», sagte Joop. Nicht zum «grossen Finale» angereist kam Jean Paul Gaultier, der in Folge drei als Gastjuror geamtet hatte.

Dafür erhielten zwei Schweizer die Gelegenheit, sich und ihre Mode zu präsentieren, Yannik Zamboni mit seinem Label Maison Blanche sowie Kevin Germanier. Zamboni hatte im Vorjahr den mit 1 Million Dollar dotierten 1. Preis in der ebenfalls von Heidi Klum gemeinsam mit Tim Gunn moderierten amerikanischen Show «Making the Cut» gewonnen, produziert von Amazon Prime Video. Seitdem ist der Schweizer eng befreundet mit seiner Mentorin.

Kevin Germanier fertigte ein Fussball-Outfit mit Glitzereffekten für die jeweils drei Finalistinnen und Finalisten an. Darin fotografiert wurde das Sextett vom Briten Rankin, während es das Tor hüten musste. Als Torschütze diente der Fussballpensionär Bastian Schweinsteiger. Die Schüsse am besten parierte Linus, der schliesslich Zweiter werden sollte. Als Erste schieden die eineiigen Zwillinge Julian und Luka aus.

Dass dies kein Drama zu sein braucht, belegen etwa Linda Evangelista, Cindy Crawford, Karen Mulder oder Gisele Bündchen. Keines dieser Models mit Superstarstatus vermochte den bedeutendsten Wettbewerb der Modelbranche, den Elite Model Look, zu gewinnen. Wer weiss, vielleicht blüht den Twins ja eine internationale Karriere wie dereinst den Showgirls Alice und Ellen Kessler, weltbekannt als die Kessler-Twins.

Schwerverdauliches Dessert

Die beiden angelten sich über die gesamte Staffel gesehen die wichtigsten «Jobs» und wurden für ihre Wandlungsfähigkeit über den grünen Klee gelobt. Wer dachte, nach dreieinviertel Stunden sei Schluss mit «GNTM 2024», hatte falsch gedacht.

Dem Finale folgte eine einstündige, überflüssige «Topmodel Aftershow» ohne Klum, in der auf die Gewinner belanglose Fragen einprasselten. Die 20. Staffel von «Germany’s Next Topmodel» kommt trotzdem so sicher wie die nächste Sommermode.

Exit mobile version