Donnerstag, Februar 13

Amerikanische Spitzenmilitärs beobachten mit Sorge, wie autoritäre Regime in Ostasien aufrüsten. Dass Nordkorea Truppen nach Russland schickt, hat sie überrascht.

Für das amerikanische Militär ist China die «massgebliche Herausforderung», nach der es seine eigene militärische und technologische Planung ausrichtet. So steht es in der nationalen Verteidigungsstrategie von 2022. Das auf Hawaii angesiedelte Regionalkommando der amerikanischen Streitkräfte im Indopazifik ist unter anderem für China zuständig. Es beobachtet, dass die aufstrebende Grossmacht seine Streitkräfte massiv ausbaut und die Volksbefreiungsarmee immer grössere und komplexere Manöver durchführt. Pekings Ansprüche auf Taiwan und einen grossen Teil des Südchinesischen Meeres können die Amerikaner nicht akzeptieren.

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Während China den Takt vorgibt, grenzt mit Russland eine weitere Grossmacht an den Pazifik. Diese wird in der Strategie als «akute Gefahr» beschrieben. Die Einschätzung gilt heute noch: Denn bei allen Schwierigkeiten in der Ukraine rüstet Russland im Pazifik auf.

Russland behält seine U-Boot-Technologie für sich

Moskau habe seit Beginn des Krieges in der Ukraine vor drei Jahren in seiner Pazifikflotte sieben neue U-Boote in Dienst gestellt, sagt ein amerikanischer Militär in einem Hintergrundgespräch in Honolulu. Drei davon seien Atom-U-Boote, welche Langstreckenraketen abfeuern könnten, die mit Atomsprengköpfen bestückt seien. Zwei Einheiten seien mit Lenkwaffen ausgestattet. Diese können Ziele an Land und auf See angreifen. Zwei Einheiten sind nach amerikanischen Angaben Jagd-U-Boote, welche feindliche Schiffe und U-Boote mit Torpedos bekämpfen.

Russische U-Boote gehören nach Ansicht von Experten zu den besten und sind in vielerlei Hinsicht mit den amerikanischen ebenbürtig. Sie sind extrem leise und können somit schwer geortet werden. China, das in vielen Rüstungsbereichen massiv aufgeholt hat, kann da noch nicht mithalten. Seine U-Boote gelten als vergleichsweise laut.

Darum schauen die Amerikaner genau darauf, ob Russland seine U-Boot-Technologie an andere Länder weitergibt, insbesondere an China, aber auch an Nordkorea. Die beiden Diktaturen unterstützen Russland tatkräftig in seinem Krieg in der Ukraine – China wirtschaftlich, etwa mit Dual-Use-Gütern und als Käufer von russischen Rohwaren, Nordkorea militärisch mit Artilleriegranaten und Soldaten.

Nordkorea erhält russische Raketentechnologie

Schon lange stellt sich die Frage, was Peking und Pjongjang im Gegenzug erhalten. An der russischen U-Boot-Technologie wären beide sicherlich interessiert, insbesondere an der Antriebstechnik und der akustischen Verkleidung. China, so die Amerikaner, sei bei der Weiterentwicklung seiner U-Boote ganz auf sich allein gestellt, was den Fortschritt erschwere. Das Gleiche gilt für Nordkorea.

Bisher gibt es laut amerikanischen Einschätzungen keine Anzeichen dafür, dass die Russen ihre Technologie weitergeben. Weiterhin scheinen sie das Kronjuwel ihrer Rüstungsindustrie für sich behalten zu wollen. Mit China haben sie schlechte Erfahrungen gemacht. Denn sie mussten zum Beispiel bei Flugzeugen erfahren, wie China innert kurzer Zeit russische Modelle nachbaute und dann weiterentwickelte. Offenbar will Moskau dies bei U-Booten vermeiden.

Die amerikanischen Militärs gehen davon aus, dass Nordkorea als Gegenleistung für seine Truppen, die an Russlands Seite gegen die Ukraine kämpfen, Technologie für die Raumfahrt erhält. Dazu gehörten Raketenmotoren, die Anwendung und Verarbeitung spezieller Metalle und Steuerungssysteme.

Nordkoreanische Truppen in Russland überraschten die Amerikaner

Dass Nordkorea Truppen nach Russland schicken würde, war für die amerikanischen Militärs eine grosse Überraschung, man hätte sich das vor einem Jahr noch nicht vorstellen können. Rund ein Drittel der in einer ersten Welle entsandten 12 000 Soldaten seien verletzt oder getötet worden. Die Verlustzahlen werden als sehr hoch bezeichnet, doch Nordkorea hat mit rund 1,3 Millionen aktiven Soldaten die viertgrösste Armee der Welt.

Für seine Waffenbrüderschaft soll Pjongjang auch ein russisches Flugabwehrsystem für die Verteidigung der Hauptstadt erhalten haben, wo der grosse Führer Kim Jong Un und seine Entourage sitzen. Die Führungsriege fühlt sich offenbar bedroht: Mitte Oktober meldete Nordkorea, Drohnen über Pjongjang entdeckt zu haben, die aus Südkorea gekommen seien. Der Norden drohte mit Vergeltung, falls sich solche Aktionen wiederholten. Südkorea hat diese Behauptung laut der Nachrichtenagentur Yonhap weder bestätigt noch dementiert.

Kims Regime schätzen amerikanische Militärs als relativ stabil ein, auch wenn diese Stabilität jederzeit kippen könne. Dass man Nordkorea aber nicht ignorieren könne, zeige sich allein darin, dass Pjongjang in den letzten Jahren zweihundert Raketentests durchgeführt habe.

Die Achse Moskau–Peking macht Sorgen

Aus verschiedenen Gesprächen in Honolulu wird klar, dass der Fokus der Amerikaner gegenwärtig aber auf China liegt. 2022 haben die Staatschefs Xi Jinping und Wladimir Putin eine «Freundschaft ohne Grenzen» ausgerufen. Zwar verweisen die Amerikaner immer noch darauf, dass sich die beiden Grossmächte nicht richtig trauten. Dennoch sehen sie militärische Auswirkungen der Achse Moskau–Peking. So flogen russische und chinesische Bomber, die Atombomben abwerfen können, letztes Jahr zweimal gemeinsame Manöver, einmal in der Nähe von Alaska, einmal über der Japanischen See.

Dabei nutzten die chinesischen Flugzeuge mindestens einmal auch einen Flugplatz im Nordosten Russlands. Eine dauerhafte Präsenz der Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee in der Region konnten die Amerikaner bisher aber nicht feststellen. China bezeichnet sich selber als «nahezu arktischen Staat» – die Amerikaner beobachten Pekings Aktivitäten in der Region mit Misstrauen.

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