Freitag, Januar 31

Die Betriebsökonomin Sabine Reber mag Herausforderungen und Veränderungen. Sie gab ihren Job beim Autohersteller Mercedes-Benz auf und gründete ein Jungunternehmen. Alkoholfreie Weine sind ihr neues Betätigungsfeld.

Sie sagt es offen und ohne schlechtes Gewissen: «Ich liebe schöne Autos.» Das Bekenntnis der 34-jährigen Sabine Reber kommt nicht von ungefähr. Die ausgebildete Betriebsökonomin hat zehn Jahre in verschiedenen Führungspositionen des deutschen Autoherstellers Mercedes-Benz in der Schweiz gearbeitet. Damit ist jetzt Schluss. Reber hat eine neue Herausforderung gesucht – und gefunden.

Sie steht jetzt beruflich auf eigenen Füssen. In ihrem Startup Amesco geht es um Wein, um alkoholfreien Wein. Edle Tropfen haben es ihr schon immer angetan. Und einem guten Bordeaux ist Sabine Reber überhaupt nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil. Sie versteht ihr Jungunternehmen denn auch nicht als Konkurrenz zu den herkömmlichen Gewächsen, sondern als Ergänzung. Generell würden alkoholfreie Getränke im Trend liegen, sagt die innovative Frau im Gespräch. «Da will ich mit Amesco einen neuen Qualitätsstandard im alkoholfreien Weinsegment setzen.»

Reber hat mit Unterstützung von Branchenexperten über ein Jahr gepröbelt, Hunderte von Mustern degustiert, bis sie mit dem Resultat im Glas zufrieden war. Der Alkohol wird nicht mit der sonst üblichen Vakuumverdampfung entzogen, sondern mit der Methode der Membranfiltration. «Wir haben die Technik derart perfektioniert und eine neue Methode entwickelt, die es nun ermöglicht, zwar den Alkohol zu entziehen. Aber die Ursprungsaromatik des Weins und damit der Vinifikationsstil des betreffenden Weinguts bleiben erhalten», erklärt Reber. Ihr ist es ein Anliegen, dass man dem «Original» so nahe wie möglich kommt. Wein ist schliesslich ein Genussmittel.

Zwei der drei ersten Weine sind gelungen

Für ihre Produkte sucht Sabine Reber Weingüter, mit denen sie zusammenarbeiten kann. Für den Start hat sie sich mit Roland Lenz aus dem Thurgau zusammengetan. Der Bio-Winzer hat sich auf sogenannte Piwis spezialisiert, also pilzwiderstandsfähige Sorten. Auf seinem Gut werden die Weine produziert und von Amesco entalkoholisiert. Die drei Premieren-Tropfen bestehen aus Sorten wie Souvignier Gris, Cabernet Blanc oder Muscat Bleu. Während der Rosé und die Cuvée Weiss dank ihrer Aromatik und ihrem Geschmack gut gelungen sind, ist der Barrique Weiss noch nicht ganz auf dem erforderlichen Niveau, weil er zu stark vom Holz geprägt ist. Das werde beim Jahrgang 2024 noch ausbalanciert, verspricht Reber. Ein Versuch des Trios lohnt sich allenthalben (erhältlich über itamesco.com).

Noch ist das Sortiment klein. So fehlt etwa ein Rotwein. «Hier befinden wir uns in der Testphase», sagt Reber. Sie ist aber überzeugt, dass bald zufriedenstellende Resultate vorliegen werden. Die Jungunternehmerin streckt zudem ihre Fühler in klassischen Anbauländern wie Frankreich, Italien und Spanien aus, um entsprechende Partnerschaften mit interessierten Winzern und Winzerinnen eingehen zu können.

Was passiert mit dem entzogenen Alkohol?

Vorläufig ist Amesco eine One-Woman-Show. Aber Sabine Reber, beinahe alleinige Aktionärin des Startups, ist stolz darauf, dass sie den Aufbau ihrer Firma ausschliesslich mit eigenen Mitteln finanzieren kann. Angesichts der Aufbauarbeiten liegt es auf der Hand, dass ihr derzeit wenig Freizeit übrigbleibt. Wenn es möglich ist, surft Sabine Reber ebenso gerne, wie sie Snowboard fährt.

Nachhaltigkeit ist der Firmengründerin wichtig. So bleibt etwa die Frage, was mit dem entzogenen Alkohol passiert. «Wir prüfen mehrere Möglichkeiten», sagt Reber. Eine Idee entstand aus einer Kooperation mit einem Abwasserverband. «Durch die Verbrennung des Ethanols entsteht ein Gas, das man als Energie zurückgewinnen kann und ins Stromnetz einspeist», ergänzt sie. So will Amesco eine zirkulare Ökonomie anstreben.

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