Donnerstag, Oktober 10

Verschiedene Schweizer Fussballer stehen in ihren Vereinen im Blickpunkt. Das sind die sieben interessantesten Geschichten.

In der Schweiz wird schon seit vier Wochen gespielt. In England, Frankreich, Italien und Spanien erfolgt nun in diesen Tagen der Startschuss zur neuen Liga-Saison. In Deutschland stehen zum Auftakt Cup-Spiele an. Und an allen Orten mittendrin: Schweizer Protagonisten.

Zeki Amdouni, FC Burnley

Die englische Premier League ist das Schlaraffenland des europäischen Fussballs. Im letzten Sommer erliegt Zeki Amdouni seinen Rufen, der Stürmer geht vom FC Basel nach Burnley, zum Aufsteiger, der von Vincent Kompany trainiert wird.

Ein Jahr später ist Amdouni immer noch in Burnley. Für den Trainer Kompany gilt das nicht, er arbeitet jetzt bei Bayern München. Und auch die Premier League hat sich schon wieder aus dem altehrwürdigen Turf-Moor-Stadion verabschiedet.

Der FC Burnley ist zurück in der Championship, auch fünf Tore von Amdouni haben den Abstieg nicht verhindert. Nun stellt sich für den Nationalspieler, der an der EM zu vier Teileinsätzen kam, die Frage, wie es weitergehen soll. Eine Saison in der zweithöchsten englischen Liga ist für ihn keine allzu verlockende Perspektive. Lieber würde sich der 23-Jährige in einer Top-5-Liga oder bei einem grossen Klub in einer Liga wie in Portugal weiterentwickeln.

Gespräche über einen Wechsel laufen, das Interesse am Romand, heisst es aus seinem Umfeld, soll rege sein. Doch da ist eben auch die Ablösesumme von rund 18 Millionen Franken, welche Burnley letzten Sommer in Amdouni investiert hat und die Situation nun verkompliziert. Ein Minusgeschäft wollen die amerikanischen Besitzer mit dem Schweizer Stürmer nicht machen.

Breel Embolo, AS Monaco

Vielleicht gelingt es Breel Embolo mit ein paar Jahren Verspätung doch noch, sein Potenzial auf höchstem Niveau konstant nachzuweisen. Es gab nicht wenige Beobachter, die Embolo vor zehn Jahren zugetraut hätten, sich zum Weltklassestürmer zu entwickeln. Mehrere schwere gesundheitliche Rückschläge stoppten den wuchtigen Angreifer immer wieder, Embolo fiel insgesamt schon über 1000 Tage verletzt aus.

Die EM in Deutschland im Sommer bestritt er nach monatelanger Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses und anschliessender Oberschenkelblessur nicht in Bestform, aber er war für das Schweizer Team ein wichtiger Faktor. Das letzte Euro-Bild: wie Embolo im Viertelfinal gegen England das 1:0 erzielt.

Und jetzt scheint Breel Embolo nach auch privat regelmässig schwierigen Momenten und vielen Eklats und Skandalen bereit für einen Neustart. Er hat im komplizierten Umfeld ausgemistet, etwa den Berater gewechselt. Embolo wirkt aufgeräumt und wieder fröhlich wie früher, als er als Teenager im FC Basel zum Publikumsliebling aufstieg.

27 Jahre alt ist Embolo, angeblich interessierte sich jüngst auch Bayern München wieder für seine Dienste. Embolo ist bei Monaco neben dem Torhüter Philipp Köhn und dem Mittelfeldspieler Denis Zakaria einer von drei Schweizern, die unter dem früheren YB-Trainer Adi Hütter vor einer erfolgreichen Saison stehen könnten.

Am letzten Montag traf ein bemerkenswert agiler Embolo beim 3:0-Sieg im Testspiel auswärts gegen den FC Barcelona mit einem feinen Lob. Sein Trainer Hütter hat einmal gesagt, Embolo wisse gar nicht, wie gut er sein könne. Jetzt müssen nur noch die Muskeln, Sehnen und Gelenke des dynamischen Stürmers zuverlässig halten.

Fabian Hürzeler, Brighton & Hove Albion

Was für eine Karriere: Fabian Hürzeler hat im Sommer als jüngster Trainer in der Geschichte der Premier League den Trainerjob bei Brighton & Hove Albion übernommen. Die Erwartungen an den 31-Jährigen sind riesig: Gleich 7,5 Millionen Franken Ablösesumme überwies Brighton an den Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli. Hürzeler gilt als sehr ehrgeizig und selbstbewusst. Der Sohn eines Schweizers und einer Deutschen hat auch den amerikanischen Pass. Er wurde in Houston geboren, wo sein Vater als Zahnarzt arbeitete.

Hürzelers Aufgabe ist interessant – und schwierig. Das aufstrebende Brighton erreichte jüngst die Ränge 9, 6 und 11. Insbesondere unter Hürzelers Vorgänger, Roberto De Zerbi, der zu Olympique Marseille wechselte, gefiel Brighton mit mutigem, modernem Fussball. Die Fussstapfen sind riesig, aber Hürzeler hat in Deutschland bewiesen, dass er sehr forsch und fordernd auftreten kann.

Empfangen worden ist Hürzeler in England mit offenen Armen. Sein erfahrenster Spieler ist der sieben Jahre ältere James Milner, der einst lange bei Liverpool spielte. Milner sagte in dieser Woche in einem Interview mit Sky Sports, Hürzeler sei mit seinem Stil und seiner Herangehensweise eine Mischung aus De Zerbi und dem langjährigen Liverpool-Erfolgscoach Jürgen Klopp: «Ich bekomme Flashbacks. Wir spielen intensiv und sind mit und ohne Ball nach vorne orientiert.»

Bereits rund 130 Millionen Franken hat Brighton in diesem Transferfenster in neue Spieler investiert, am Ende dürften es über 200 Millionen sein. Am Mittwoch stiess auch das 20-jährige deutsche Talent Brajan Gruda von Mainz für 30 Millionen Franken Ablösesumme plus Bonuszahlungen dazu. Es ist in jeder Beziehung eine neue Welt für Fabian Hürzeler.

Cameron Puertas, Union Saint-Gilloise

Genau genommen gehört Cameron Puertas nicht auf diese Liste. Er ist zwar in Lausanne geboren und aufgewachsen, doch den Schweizer Pass besitzt er noch nicht. Erst 2025 dürfte er ihn bekommen, weil ein Verkehrsdelikt den Einbürgerungsprozess des Sohnes spanischer Einwanderer um Jahre verzögert hat.

Beim Schweizerischen Fussballverband warten sie darauf, dass der 25-Jährige den Pass erhält; seine rasante Entwicklung wird dort genau verfolgt. Puertas hat jüngst in Belgien geglänzt. Mit Union Saint-Gilloise verpasste er den Meistertitel nur knapp. Der Mittelfeldspieler bestach dabei als Vorlagengeber, bereitete in der Liga 17 Tore vor – das ist Rekordwert in den grösseren europäischen Ligen.

Solche Zahlen fallen nicht nur dem SFV auf. Regelmässig wurde Puertas in letzter Zeit mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Spätestens nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Slavia Prag stehen alle Zeichen auf Abschied. Interesse gibt es aus England, aus Italien und aus Saudiarabien.

Fabian Rieder, VfB Stuttgart

Es hat ein wenig länger gedauert, als sich Fabian Rieder das vorgestellt hat. Aber jetzt ist der Solothurner dort, wo er immer hinwollte: in der Bundesliga. Dazu noch beim VfB Stuttgart, diesem aufstrebenden Verein.

Die Schwaben haben in der letzten Saison alle überrascht; am Ende standen sie auf Rang zwei. Es war eine Sensation, an der Trainer Sebastian Hoeness grossen Anteil hatte.

Rang zwei bringt die Champions League nach Stuttgart. Und mit ihr kennt sich Fabian Rieder aus. Ende August 2023 stand er auf dem Platz, als die Young Boys gegen Maccabi Haifa die Teilnahme an der Gruppenphase sicherstellten.

Am nächsten Tag setzte sich Rieder dann in einen Privatjet, der ihn wegbrachte aus Bern, der Stadt, in der er schon als Jüngling zum Führungsspieler gereift war. In Rennes im Norden Frankreichs setzte das Flugzeug wieder auf. Rieder, damals 21 Jahre alt, unterschrieb beim Ligue-1-Klub einen Vertrag bis 2027, kolportierte Ablösesumme: rund 15 Millionen Franken.

Rennes statt Bundesliga, der bevorzugten Destination Rieders; ein Wechsel ganz zum Ende des Transferfensters, obwohl der junge Mittelfeldspieler gerne früher Klarheit gehabt hätte. Das alles nach einem Sommer, den Rieder später als «schwierig» bezeichnen wird.

Der Mittelfeldspieler fällt in ein Loch, körperlich und mental. Tut sich schwer, in Frankreich Fuss zu fassen. Bricht sich selbigen Anfang 2024 auch noch und fehlt wochenlang. Das erste Tor für den neuen Verein gelingt ihm erst in der 95. Minute des letzten Saisonspiels.

Mit einem Aufgebot für die EM rechnet Rieder nach dem schwierigen Jahr mit nur 15 Liga-Einsätzen nicht. Doch dann steht er im Kader von Nationaltrainer Murat Yakin. Und im dritten Gruppenspiel gegen Deutschland sogar in der Startformation.

Dort bleibt Rieder, glänzt als laufstarker und spielintelligenter Mittelfeldspieler. Noch während der EM wird bekannt, dass Rieder nach Stuttgart wechselt, vorerst leihweise, wobei die Deutschen eine Kaufoption besitzen. Im Mittelfeld der Deutschen gibt es einige Konkurrenz, doch der Stuttgarter Spielplan ist dank der Champions League reich befrachtet. An Einsatzgelegenheiten dürfte es Rieder nicht fehlen.

Neben dem Solothurner hat mit Aurèle Amenda ein weiteres ehemaliges YB-Talent den Sprung in die Bundesliga geschafft. Der junge Verteidiger ist zu Eintracht Frankfurt gewechselt.

Ricardo Rodriguez, Betis Sevilla

Man hat seit ein paar Jahren das Gefühl, Ricardo Rodriguez habe an Dynamik und Schnelligkeit eingebüsst. Aber der Defensivspieler mit dem starken linken Fuss, der bemerkenswerten Coolness am Ball und dem ausgeprägten Gespür für Spiel, Tempo und Antizipation hat an der Europameisterschaft mit dem Schweizer Team gezeigt, dass er immer noch ein wertvoller Abwehrspieler ist. Vielleicht nicht mehr in einer Viererkette hinten links, aber ganz bestimmt links in einer zentralen Dreierreihe. Dort spielt Rodriguez seine Ruhe und Routine vorbildlich aus.

Im Sommer lief sein Vertrag bei Torino aus, an Angeboten mangelte es dem 31-Jährigen nicht. Inter Mailands Trainer Simone Inzaghi hätte Rodriguez gerne als Absicherung geholt, wochenlang überschlagen sich die Gerüchte über den neuen Arbeitgeber des ablösefreien Verteidigers. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass es Rodriguez zu Betis Sevilla zieht. Am Dienstag wurde er vorgestellt, garniert mit Video-Glückwünschen von vielen Weggefährten wie Granit Xhaka und Manuel Akanji.

Rodriguez sagte, das Projekt bei Betis unter dem Trainer Manuel Pellegrini gefalle ihm sehr, er fühle sich in Spanien wie zu Hause. Der Sohn eines Spaniers und einer Chilenin startete mit seinem neuen Verein bereits am Donnerstagabend gegen den FC Girona mit einem 1:1 in die Saison. Rodriguez wurde noch nicht eingesetzt, dürfte sich bei Betis aber bald zu einer Stütze entwickeln. Vielleicht gelingt es ihm sogar, die Schweizer Bilanz in Spanien ein wenig zu verbessern – mit Ausnahme von Fabio Celestini hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum ein Spieler in La Liga nachhaltig durchgesetzt.

Yann Sommer, Inter Mailand

Im Dezember wird Yann Sommer 36 Jahre alt. Seine lange, grosse Karriere ist auf der Zielgerade, an Herausforderungen fehlt es dem Nationaltorhüter keineswegs. Mit dem italienischen Meister Inter Mailand gilt es, die überragende letzte Saison zu bestätigen – und in der Champions League anzugreifen. Die Verträge mit den umworbenen Führungsspielern Lautaro Martínez und Nicolò Barella wurden wie jener mit dem Erfolgstrainer Simone Inzaghi verlängert. Im Vergleich zu anderen europäischen Topteams sind die finanziellen Möglichkeiten bei Inter bescheiden. Dennoch ist es den Mailändern gelungen, erneut eine starke Mannschaft zusammenzustellen.

Gekommen ist auch ein neuer Torhüter. Der 26-jährige Spanier Josep Martínez wurde von Genua verpflichtet, die Ablösesumme betrug knapp 15 Millionen Franken. Martínez soll Sommer beerben, vermutlich aber noch nicht in dieser Saison. Inzaghi hat den Schweizer als Nummer 1 bestätigt. Im jüngsten Testspiel auswärts gegen Chelsea (1:1) präsentierte sich Sommer in starker Verfassung.

Vielleicht wird sich Yann Sommer in Zukunft auf seine Aufgaben bei Inter Mailand konzentrieren. Nach zehn Jahren als Stammgoalie und 94 Länderspielen im Schweizer Nationalteam wird er laut Medienberichten von Dortmunds Gregor Kobel als Nummer 1 abgelöst. Zurückgetreten ist Sommer bisher nicht. Doch es ist schwierig vorstellbar, dass er nach einem Jahrzehnt als Leaderfigur des Teams auch als Ersatzkeeper zur Verfügung stehen wird.

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