Sonntag, Dezember 1

Die Saxo Bank will mit ihrer Handelsplattform nicht länger nur Trader, ansprechen, sondern auch herkömmliche Investoren. Ihr Gründer Kim Fournais macht sich lustig über die exorbitanten Gebühren der UBS.

Kim Fournais gründete die Saxo Bank vor über dreissig Jahren. An die Umstände von damals erinnert er sich aber, als wäre es gestern gewesen: «Ich war 26-jährig, hatte 70 000 Franken Startkapital, ein Faxgerät, ein Telefon und einen einzigen Mitarbeiter», sagt er. Das war 1992. Heute wird die Saxo Bank im Heimatland Dänemark als systemisch relevant eingestuft.

Sie hat über eine Million Kunden, die rund 100 Milliarden Franken Vermögen über die Handelsplattform der Bank anlegen: aus Australien über Japan und Hongkong bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten und natürlich auch der Schweiz. Hier verfügt die Saxo Bank ebenfalls über eine Banklizenz, ist aber mit nur 40 lokalen Mitarbeitern äusserst schlank aufgestellt.

Die Handelsplattform der Saxo Bank gilt in der Branche als ein Lamborghini: Sie ist besonders leistungsfähig und ermöglicht auch Anlagen in exotischen Ländern und Investments. Hobby-Händlern, aber auch Family Offices oder kleineren Hedge-Funds ist sie deshalb schon lange ein Begriff. Es gibt in der Schweiz auch eine Reihe von Finanzanbietern, die sie lizenzieren und ihren Kunden unter dem eigenen Namen zur Verfügung stellen.

Inaktivitätsgebühren abgeschafft

Im Januar jedoch hat die Bank ihre Preise auf breiter Basis gesenkt, um aus der engen Nische der semiprofessionellen Anlegerschaft herauszufinden und auch so genannte «Buy and hold»-Investoren anzuziehen. Also Anleger, die langfristig investiert bleiben. Für diese waren die Dänen bisher nicht besonders attraktiv, da die Bank Inaktivitätsgebühren verrechnete, für den Fall, dass sie über einen längeren Zeitraum keine Wertpapiere kauften oder verkauften.

Diese Gebühr hat die Saxo Bank nun abgeschafft und die Kosten für Handel und Verwahrung von Wertschriften massiv gesenkt. Nun kostete etwa der Kauf einer Apple-Aktie nur noch 1 Dollar. «In der Schweiz hatten wir relativ hohe Minimumgebühren, auch im Vergleich zu anderen Ländern. Jetzt haben wir sehr tiefe Gebühren, und sie sind überall gleich», sagt Fournais. Das sei ein Gebot der Transparenz und Fairness.

Dass die Preisoffensive dieses Jahr kommt, hat laut dem Firmengründer verschiedene Gründe: So war die Saxo Bank bis vor kurzem damit beschäftigt, eine grosse Übernahme zu verdauen. Sie hatte die niederländische Binck-Bank übernommen und deren Kunden vollständig auf die eigene Plattform migriert. Damit erzielt sie Grössenvorteile, also tiefere Kosten pro Kunde.

Bank strebt Imagewandel an

Diesen Spielraum verwendet sie nun, um eine neue Kundschaft zu gewinnen, die investiert und sich nicht primär als Händler versteht. «Bereits jetzt sind 85 bis 90 Prozent unserer Kunden Investoren und keine Trader», sagt Fournais. Er ist sich aber bewusst, dass die Saxo Bank in der Schweiz noch immer das Image einer Plattform für Händler hat, und hofft, dass sich diese Wahrnehmung rasch wandelt.

Gemäss dem Vergleichsdienst Moneyland ist die Saxo Bank für Kunden, die häufig handeln, besonders attraktiv. Sie liege beim «Vieltrader-Profil» mit Gebühren von 1360.20 Franken pro Jahr an erster Stelle. Es folgten Flowbank und Cornèrtrader. Zum Vergleich: Gemäss Moneyland bezahlen Vieltrader bei Raiffeisen 5013.30 Franken und bei der UBS sogar 8661.50 Franken.

Der Vergleichsdienst schreibt aber auch: Für Anlegerinnen und Anleger, die jahrelang nicht handelten, sondern nur ihre Wertschriften wie ETF deponieren möchten, sei die Saxo Bank in der Regel nicht der günstigste Anbieter. Grund dafür sind die Depotgebühren.

Beim Profil «passives Portfolio» führt Cornèrtrader die Rangliste an mit 43.25 Franken pro Jahr, darauf folgen Flowbank und weitere Online-Anbieter. Bei der Saxo Bank kostet dieses passive Profil 129.70 Franken pro Jahr. Aber das sind noch immer Welten im Vergleich mit den herkömmlichen Banken. Und bei der Verwahrung von Anleihen erheben die Dänen gar keine Depotgebühren mehr.

Schielen auf die Kunden der UBS

Fournais hofft gerade auf Neukunden vom Marktführer UBS, der exorbitant hohe Gebühren für den Wertschriftenhandel verrechnet. Oder wie Fournais sagt: «Gebühren, die nicht von dieser Welt sind.» Und obwohl er selbst sagt, dass Menschen häufiger ihren Ehepartner wechselten als die Bankbeziehung, erntet die Saxo Bank bereits die Früchte ihrer Preisinitiative: «Wir verzeichnen in der Schweiz gerade den grössten Kundenzufluss unserer Geschichte.»

Fournais verspricht, weiterhin überdurchschnittlich in die Handelsplattform der Bank zu investieren, besonders im Bereich künstliche Intelligenz. Saxo Bank beschäftige mit die besten Datenwissenschaftler der Welt. Das Ziel ist, den Kunden personalisierte Echtzeit-Hinweise mit einem konkreten Nutzen zu geben.

Die KI macht etwa auf Klumpenrisiken im Portefeuille aufmerksam oder auf den Umstand, dass der Kunde mit einem anderen ETF-Anbieter Fondsgebühren sparen könnte. Oder dass die Apple-Aktien, die man vor kurzem verkaufte, mittlerweile 10 Prozent im Wert korrigiert haben, so dass sich womöglich ein Wiedereinstieg lohnt.

Fournais ist überzeugt davon, dass es für Anleger aufgrund der hohen Bewertungen aller Anlageklassen und dem gigantischen Schuldenberg, den Staaten und einige Unternehmen vor sich herschieben, künftig schwieriger werde, gute Renditen zu erzielen. Das A und O sei deswegen, die Kosten zu senken und vor allem breit zu diversifizieren. «Das ist die einzige Gratismahlzeit, die man an den Finanzmärkten bekommt.»

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