Donnerstag, Mai 8

Die neuen Intendanten Pinar Karabulut und Rafael Sanchez haben das Programm der Saison 2025/26 vorgestellt. Sie setzen auf ein neues Ensemble, vielfältige Handschriften und profilierte Regisseure.

Das Programmheft ist weiss wie ein unbeschriebenes Blatt; in diskretem Prägedruck steht auf dem Cover bloss «Schauspielhaus Zürich». Das passt freilich zur designierten, noch weitgehend unbekannten Doppelintendanz von Pinar Karabulut und Rafael Sanchez, die ab Herbst 2025 ein neues Kapitel Zürcher Theatergeschichte schreiben werden. Am Mittwoch haben sie im Schiffbau die Spielzeit 2025/26 vorgestellt.

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Vielfalt ist angesagt. In Zürich gebe es so viele Gräben – zwischen Alt und Jung, zwischen Hip und Bürgerlich, zwischen Frisch- und Dürrenmatt-Fans. Die unterschiedlichen Leute sollen im Theater zusammenkommen. Dabei wollen die Intendanten aber unterschiedlichen Vorlieben durchaus gerecht werden – mit einem «bunten Strauss» an Stoffen, künstlerischen Handschriften und Ausdrucksformen. So wird das traditionelle Sprechtheater eher im Pfauen verortet. Für die Bühnen im Schiffbau sind dagegen Experimente und Grenzgänge vorgesehen.

Die Intendanten als Regisseure

In der grossen Schiffbauhalle allerdings gibt es in der nächsten Saison nur eine neue Produktion zu sehen. Pinar Karabulut bringt hier ihre Inszenierung von Giuseppe Tomasi di Lampedusas «Il Gattopardo» zur Aufführung (29. November). Im Pfauen aber wird sie ferner «Like Lovers Do» zeigen (20. September), eine ältere Produktion für die Münchner Kammerspiele. Schliesslich führt sie Regie in Shakespeares «Ein Sommernachtstraum» (14. März).

Für den Auftakt zur neuen Saison aber sorgt Rafael Sanchez. Er inszeniert Beat Sterchis Kultroman «Blösch» (1983) in einer Bühnenfassung von Mike Müller. Der Komiker und Schauspieler, der mehrfach mit Sanchez zusammengearbeitet hat, gehört auch fix zum Ensemble. Überdies wird er unter dem Titel «Pforte» eine Art Talkshow leiten. Das 33-köpfige Ensemble wurde zur Hälfte erneuert – teils mit jungen Schauspielerinnen und Schauspielern, die frisch von der Akademie kommen, teils auch mit prominenten Rückkehrern wie Margot Gödrös, Peter Knaak, Markus Scheumann. Geblieben aber sind alte Bekannte wie u. a. Michael Neuenschwander, Matthias Neukirch und Karin Pfammatter.

Karabulut und Sanchez – sie enthusiastisch und aufgekratzt, er eher ruhig und aufgeräumt – charakterisierten ihre Intendanz zwar durch gemeinsame Ziele: Ihr neues Hobby sei es, Abonnentinnen und Abonnenten zu gewinnen. Andrerseits legen sie aber Wert auf unterschiedliche künstlerische Handschriften. Für die versprochene Vielfalt sorgt zudem eine Reihe weiterer Regisseure und Regisseurinnen, die zusammen 19 Stücke zur Aufführung bringen.

Lehren von der Waschmaschine

Claudia Bossard zum Beispiel inszeniert «Graf Öderland» von Max Frisch (25. September); die japanische Dramatikerin Sakoto Ichihara hat «Die Bakchen» von Euripides in «Holstein Milchkühe» umgewandelt (18. Oktober); einen klassischen Euripides zeigen die Griechen Angeliki Papoulia und Christos Passalis mit ihrer Inszenierung von «Hekabe» (12. Dezember). Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) stellt sein Familienstück «Die Zauberformel von Zürich» vor (8. November); Christina Tscharyiski führt Regie in «3 Schwestern» – ein Stück, das die Serbin Barbi Marković fürs Schauspielhaus geschrieben hat (17. Januar). Und der kontroverse Theater- und Opernregisseur Calixto Bieito inszeniert «Manica», einen Roman des Chilenen Benjamin Labatut (8. Mai).

Werden Karabulut und Sanchez mit ihrem Spielplan die aktuellen Probleme und die Fragen des Lebens auf die Bühne bringen können? Es ist zu hoffen; noch weiss man aber wenig. Allerdings lässt sich die Welt manchmal auch durch simple Dinge erklären. Das zeigt Ruedi Häusermann in seinem neuen Stück «Du denkst vielleicht, was höre ich da, und ich sage dir, es ist die Waschmaschine» (6. Februar).

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