Dienstag, Oktober 8


Lokaltipp in Zürich

Ein kulinarischer Lichtblick für die Anwohner beim Letzigrundstadion ist das im April wiedereröffnete Restaurant Schlachthof auf dem Backsteinareal von 1908.

Es tut sich was in der Gegend nordöstlich des Stadions Letzigrund. Baukräne und brandneue Hochhäuser prägen das Strassenbild in dieser Gegend zwischen Altstetten und Aussersihl. Die Zahl der Anwohner steigt hier rasant, während die Lebensqualität aufgrund eines noch fehlenden Quartierlebens dem etwas nachhinkt. Einen Lichtblick bietet das Restaurant Schlachthof Letzigrund auf dem stattlichen Backsteinareal von 1908, das Ende April nach einem langen Umbau wiedereröffnet wurde.

Pächter sind mit Marco Grenz und Luc Bernet erfahrene Gastroleute, die den «Schlachthof» zusammen mit dem Chefkoch Steve Kutzner und einem angenehm motivierten Team zum Quartiertreffpunkt machen wollen. Es spricht bereits vieles dafür: Drinnen wie draussen auf der grosszügigen Terrasse kann ein grosses und auch breites Publikum angesprochen werden. Dafür sorgen etwa die Preise, die vor allem bei Getränken fair sind. Espresso gibt es für 3 Franken. Die Speisekarte ist regional, saisonal – und nicht, wie man denken könnte, nur fleischlastig. Die Portionen sind korrekt bis «anständig» bemessen.

Ein Quartier im Umbruch

Ab Juni 2024: Werkstadt Zürich auf dem SBB-Areal

Am 7. Juni öffneten am «Factory Friday» die neuen Mieter auf dem SBB-Areal ihre Tore: Unter dem Namen Werkstadt Zürich wird die 42 000 Quadratmeter grosse Industrieanlage zu einem neuen Ort für gewerbliche und industrielle Innovationsbetriebe, Startups und Kultur umgenutzt.

Ab 2030: Neues Schlachthof-Areal

Die Entwicklungsplanung des Schlachthof-Areals ist auf Ende 2024 bis Ende 2025 vorgesehen. Die Eigentümerin Stadt Zürich will das Areal mit öffentlich nutzbaren Freiflächen für die Quartierbevölkerung mehr öffnen, etwa als «urbanes Arbeitsplatzgebiet» und begrünten Ort. Ab 2030 sollte es so weit sein.

Noch ungewiss: Längster Park der Schweiz

Offenbar plant das Tiefbauamt eine Aufwertung der Baslerstrasse mit mehr Grün und Aufenthaltsqualität – wann dann der vielleicht «längste Park der Schweiz» steht, ist noch ungewiss.

Neu interpretierte Klassiker

Zum Mittagstisch gab es bei unserem jüngsten Besuch gebackenen Fenchel, dazu Randencouscous mit Kresse, veganen Zitronengewürzsauerrahm und Cashewcaramel (20 Franken). Nebst dem Wiener Kalbsschnitzel mit Gurkensalat (42 Franken) mundet auch der «Crispy Fried Shroomy Burger» mit Austernseitlingen und eingelegten Zwiebeln (28 Franken).

Ab Mitte Juni bietet die neue Sommerkarte Burrata, einen Bohnensalat mit Bohnenmus oder gar einen vegetarischen Hotdog mit selbst fermentiertem Rüebli. Hausgemacht sind hier auch der Ketchup oder die Pickles zum Burger (29 Franken) oder zum Siedfleisch (39 Franken).

Allgemein wird gerne betont, dass die frischen Zutaten von lokalen Lieferanten wie Regio Metzg und Marinello kommen. Burger und Siedfleisch stammen vom Galloway-Weiderind. Neu interpretierte Klassiker sind immer wieder auf der Karte zu finden, etwa das Cordon bleu mit Pommes, das es jeweils dienstags für 36 Franken gibt. Donnerstags und freitags stehen zudem Apéroplatten mit sechs verschiedenen Varianten von Fingerfood auf der Karte.

Grosse Terrasse und sanft renovierter Innenraum

Abgesehen von der vielseitigen Karte, den fairen Preisen und dem aufgestellten Team lockt die grosse Aussenterrasse. Vor dem Restauranteingang hat man einen guten Weitblick über das Quartier: Letzigrundstadion, Tramdepot, das frisch sanierte Haus «Eber» mit Jugendwohnnetz-Wohnung und dem schlichten Betonbau Wohnsiedlung Herdern der Stadt Zürich. Hier kann man gemütlich sitzen, Konzertgängerinnen beobachten und die Abendsonne geniessen.

Will man drinnen sitzen, tut man dies in einem historischen Bau, der sanft renoviert wurde. Beim Interieur fokussierte man auf Schlichtheit und Zeitlosigkeit mit viel Braun, Schwarz und Weiss. Für manche mag das zu nüchtern wirken, andere sind froh darüber, denn die schönen, grossen Bogenfenster sorgen mit dem Ausblick aufs Quartier für genug Flair.

Zum Abschluss zurück zum Essensangebot, der Dessertkarte. Auch hier setzt man auf Klassiker, bei denen fast jeder fündig wird. Es gibt Caramelköpfli mit Schlagrahm (9 Franken), Affogato (8 Franken) oder Burnt Cheesecake mit Erdbeeren (12 Franken). Spätestens zu den baldigen EM-Übertragungen auf dem grossen Bildschirm bestellen wir dann den Coupe Dänemark mit Schokolade der Zürcher Manufaktur La Flor.

Restaurant Schlachthof Letzigrund

Adresse

Schlachthof Letzigrund
Herdernstr. 59
8004 Zürich
Tel. 076 452 67 75

Design

Historisch unaufdringlich saniert.

Gastronomie

Saisonal, regional, faire Preise.

Publikum

Stadionbesucher und Quartieranwohner.

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