Dienstag, März 4

Rudi B. aus N. will wissen, warum der Preis eines Weins unsere Wahrnehmung des Geschmacks beeinflusst. Schmecken teure Weine stets besser, obwohl der Preis nicht immer mit der Qualität übereinstimmt?

Niemand ist vor bekannten Etiketten gefeit, auch Weinkritiker nicht. Wer weiss, dass sich im Glas beispielsweise ein teurer Grand Cru Classé aus dem Bordelais oder ein berühmter Kultwein aus der Toskana befindet, ist im Kopf schon einmal voreingenommen. Man geht fast automatisch davon aus, dass ein solcher Tropfen gar nicht schlecht schmecken könne, obwohl man ihn noch nicht degustiert hat.

Daher gibt es lediglich eine einigermassen «objektive» Beurteilung: Die Weine sollen mit verdeckten Etiketten degustiert werden. In solchen Proben gewinnt nicht zwingend der teuerste Wein, weil lediglich das Resultat im Glas zählt. Ein Tropfen für 50 Franken kann ebenso gut oder besser sein als einer für 100 Franken. Geschicktes Marketing, Angebot und Nachfrage sind in erster Linie für den höheren Preis verantwortlich. Wenn man dagegen zwei Beispiele von 10 und 50 Franken vergleicht, schneidet der teurere Wein in der Regel besser ab. Die Qualität ist schlicht und ergreifend höher. Sie muss höher sein, weil der Aufwand wesentlich höher ist als bei einem alltagstauglichen Gewächs. In diesem Fall zählt vor allem der Preis.

Fragen an: peter.keller@nzz.ch

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