Schöne Reisedestinationen im Frühsommer in Europa: Portugal bis Zypern

Portugal: Melides

Keine 130 Kilometer südlich von Lissabon liegt Melides, ein Küstenkaff im spärlich besiedelten Alentejo, das als noch geheime Alternative zum hippen und nahen Badeort Comporta gilt. Doch so ganz unentdeckt ist auch Melides nicht mehr. Neben ein paar winzigen Supermärkten, einer Post, diversen Kneipen und Cafés und einer Metzgerei mit phantastischen grillierten Hühnchen haben smarte Hauptstädter erste Boutiquen mit Designer-Bikinis, bunten Kaftanen und Strohhüten eröffnet.

Philippe Starck wohnt zeitweise hier, und Christian Louboutin hat im Dorfzentrum ein eigenes Hotel eingerichtet, das Fans des Schuhpapsts und seiner Melides-Sandale mit Korksohle anlockt. Neben dem durchgestylten Hotel Vermelho sind es die spektakulären und weitgehend unberührten Strände, die Reisende begeistern. Dazu kommen: weite Pinienwälder und Reisfelder, nette und günstige Tavernen sowie ein Hinterland, das wie von der Zeit vergessen scheint.

Italien: Ponza

Das Inselchen zwischen Neapel und Rom gilt als bevorzugtes Wochenenddomizil stadtmüder Römer. Das knapp sieben Quadratkilometer kleine, sichelförmige Eiland schwimmt im türkisfarbenen Wasser des Tyrrhenischen Meeres und begeistert schon vom Boot aus mit schillernden Tuffsteinklippen, farbenfrohen Häuserfassaden und dem unvergesslichen, würzigen Duft der Macchia-Sträucher.

Das gesellschaftliche Leben spielt sich am Corso Pisacane, der Flaniermeile von Ponzas gleichnamigem Hauptort, ab. Dort reiht sich Café an Café, Bar an Bar, Restaurant an Restaurant, Boutique an Boutique. Mit ein wenig Glück trifft man die Schauspielerin Monica Bellucci oder Italiens Star-Kicker Francesco Totti beim Frühstück in der Bar da Gildo oder Heidi Klum beim Shoppen in der Boutique Lunata, wo es zauberhafte Sommerkleider gibt und die passenden Schuhe dazu.

Zum Baden locken die Buchten und Strände auf und rund um Ponza. Am bekanntesten ist die Frontone-Bucht, die nur mit dem Boot erreicht werden kann, und Chiaia di Luna – ein perfekter Ort zum Sonnen mit Blick auf das strahlend blaue Wasser. Empfehlenswert ist ein Ausflug auf die fast unbewohnte Nachbarinsel Palmarola, die mit mediterraner Natur und glasklarem Meerwasser lockt.

Frankreich: Nizza

Was kennt man von Nizza? Meist nur den Flughafen – im Schatten der Riviera-Nachbarn Monaco, Cannes und Saint-Tropez wird Frankreichs fünftgrösste Stadt oft links liegen gelassen. Dabei lockt Nizza mit schönster Belle-Époque- und Art-déco-Architektur, einer stimmungsvollen Altstadt, einer hochkarätigen Restaurantszene, den besten Museen der ganzen Küste und einem sieben Kilometer langen Kiesstrand direkt vor der Haustür.

Am Cours Saleya findet täglich ein bunter Markt statt, nach dem Einkauf setzen sich Einheimische in eines der vielen Terrassenlokale rechts und links von den Marktständen – «Le Safari» und «La Cambuse» gelten als sichere Adressen für Fischsuppe, Moules oder eine klassische Salade niçoise. Kunstfreunde besuchen das in einer korallenroten Villa untergebrachte Musée Matisse oder das unweit davon gelegene Musée Marc Chagall mit der weltweit grössten Sammlung an Gemälden, Gouachen, Mosaiken und Skulpturen des 1985 in Saint-Paul de Vence verstorbenen Künstlers. Für Antiquitäten-Fans gibt es rund um den Hafen das Quartier des Antiquaires, und Fashionistas dürfen sich auf Boutiquen von Chanel, Hermès und Louis Vuitton freuen.

Spanien: Palma de Mallorca

Kaum eine andere Ferieninsel-Kapitale hat eine so markante Verwandlung hinter sich wie Palma. Noch vor rund zehn Jahren standen viele Wohnhäuser leer, die Fenster waren vernagelt, die Strassen düster, die Plätze dreckig. Heute präsentiert sich die 400 000-Einwohner-Stadt als Mini-Metropole mit Mittelmeer-Charme.

Wer am frühen Abend die weiss gekachelte La Rosa Vermutería gleich bei der zentralen Plaça de Weyler betritt, trifft auf fröhliche und höchst urban wirkende Gäste, die zum Wermut ein paar leckere Häppchen verspeisen. Gleich nebenan, in der schmalen Carrer de la Rosa, warten weitere coole Bars auf Gäste, und nur einen Steinwurf entfernt gibt es Läden wie Kling, der sich zum Mekka für Ann-Demeulemeester- und Rick-Owens-Fans entwickelt hat, oder Rialto Living, einen Concept-Store voller Design, Kunst und Mode.

Zu Palmas Revival beigetragen haben die neuen Boutique-Hotels, die in ehemals marode Prachtpaläste gezogen sind, sowie die boomende Gastronomie, die die Stadt zu einem Feinschmeckerparadies gemacht hat. Anderes gibt es schon lange: das Szeneviertel Santa Catalina mit seiner alten Markthalle, das Meer vor der Haustür mit langen Sandstränden und die Möglichkeit, ins Hinterland zu fahren, um Orte wie Sóller, Deià oder Valldemossa zu entdecken.

Zypern: Paphos

Man muss ein wenig suchen, um Zyperns Highlights zu finden. Die drittgrösste Mittelmeerinsel biedert sich nicht an, wer eine klassische Postkarten-Beauty sucht, fährt besser nach Griechenland. Dafür hat sich Zypern viel Authentizität bewahrt und einen gelassenen Lebensstil, der anderswo fast verschwunden ist. Die spröde Schöne kann auch anderswo punkten: Auf Zypern vereint sich das warme Klima Asiens, wozu die Insel geografisch gehört, mit europäischen Gepflogenheiten, die aus der langen Herrschaft der Briten stammen. Archäologische Funde aus der griechisch-römischen Zeit bieten eine hohe Dichte von Denkmälern, ganze Regionen wurden von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben. Insbesondere Paphos, einst Hauptstadt der Ptolemäer, heute ein expandierender Ferienort, lockt mit Kastell und Königsgräbern, altrömischen Ruinen und antiken Bodenmosaiken.

Wer gerne wandert, kann die spektakuläre Steilküste der zerklüfteten Halbinsel Akamas entlanglaufen und auf den 370 Meter hohen Berg Moutti tis Sotiras steigen. Zu sehen gibt es hier eine vielfältige Pflanzenwelt: Wacholder, wilde Artischocken und Johannisbrotbäume stehen zwischen Pistaziensträuchern, duftenden Zistrosen, Zwergorchideen und Wildblumen.

Eine Klasse für sich ist das Meerwasser rund um die Insel: kristallklar und türkisblau – schöner als fast überall auf der Welt. Für den Abend stehen die Beach-Bars am Strand von Latchi bereit – mit Cocktails und Blick in den Sonnenuntergang.

Montenegro: Bucht von Kotor

Bei der Wahl einer Feriendestination spielte Montenegro lange nur eine winzige Nebenrolle. Dass der kleine Staat an der südöstlichen Adriaküste nun zum Geheimtipp geworden ist, hat mit seinen aussergewöhnlichen landschaftlichen Reizen zu tun, aber auch mit einer Handvoll mutiger Unternehmer, die Beach-Clubs, Jachthäfen und Luxushotels eröffneten und dem Land Stil und Exklusivität bescherten.

Das mittelalterliche Städtchen Kotor liegt zwischen hohen Bergen an einer fjordähnlichen Bucht und punktet mit einer labyrinthischen Altstadt, eleganten Natursteingebäuden, Kirchen und Plätzen, die noch nicht vom Massentourismus entdeckt wurden. Tagsüber bummelt man durch kopfsteingepflasterte Gassen oder erkundet im Boot das malerische Gewässer vor der Tür. Gegen Abend erklimmt man die 1300 Steinstufen zu den alten Festungsruinen – es ist der beste Ort für den Sonnenuntergang.

Romantisch und postkartenhübsch präsentiert sich auch das winzige Dorf Perast am anderen Ende der Bucht. Das ehemalige Seefahrerzentrum besticht durch venezianisch inspirierte Gebäude, hübsche Kirchen und eine romantische Uferpromenade. Als Hauptattraktion gelten jedoch die zwei vorgelagerten Kircheninseln, die bei einer Bootsfahrt besichtigt werden können. Im Hinterland überraschen spektakuläre Gebirgslandschaften, Nationalparks, Seen und Wälder – eine eindrucksvolle Vielfalt für ein knapp 14 000 Quadratkilometer grosses Land mit gut 600 000 Bewohnern.

Kroatien: Pula

Die schlechte Nachricht zuerst: Pula ist kein Geheimtipp mehr. Vorbei die Zeiten, in denen sich nur gut informierte Trendsetter unter die Einheimischen in den Terrassencafés am Forum mischten. Auch andere Feriengäste haben das römische Amphitheater, die verwinkelten Altstadtgassen und die 1903 errichtete Markthalle mit ihrem verschwenderischen Angebot an Fisch und Meeresfrüchten entdeckt. Kein Wunder – die 70 000-Einwohner-Stadt auf der kroatischen Halbinsel Istrien hat eine bemerkenswerte Entwicklung vom Industrie- und Armeestandort zu einer von Kultur geprägten Küstenmetropole vollbracht.

Geblieben sind ein paar optische Brüche: etwa die historische Schiffswerft, deren nachts beleuchtete Kräne sich fast direkt gegenüber dem über 2000-jährigen Augustustempel in den Himmel recken. Oder die imposanten Armeegebäude, die zeitgleich mit eleganten Villen in der k. u. k. Zeit entstanden sind.

Pulas so eigenwillige wie lebenslustige Bevölkerung setzt sich für weitere Kultur- und Freizeitzentren ein. Das käme auch den Besuchern entgegen, die sich nach einem Tag an den malerischen Badebuchten des Lungomare auf einen abwechslungsreichen Abend in der Altstadt freuen können.