Angesichts der jährlich steigenden Preise von Luxushandtaschen zeigen wir 12 Alternativen aus Helvetien, die zwar auch eine kleine Investition sind, aber unter den Preisen der grossen Marken liegen.
1. Handtasche «natur»von Marai
Wussten Sie, dass in der Schweiz jährlich Zehntausende von Ziegen- und Schaffellen aus der Lebensmittelindustrie verbrannt werden? Seit dem Ende der regionalen Lederindustrie in den 1950er Jahren ist dies eine Realität. Die G. Neuenschwander Söhne AG in Oberdiessbach, Häutehändler und Fellgerber, will dem entgegenwirken.
Für das eigene Label Marai werden die natürlichen und zirkulären Materialien mit natürlichen Gerbstoffen zu robusten, schönen Ledern und Fellen gegerbt und dann in kleinen Manufakturen in zeitlose, hochwertige Produkte genäht. Der Charme vom naturfarbenen, pflanzlich gegerbten Ziegenleder liegt darin, dass die Haut mit dem Gebrauch dunkler und weicher wird. Nach einer Weile entwickelt sie also eine schöne Patina.
2. «Marly»-Umhängetasche von Maison Mollerus
Wohl keine andere Marke verkörpert den Stil der Zürcherinnen so sehr wie Maison Mollerus – zumindest, was die Gegenden zwischen Bahnhofstrasse, Paradeplatz, Enge und Seefeld angeht. Schon von weitem erkennt man die Schweizer Identität dank der dreieckigen Logo-Plakette und dem ikonischen, geprägten «Vinerus»-Canvas mit Streifen, Ikarusmotiv und Firmeninitialen.
Diese standen ursprünglich für Monika Mollerus, die Ehefrau von Ernst Mollerus, der das Label 1984 gründete. Heute leitet Mimi Mollerus den Familienbetrieb mit Sitz in Erlenbach. Die Verbundenheit zur Schweiz drückt sich in den Produktnamen aus. Benannt sind die Taschen nach einer Ortschaft oder Stadt, einem Fluss oder Berg der Schweiz, gefertigt werden die Taschen im Tessin und in Norditalien.
3. «BB01 Bucket Bag» von Park
Es ist wohl das beliebteste Modell unter allen Handtaschentypen, die Bucket Bag. Die lässige Beuteltasche mit Tragriemen und Kordelzug ist in fast jedem Sortiment eines Taschenlabels zu finden.
Ikonisch ist der Edelklassiker von Louis Vuitton, die «Noé» aus LV-Monogramm-Canvas mit Lederabschlüssen. Kostenpunkt: 1700 Euro. Einen Tick dezenter und für einen Bruchteil dieses Preises erhältlich ist das Modell von Park Bags mit einem grossem Hauptfach, verstellbarem Schultergurt und einer abnehmbaren Innentasche mit Reissverschluss und Handschlaufe. Das hochwertige Rindsleder lässt die Marke Park in Griechenland zu fairen Löhnen zu schönen, zeitlosen Taschen verarbeiten.
4. «Warren» von Freitag
Die Marke Freitag ist mit ihren Umhängetaschen aus rezyklierten Lastwagenplanen das Gegenstück von Maison Mollerus, aber die Modelle gelten ebenso als typische Züri-Taschenklassiker – einfach bei einem anderen Publikum, das man eher den Stadtkreisen 3, 4, 5 und dem Freitag-Heimatkreis 11 zuordnen würde.
Alternative zu den typischen Kuriertaschen mit Klappdeckel und «rätschigem» Klettverschluss ist etwa die mittelgrosse «Warren»-Tasche mit Reissverschlüssen und cleverem, verstellbarem Gurtsystem: Die Tasche lässt sich sowohl als Crossbody- wie auch als Hüfttasche tragen. Individuell platzierbare Reflektoren-Elemente erinnern dabei an den Ursprungsort der Marke, die Velokurierszene auf den Strassen Zürichs.
5. «Naa bag» von Rééd
Über zwanzig Jahre lang war die Schweizer Modedesignerin Fabienne Arrigoni als Freischaffende für internationale und Schweizer Modeunternehmen tätig. Nun hat sie kürzlich ihr eigenes Label gegründet: Rééd. Von Zürich und Paris aus entwirft sie Slow Fashion und perfekte Lieblingsstücke. Bei der Kreation setzt Arrigoni Vintage-Inspirationen in zeitgenössische Mode mit durchdachten Details um. Erster Wurf ist die «Naa bag», die es in vier verschiedenen Farben und zwei Grössen gibt.
Das robuste Polyester ist wasserdicht und waschbar. Neben einer grossen Reissverschlusstasche gibt es auf den Aussenseiten etliche offene Fächer. Erhältlich sind die Taschen über das Instagram-Profil oder per E-Mail. Auch der Zürcher Store Opia verkauft eine Auswahl.
6. «Silum Mini Stripes» von Leonie Risch
Die Designerin Leonie Risch, die aus einer Liechtensteiner Schuh- und Taschenfamilie stammt, entwirft vom «Ländle» aus ihre Handtaschen und lässt sie dann im Tessin bei der letzten Taschenmanufaktur in der Schweiz anfertigen. Als Materialien verwendet Risch Leder aus Florenz von Restbeständen anderer Marken sowie rezyklierte Futterstoffe, die in Como bedruckt werden. Leonie Rischs Entwürfe sind eine heitere Mischung aus bodenständig, klar und doch ein wenig verspielt.
7. «Crossbody Bag» von Atelier S&R
Diese «Crossbody Bag» aus hochwertigem Rindsleder kommt in den Farbtönen «Jeans», «Blush», «Miel», «Olive» und Schwarz. Das Design ist typisch für die Marke Atelier S&R, die 2014 von Michèle Chan und Sandra Haldi gegründet wurde: reduziert, klar und nachhaltig.
Praktisch sind zudem die Taschendetails: der Magnetverschluss, ein verstellbarer Trageriemen, der Handgriff und die mit hellem Baumwollcanvas gefütterten Innenfächer mit integriertem Schlüsselkarabiner. Die Halbmondtasche bietet Platz für das Wichtigste: ein grosses Portemonnaie, ein Handy, Schlüssel, eventuell gar ein Schminktäschchen oder eine Agenda. Seit Mai hat Atelier S&R übrigens auch den ersten eigenen Laden: in Küsnacht, drei Minuten vom Bahnhof entfernt, an der Dorfstrasse 19.
8. «Tote Bag» von Appenzeller Gurt
Was viele nicht wissen: Appenzeller Gurt ist nicht nur ein Genre des traditionellen Ledergürtels mit Silberbeschlägen, sondern seit einer Weile auch eine eigene Marke. Ein cleverer Marketingzug der Macher. So waren deren Erzeugnisse auch schon an der New Yorker Fashion Week zu sehen – nicht nur als Gürtel, sondern auch auf Kleidern und Lederloafers der Marke Bode für die Herbst-/Winterkollektion 2020.
Auch aus anderen Kollaborationen mit weiteren Marken gibt es einige spannende Entwürfe rund um das Universum von Appenzeller Gurt zu entdecken. Etwa die Taschen des Projekts Acc. Helvetica von 2020: Modelle wie etwa die grosse «Tote Bag», vereint mit archaischen Formen und den traditionellen «Chüeligurt»-Ornamenten, urbane Ästhetik mit Appenzeller Folklore.
9. «Cabas Shopper» von enSoie
Mit seinem breiten Universum an hübsch gestalteten, eigens produzierten Waren – von Kleidern über Kissen bis hin zu Schmuck, Glaswaren und Keramiken – hat enSoie eine breite Fangemeinde aufbauen können.
Die Wurzeln der kleinen Maison an der Strehlgasse 26 liegen in einem 1894 gegründeten Seidenhandel, den Monique Meiers Familie Ende der 1970er Jahre übernahm und 1984 in die Marke «Sourire enSoie» umtaufte. Seit 2018 führen Moniques Töchter Anna und Sophie das Unternehmen: Markenzeichen ist weiterhin das Vichy-Karo auf Keramiken wie auch Stofftaschen. Aus fein gewürfelter Baumwolle ist auch der «Cabas Shopper», der in sieben Farbvarianten erhältlich ist und auf Bestellung gefertigt und mit gewünschten Initialen bestickt wird.
10. «Letten» von Ameli Zurich
2020 von Christina und Charly Stahl gegründet, verfolgt das Label Ameli Zurich vor allem ein Ziel: «den Bedürfnissen moderner, berufstätiger Frauen gerecht zu werden». Handtaschen und Business-Bags in zeitlosem Design, das Eleganz mit hoher Funktionalität vereint, so die Devise.
Unter fairen Arbeitsbedingungen werden die Modelle in einem kleinen Familienbetrieb in Italien gefertigt. Die «Letten»-Tasche ist ein geräumiger Begleiter mit klarer und minimalistischer Silhouette. Sie bietet Platz für einen 16-Zoll-Laptop oder einen grossen A4-Ordner und hat einen verstellbaren Schultergurt. Erhältlich ist die Tasche in den klassischen Farbtönen Schwarz und «Cappuccino» sowie der saisonalen Farbe «Cognac».
11. «Sling Bag» von Qwstion
Als eine der innovativsten Taschenmarken auf dem Markt gilt das Zürcher Label Qwstion. Sein Credo ist es, die konventionellen Wege von Gestaltung, Herstellung und Verwendung von Alltagsprodukten zu hinterfragen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft plastikfreie Materialien aus Pflanzen zu verwenden.
Vorzeigematerial ist dabei der eigens entwickelte Stoff «Bananatex»: robust und industriell verwertbar, gewonnen aus der Faser der Abacá-Pflanze aus dem philippinischen Hochland. Neben den praktischen Rucksäcken, Reise- und Arbeitstaschen hat Qwstion jüngst die kleine «Sling Bag» mit verstellbarem Trageriemen lanciert. Diese ist aussen dank natürlicher Wachsbeschichtung wasserabweisend und hat im Innern ein Merinowollfutter mit Innenfach und Schlüsselclip.
12. «Small Mia Bag» von Griesbach
2005 gründete das Schwesternpaar Katka und Zuzka Griesbach das eigene Taschenlabel mit Sitz in Winterthur, produziert wird im Tessin. Die Designs sind zeitlos-schlicht. Praktisch ist etwa die kleine Schultertasche namens «Small Mia Bag», die Griesbach-Version der mittlerweile so beliebten «Half-Moon»-Form.
Diese ist mit weichem Leder gefertigt und erinnert an eine Bauchtasche. Eine Gurtschnalle fehlt aber am breiten Riemen, dafür lässt er sich in der Länge verstellen, damit die Tasche auch «crossbody» getragen werden kann. Im inneren Baumwollfutter gibt es ein Fach mit Reissverschluss und Schlüsselhalter sowie ein Steckfach für Smartphone und Weiteres.