Sonntag, Oktober 6

Diesen Sommer sind in Italien zwei Personen mutmasslich an den Folgen eines Bisses der Violinspinne gestorben. In der Schweiz wurde diese Spinne erst einmal gesichtet.

Ein Tier, das nach einem Musikinstrument benannt wurde, kann nicht so gefährlich sein – oder etwa doch? Die Violinspinne hat ihren Namen einem dunkelbraunen Muster auf ihrem Vorderleib zu verdanken. Es hat die Form einer Violine. Doch die Violinspinne ist giftig. Ihre Bisse können töten.

In diesem Sommer sind in Italien mutmasslich zwei Personen an den Folgen eines Bisses dieser Spinne gestorben. Im Juli kam auf Sizilien ein 52-jähriger Mann ums Leben. Einige Tage zuvor soll er laut Berichten im Garten von einer Violinspinne gebissen worden sein. Er habe zunächst nur eine Rötung am Fussgelenk bemerkt, hiess es. Einige Tage später starb er im Spital an Herzrhythmusstörungen.

Mitte August kam in Bari in der süditalienischen Region Apulien ein 23-jähriger Mann ums Leben. Er war laut Medienberichten wohl einen Monat zuvor von der Spinne gebissen worden, hatte aber nichts gemerkt. Nun ist er an einem septischen Schock und an Organversagen gestorben.

Über die beiden Todesfälle wurde in den Medien seither viel berichtet. Aber wie gefährlich ist die Violinspinne tatsächlich? Und kommt sie auch in der Schweiz vor?

Klein und tödlich

Die Violinspinne ist sehr klein, sie wird sieben bis neun Millimeter gross, ist hellbraun, hat lange, dünne Beine. Und: Im Gegensatz zu den meisten Spinnen hat die Violinspinne statt acht nur sechs Augen. Das sieht man aber nur unter dem Mikroskop. Im Fachjargon heisst die Violinspinne «Loxosceles rufescenes». Die Herkunft der Spinne ist schwer zu bestimmen, sie kommt heute in Nordafrika, Nordamerika, in Südostasien und im gesamten Mittelmeerraum vor.

In den letzten Jahren kam es in Südeuropa einige Male vor, dass eine Person vermeintlich von einer Violinspinne gebissen wurde. Wobei die Zuordnung eines Bisses zu einer bestimmten Spinnenart laut Experten unsicher ist.

Ein Forschungsteam der Universität der Balearen auf Mallorca hat die Violinspinne und die Folgen ihrer Bisse in einer Studie jüngst observiert. Laut der Studie kann sich die Spinne ausserordentlich gut verstecken. Wenn sie sich irgendwo in einer Nische verkrieche, überlebe sie 3 bis 5 Monate ohne Wasser. Am wohlsten fühle sie sich in Gärten, in trockenen Böden, in der Nähe von Häusern.

Das Gefährliche an der Spinne: Ihre Bisse bleiben oft unbemerkt. Denn sie sehen aus wie harmlose Insektenstiche. Oft ist die Stelle zunächst etwas gerötet, erst Stunden später juckt oder schmerzt es. Ernst wird es, wenn das Gift der Spinne das Gewebe beschädigt. Nach einigen Tagen entsteht eine tiefe Wunde, man leidet an Schmerzen, Fieber, Übelkeit. Es kann zu einer Blutvergiftung oder Organschäden kommen.

Das passiert allerdings selten. Oft ist das Gift der Spinnen nicht hoch konzentriert, und die Folgen des Bisses sind harmlos. Laut Expertinnen und Experten sind insbesondere Personen mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Kinder und ältere Menschen gefährdet, stark auf den Biss zu reagieren.

Das endet aber nicht zwangsläufig tödlich. In der Studie der Universität der Balearen wird der Fall einer Frau beschrieben, die nach einem Biss zwar Schwindel und Fieber erlebte, nach zwei Wochen jedoch genesen war. Grundsätzlich gilt: Ist ein mutmasslicher Insektenstich nach zwei Tagen nicht verheilt, sollte man zum Arzt gehen.

Violinspinnen sind friedliche Wesen

Und wie sieht es in der Schweiz aus? Info Fauna, das nationale Daten- und Informationszentrum für die Schweizer Fauna, hat bis heute keine Meldung zur Violinspinne erhalten. Daniela Serio von Info Fauna sagt dazu: «Die Spinne ist so klein, dass man sie häufig gar nicht sieht, geschweige denn erkennt.»

In einem Nachtrag zu einem Verzeichnis aller Spinnenarten in der Schweiz schrieb ein Forscher 2012 allerdings, er habe die Violinspinne auf einer Korkplatte entdeckt. Die Platte hatte er in einem Baumarkt in Dübendorf im Kanton Zürich gekauft, sie war von Portugal via Tschechien in die Schweiz geliefert worden.

Wie bei anderen mediterranen Arten sei davon auszugehen, dass die Spinne bei steigenden Temperaturen in Mittel- und Nordeuropa künftig öfter vorkommen werde, sagt Daniela Serio von Info Fauna. Angst brauche man deshalb nicht zu haben. Serio sagt: «Die Violinspinne ist ein friedliches Tier und greift im Normalfall nicht an.» Die Spinne beisst nur, wenn sie Angst hat.

Exit mobile version