Mittwoch, November 6

Der stark gestiegene Kakaopreis setzt Barry Callebaut unter Druck. Ein tiefgreifender Konzernumbau soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein.

Schokolade ist deutlich teurer geworden – das merken Konsumentinnen und Konsumenten täglich im Supermarkt. Doch die Phase der Preiserhöhungen dürfte noch nicht zu Ende sein. Das erwartet zumindest Barry Callebaut, der weltgrösste Schokoladehersteller mit Hauptsitz in Zürich.

Die Konsumenten müssten sich auch im kommenden Jahr auf Preiserhöhungen einstellen, sagte der Konzernchef Peter Feld bei der Vorstellung des Jahresergebnisses. Die Konsumgüterfirmen würden ihre Produkte wohl nochmals um 5 bis 15 Prozent verteuern.

Barry Callebaut verkauft selbst zwar keine Schokolade an Endkunden. Als führender Zulieferer versorgt das Unternehmen aber weltweit Konsumgüterfirmen, Restaurants und Bäckereien mit Vorprodukten.

Keine Entspannung beim Kakaopreis

Der Grund für die Preiserhöhungen ist der stark gestiegene Kakaopreis. Anfang 2024 explodierte er förmlich, weil die Ernten in Westafrika, dem wichtigsten Anbaugebiet für Kakaobohnen, schlecht ausfielen und sich die Lager leerten.

In den letzten Monaten hat sich der Kakaopreis zwar stabilisiert. Aber er liegt immer noch mehr als doppelt so hoch wie im langjährigen Durchschnitt.

Die gerade angelaufene Ernte in Westafrika sollte zwar besser ausfallen als im Vorjahr, sagte Feld. Aber verschiedene Faktoren verhindern eine Entspannung. So merken die Kakaobauern in Westafrika zu wenig von der Preishausse, weil sie vom Staat einen fixierten Preis bezahlt bekommen. Entsprechend haben sie wenig Anreiz für eine Produktionsausweitung. Anders ist dies etwa in Ecuador, wo die Bauern Marktpreise erhalten und Interesse an einer höheren Produktion haben.

Stagnierendes Verkaufsvolumen

Der hohe Kakaopreis hat in diesem Jahr in der ganzen Schokoladeindustrie für Verwerfungen gesorgt. Auch Barry Callebaut spürt die Auswirkungen: Für den Einkauf von Kakaobohnen brauchte das Unternehmen massiv mehr Geld und musste dafür rund 2 Milliarden Franken an Schulden aufnehmen.

Allerdings hat der Konzern den Vorteil, dass er die höheren Kosten wegen eines besonderen Vertragsmodells («cost plus») an die Kunden weitergeben kann. Der Betriebsgewinn leidet dadurch nicht; auf vergleichbarer Basis erhöhte er sich sogar leicht. Das Hauptproblem ist indessen, dass die hohen Preise die Nachfrage der Kunden dämpfen. Das Verkaufsvolumen stagnierte im Geschäftsjahr. Auch für das kommende Jahr wird kein Wachstum erwartet.

Umbauprogramm soll Aktienkurs beflügeln

Damit ist die Konzernführung doppelt gefordert. Denn Peter Feld, der vor eineinhalb Jahren über Nacht als CEO installiert worden war, hat Barry Callebaut einen tiefgreifenden Umbau verordnet. Feld zeichnete an der Jahrespressekonferenz das Bild eines Konzerns, der zuvor zu wenig nahe bei den Kunden war, sich komplizierte Strukturen leistete und mit Qualitätsproblemen kämpfte.

Feld kehrt mit dem eisernen Besen. Einige Produktionswerke werden geschlossen und weltweit rund ein Fünftel der Belegschaft abgebaut. Die Konzernstrukturen sind bereits stark zentralisiert worden; so rapportieren laut Feld erstmals alle Werke an einen zentralen Chef. Das Produktportfolio wurde um ein Viertel verkleinert. Zahlreiche Prozesse, bei denen offenbar ein regionales Eigenleben herrschte, sollen standardisiert und digitalisiert werden. Die Qualitätskontrollen sind ausgebaut worden.

Der Konzernumbau soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein und mittelfristig die Effizienz erhöhen. Aber erst einmal kostet er. Der Reingewinn von Barry Callebaut halbierte sich im Geschäftsjahr auf 190 Millionen Franken; dies bei einem Umsatz von 10,4 Milliarden Franken.

Dem Aktienkurs von Barry Callebaut hat das Umbauprogramm erst beschränkt geholfen. Nach dem überraschenden Amtsantritt von Feld war der Kurs von rund 1900 Franken auf zeitweise unter 1300 Franken gesunken. In den letzten Wochen hat sich der Aktienkurs etwas erholt. Nach der Publikation des Jahresergebnisses erhöhte er sich um 3,5 Prozent auf knapp 1600 Franken. Damit bleibt auf dem Weg zurück zu alten Höhen noch ein gutes Stück zurückzulegen.

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