Olivenbäume werden seit Jahrhunderten kultiviert. Denn das Öl aus ihren Früchten schmeckt nicht nur gut, es tut auch dem Körper gut. Ein Beitrag aus der Rubrik «Hauptsache, gesund».

Meine Frau rollt meist mit den Augen, wenn ich aus dem Supermarkt oder – weitaus seltener – aus einem Feinkostgeschäft komme und ihr mitteile: «Schatz, ich habe ein schönes neues Olivenöl mitgebracht!» Denn in Regalen, Schränken stehen bei uns bereits Flaschen unterschiedlicher Grössen und Designs, deren Etiketten die Herkunft aus Griechenland, Italien, Marokko und Spanien verraten. Aus Plastik sind die Flaschen nie, das wäre ein Sakrileg!

Es passt zu den allermeisten Gerichten, am besten natürlich zu Salaten und Gemüse. Meine Faszination hat allerdings noch einen anderen Grund als den Geschmack: die Kulturgeschichte des Olivenbaums und seines im Englischen auch «liquid gold» genannten Erzeugnisses. Unvergesslich ist mir die überlieferte Erkenntnis, wonach die Makedonen auf ihren Eroberungszügen für Alexander den Grossen vor allem eines vermissten: das heimische Olivenöl.

Heute wissen wir mehr denn je auch über die gesundheitlichen Vorteile dieses flüssigen Goldes. Vorausgesetzt, ein weiteres Detail auf dem Etikett stimmt: «Extra virgin» oder «extra nativ» sollte es sein. Das bedeutet, es wurde kalt gepresst und nicht – im Gegensatz zu minderwertigen Ölen – bei der Herstellung erhitzt. Denn dabei würden einige der Inhaltsstoffe geschädigt oder zerstört, die natives Olivenöl gesundheitlich so wertvoll machen.

Allen voran sind dies Antioxidantien und einfach ungesättigte Fettsäuren, aber auch Vitamine wie K und E. Unter den gut 200 in nativem Olivenöl nachgewiesenen Antioxidantien sind die Polyphenole wahrscheinlich die wichtigsten. Sie sind entzündungshemmend und sollen in der Lage sein, die Beta-Amyloid-Plaque genannten Ablagerungen aufzulösen, die im Gehirn als Kennzeichen der Alzheimer-Erkrankung gelten. Auch Herzerkrankungen oder die Manifestation von Diabetes mellitus sollen die Polyphenole und andere Bestandteile des Olivenöls verhindern. Oder vielleicht etwas vorsichtiger ausgedrückt: verhindern helfen.

Denn es ist Vorsicht geboten, wenn natürliche Nahrungsmittel als eine Art Präventivum zur Verhinderung schlimmer Krankheiten angepriesen werden. Zu multifaktoriell sind die Bedingungen der Entstehung solcher Leiden. Doch die wissenschaftliche Beweislage lässt wenig Zweifel daran, dass der Konsum hochwertigen Olivenöls der Gesundheit ganz generell zuträglich ist.

Etwa zeigte eine Studie im vergangenen Jahr, dass die Einnahme von zwei Esslöffeln extranativen Olivenöls bereits binnen drei Wochen zu einer Senkung des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels führte. Eine andere Studie wies nach, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzkrankheit zu sterben, bei täglicher Zufuhr von eineinhalb Esslöffeln um 57 Prozent geringer war als bei Menschen, die kein Olivenöl konsumierten.

Jetzt haben spanische Ärzte einen sehr speziellen Effekt von Olivenöl dokumentiert. Vor der Entfernung eines Tumors in der Speiseröhre, im Magen oder im Gallengang erhielten Patienten fünf Tage lang eine aus Olivenöl bestehende Nahrungsergänzung. Im Vergleich zu anderen Patienten hatten diese Patienten deutlich weniger Komplikationen nach der Operation.

Auch als Olivenöl-Shopaholic ist mir bewusst, dass ein Nahrungsmittel allein keine Wunder vollbringen kann. Ergänzt werden sollte es durch andere Bestandteile der mediterranen Ernährung sowie durch körperliche Aktivität. Dann indes ist es auch für friedlichere Menschen als die Soldaten Alexanders ein Genuss, den man nicht vermissen möchte.

In der wöchentlichen Rubrik «Hauptsache, gesund» werfen die Autorinnen und Autoren einen persönlichen Blick auf Themen aus Medizin, Gesundheit, Ernährung und Fitness. Bereits erschienene Texte finden sich hier.

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