Freitag, September 20

Beamte des Secret Service haben offenbar einen erneuten Anschlag auf Donald Trump vereitelt. Der mutmassliche Schütze muss sich wegen unrechtmässigen Waffenbesitzes vor Gericht verantworten.

Zwei Monate nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump bei einem Rally in Butler, Pennsylvania, ist der frühere Präsident erneut Ziel eines «mutmasslichen versuchten Attentats» geworden. Das hat die amerikanische Bundespolizei FBI am Sonntagnachmittag (Ortszeit) mitgeteilt.

Der Vorfall ereignete sich um etwa 13 Uhr 30 amerikanischer Ostküstenzeit, als Trump in Florida in seinem Golfklub Trump International Golf Course West Palm Beach mit einem befreundeten Immobilieninvestor Golf spielte. Wie der zuständige Sheriff von Palm Beach County, Ric Bradshaw, später an einer Pressekonferenz beschrieb, ging ein Beamter des Secret Service den Spielenden immer ein Loch voraus. Der Beamte erspähte am Rande des Golfkurses die Spitze eines Gewehrlaufs, die aus einem Zaun in die Anlage hineinragte, und einen Mann, der sich ausserhalb der Absperrung im Gebüsch versteckt hatte.

Der Beamte eröffnete das Feuer auf den Bewaffneten, offenbar wurden vier Schüsse abgegeben, woraufhin dieser davonrannte. Ob der Bewaffnete ebenfalls Schüsse abgegeben hat, ist unklar. Ein Augenzeuge sah, wie ein Mann davonlief und in einen schwarzen Nissan stieg. Er fotografierte das Fahrzeug samt Kennzeichen und teilte die Informationen mit den Sicherheitskräften. Polizeibeamte konnten den Mann deswegen schon kurz darauf in seinem Fahrzeug aufspüren und festnehmen.

Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 1966 geborenen Mann, der zuletzt im Gliedstaat Hawaii lebte. Der Mann wurde am Montag einem Richter vorgeführt und wegen unrechtmässigen Waffenbesitzes in zwei Fällen angeklagt, wie das Justizministerium mitteilte. Konkret wird ihm vorgeworfen, als verurteilter Schwerverbrecher illegalerweise eine Schusswaffe sowie eine Waffe mit unleserlicher Seriennummer besessen zu haben. Weitere Anklagen werden wohl folgen.

Schütze war 350 bis 400 Meter von Trump entfernt

Beamte des FBI hatten am Sonntag an dem Zaun beim Golfplatz zwei Rucksäcke, eine Videokamera und ein halbautomatisches Gewehr, auf das ein Zielfernrohr montiert war, gefunden. An der Pressekonferenz wurden Fotos der Gegenstände gezeigt.

Der Schütze sei 350 bis 400 Meter von Trump entfernt gewesen, teilte der Sheriff bei der Pressekonferenz am Sonntag mit. «Mit einem Gewehr und einem Zielfernrohr ausgestattet, ist das nicht weit», sagte er. Der frühere Präsident wurde unmittelbar in Sicherheit gebracht und sei wohlauf, wie ein Sprecher seines Wahlkampfteams später bekanntgab.

Trump wurde zunächst von Secret-Service-Beamten in ein gepanzertes Fahrzeug gebracht. Er kehrte wenige Stunden nach dem Vorfall in sein Anwesen Mar-a-Lago zurück, das etwa zehn Autominuten von dem besagten Golfplatz entfernt liegt.

Am Nachmittag äusserte er sich bereits öffentlich. «Ich werde niemals aufgeben!», schrieb Trump per Mail an Unterstützer. Es seien Schüsse in seiner Nähe gefallen, aber er sei «sicher und wohlauf», teilte der republikanische Präsidentschaftskandidat mit.

Nach dem ersten gescheiterten Anschlag auf Trump am 13. Juli hatte der Secret Service den Schutz des früheren Präsidenten stark ausgebaut. Dies könnte eine Rolle dabei gespielt haben, dass der erneute Anschlagsversuch gescheitert ist, sagten am Sonntag Experten in Fernsehinterviews.

Auf kritische Nachfragen dazu, wie sich so ein Vorfall überhaupt habe ereignen können, sagte Sheriff Bradshaw an der Pressekonferenz, man dürfe nicht vergessen, dass Trump nicht der amtierende Präsident sei. In dem Fall wäre das gesamte Aussenareal des Golfklubs überwacht worden.

Trump Assassination Attempt in West Palm Beach, Florida Press Conference

Biden und Harris «erleichtert»

Nach dem Vorfall haben sich Joe Biden und seine Vizepräsidentin Kamala Harris laut einer Mitteilung des Weissen Hauses «erleichtert» darüber gezeigt, dass Trump in Sicherheit sei. Harris, die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, schrieb auf X: «Ich bin froh, dass er in Sicherheit ist. Gewalt hat keinen Platz in Amerika.»

Biden sprach sich am Montag für eine Stärkung des Secret Service aus. Er stelle sicher, dass der Secret Service über alle Ressourcen verfüge, um Trump zu schützen, sagte er. Er forderte jedoch auch, dass der Secret Service besser ausgestattet werde. Er appellierte an den Kongress, dies zu ermöglichen. Das US-Parlament entscheidet über das Budget der Behörde, die für den Schutz hochrangiger Politiker zuständig ist.

Auch der republikanische US-Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance äusserte sich auf der Plattform X. «Ich bin glücklich, dass Präsident Trump in Sicherheit ist.» Er habe mit Trump gesprochen, bevor die Nachricht von dem Vorfall bekanntgeworden sei, «und er war erstaunlicherweise guter Dinge». Bisher wisse man nicht viel, aber er werde ein Gebet der Dankbarkeit sprechen, schrieb Vance.

Trump war am 13. Juli bei einem Wahlkampfauftritt in Pennsylvania am Ohr verletzt worden. Ein 20-jähriger Attentäter konnte mehrere Schüsse Richtung Trump abgeben, bevor er selbst von den Sicherheitskräften erschossen wurde. Ein Zuschauer kam ums Leben, zwei weitere wurden verletzt. Dem Secret Service, der unter anderem für die Sicherheit amtierender und ehemaliger Präsidenten verantwortlich ist, wurde im Nachgang Versagen vorgeworfen. Die Direktorin Kimberly Cheatle trat in der Folge zurück.

Elon Musk, der Tech-Unternehmer und Trump-Unterstützer, reagierte auf seiner Plattform X mit einem geschmacklosen Tweet. «Und keiner versucht, Biden oder Kamala zu ermorden», schrieb Musk. Er löschte den Tweet später wieder.

Mit Agenturmaterial.

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