Dienstag, Oktober 22

Das Familienunternehmen kauft die Rechte an dem Markennamen für Schuhe und Mode. Als Europas grösster Schuhverkäufer lässt die Firma bereits heute spezielle Modelle auch von Marken wie Adidas herstellen.

Es glaubt noch jemand an Esprit: Deichmann kauft die Rechte an dem Markennamen des insolventen Modekonzerns für Europa und die USA. Der Schuhhändler verkauft schon länger Schuhe mit dem Esprit-Label. Künftig wird er dafür keine Lizenzgebühren mehr entrichten müssen.

Der Modekonzern Esprit hatte nach jahrelangen Problemen im Mai dieses Jahres einen Insolvenzantrag gestellt und die Schliessung der Filialen in Deutschland angekündigt. In der Schweiz hat die Esprit Switzerland Retail AG Konkurs angemeldet und die Läden geschlossen. Die Geschäfte der Esprit-Wholesale-Gruppe, also von eigenständigen Franchisenehmern, sind jedoch weiterhin geöffnet.

Mode-Rechte weiterverkauft

Doch wie es nun in Sachen Mode bei Esprit weitergeht, ist noch offen. Ausser den Esprit-Rechten für die Schuhe kauft Deichmann zwar auch jene für die Bekleidung. Das Modegeschäft will die Firma jedoch nicht selber betreiben.

Der Schuhhändler verkauft die Rechte deshalb gleich an den Marken-Verwerter Theia Brands weiter, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst. Was dessen Pläne sind, ist nicht bekannt. Nach eigenen Angaben ist die Firma darauf spezialisiert, Kleidermarken «neu zu erfinden und zu verjüngen».

Deichmann hat mit dem Kauf von Esprit den Finanzinvestor Alteri ausgestochen, der sich ebenfalls für die Marke interessiert hatte. Noch im August hiess es seitens Esprit, der Gläubigerausschuss habe sich für die Gesellschaft entschieden, hinter der das Private-Equity Haus Apollo Global Management steht. Alteri ist bereits an Marken wie Cecil und Street One beteiligt. Doch offenbar hat Deichmann nun ein attraktiveres Angebot gemacht. Der Verkaufspreis wird nicht bekanntgegeben.

Der Deal passt in die Strategie von Deichmann, der so in den Besitz einer neuen Marke kommt. So hält der Essener Konzern beispielsweise bereits die europäischen Rechte an der italienischen Sportmarke Fila oder dem Kinderschuh-Brand Elefanten.

Spezielle Markenschuhe für Deichmann

Darüber hinaus arbeitet Deichmann aber auch bereits heute eng mit bekannten unabhängigen Marken wie zum Beispiel Adidas zusammen. Konkret lässt er für seine Läden spezielle Modelle mit den entsprechenden Logos anfertigen. In der Regel sind das dann Schuhe im günstigeren Preissegment. Auf diese Weise kann Deichmann das Sortiment in seinen Läden verbreitern und durch die Präsenz von Marken aufwerten.

In den Deichmann-Läden beträgt der Markenanteil rund 30 Prozent, im Gesamtkonzern ist der Anteil etwas höher. Denn in anderen Ladenformaten wie zum Beispiel der Turnschuhkette Snipes oder in den amerikanischen Läden stehen deutlich mehr Markenschuhe in den Regalen.

Seine schiere Grösse gibt Deichmann beim Einkauf Spielraum. Das Unternehmen hat bereits um die Jahrtausendwende damit begonnen, die Beschaffung zu vertikalisieren. Das heisst, der Konzern lässt die Schuhe nach seinen Vorgaben direkt vom Lieferanten herstellen. Weil dadurch der Zwischenhandel wegfällt, erzielt Deichmann tiefere Einkaufspreise.

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