Sorgen wegen einer Verlangsamung der US-Wirtschaft ziehen Asiens Börsen nach unten. Die Aussicht, dass die US-Notenbank bereits im Herbst die Zinsen senken könnte, löste zeitweise Panik aus.
Kurseinbussen für US-Aktien lösten an Japans Börse einen breiten Ausverkauf von Aktien aus. Zeitweise rutschte der Nikkei-225-Index um mehr als 5 Prozent ab. Kurz vor der Mittagspause lag er mit 36 280 Punkten noch 4,9 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortags. Auch andere asiatische Börsen gaben nach, aber nicht so stark wie der Markt in Tokio.
Südkoreas Kospi-Index rutschte bis 10 Uhr 25 um 2,7 Prozent auf 2701 Punkte ab, Singapurs Straits-Times-Index in den ersten 30 Handelsminuten um 1,1 Prozent auf 3381 Punkte. Auch die chinesischen Börsen wurden nach unten gezogen. Der Hongkonger Hang-Seng-Index sank zu Handelsbeginn um 1,6 Prozent auf 17 025 Punkte, der Schanghai-Composite-Index um 0,7 Prozent auf 2912 Punkte.
Die japanische Wirtschaftszeitung «Nikkei» machte Sorgen hinsichtlich einer Verlangsamung der US-Wirtschaft und den plötzlichen Höhenflug des lange Zeit schwachen Yen für den Einbruch japanischer Aktien verantwortlich. Der Absturz von Toyotas Aktie spiegelt diese Entwicklung beispielhaft wider.
Toyotas Aktie bricht ein
Am Donnerstag verbuchte der weltgrösste Autobauer zwar dank dem schwachen Yen für das erste Quartal seines seit April laufenden Geschäftsjahres noch eine hohe Gewinnmarge von 11,3 Prozent. Dennoch verlor die Aktie seit dem jüngsten Tiefstand des Yen am 10. Juli mehr als 20 Prozent an Wert. Allein am Freitag sackte der Kurs um mehr als 4 Prozent ab, bevor er sich wieder leicht erholte.
Der jüngste Auslöser der Panik war die Aussicht darauf, dass die US-Notenbank bereits im Herbst die Zinsen senken könnte. Dies verstärkte zum einen die Sorge, dass die US-Konjunktur in eine Rezession rutschen könnte. Zum anderen dürfte die Zinsspanne zwischen Japan und den USA sinken, die bisher den Yen auf historische Tiefstände gegenüber Dollar und Euro und die Aktienkurse auf Rekordhöhen getrieben hatte.
Der Grund: Wenn der Yen fällt, werden bei vielen Konzernen die Umsätze und Gewinne des Auslandsgeschäfts bei der Umrechnung lokaler Ergebnisse in Japans Währung aufgebläht. Steigt der Yen, drohen hingegen Wechselkursverluste die Bilanzgewinne zu senken. Und genau das befürchten viele Anleger, weil es eine doppelte Zinswende gibt.
US-Notenbank beeinflusst den Yen
Die US-Notenbank hatte ab 2022 die Zinsen rasch erhöht, um die Inflation zu bremsen. Dagegen hielt die Bank of Japan (BoJ) bis März dieses Jahres an ihrer Minuszinspolitik fest. Am Mittwoch erhöhte sie den Leitzins sogar überraschend von 0 bis 0,1 auf 0,25 Prozent und deutete weitere Anhebungen an, während es in den USA in die andere Richtung gehen könnte.
Dies beschleunigte den Höhenflug des Yen und den Sinkflug des Dollars. Seit dem 10. Juli hat der Dollar gegenüber der japanischen Landeswährung daher 7,4 Prozent an Wert verloren. Gerade japanische Technikkonzerne wie der Chipanlagenhersteller Tokyo Electron und der Hersteller von Elektronikbauteilen Murata verloren daher zeitweise um 8 bis 10 Prozent an Wert.
Im Gegenzug sanken die Zinsen für 10-jährige japanische Staatsanleihen, die vor kurzem noch mit 1,1 Prozent gehandelt wurden, am Freitag aus Sorge um die US-Konjunktur auf 0,985 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit dem 24. Juni dieses Jahres.