Freitag, Oktober 25

Ein Hotelzimmer für 200 Franken oder weniger? In der Schweiz? Und schön, charmant und unverwechselbar soll es auch noch sein? Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Und ist nicht einmal so schwer zu finden – vorausgesetzt, man ist flexibel und bucht nicht gerade für die Ostertage.

Hotel de Londres, Brig

Das historische Stadthaus mit Baujahr 1884 steht mitten in der Altstadt von Brig mit ihren Patrizierhäusern, Gaststätten, netten Läden und dem Stockalperpalast, der zu den bedeutendsten Barockbauten der Schweiz gehört. Dass das Hotel zu einem so international klingenden Namen gekommen ist, hat wohl mit den vielen Briten zu tun, die schon im 19. Jahrhundert zum Bergsteigen ins Wallis kamen, und dürfte zugleich eine Hommage des Hotelgründers Anton Arnold an seine Zeit in der Londoner Hotellerie sein.

Offensichtlich fühlte man sich hier vor 150 Jahren sehr urban, denn obwohl das knapp 14 000 Einwohner zählende Brig in den sonnigen Südschweizer Alpen liegt, ist der Ort nicht ganz unvernetzt: Die noch heute stattfindenden Briger Märkte waren schon immer Anziehungspunkt für Menschen aus der Region und darüber hinaus, der Simplonpass führt hier vorbei, Italien ist in Rufnähe, und die Thermalbäder sind über die Grenze hinaus bekannt.

Als das Haus im Frühjahr 2023 umfassend renoviert wurde, war klar, dass das Design sowohl die britische Geschichte des Hauses als auch dessen Walliser Wurzeln aufgreifen sollte. Jedenfalls präsentieren sich die 18 Zimmer und Suiten frisch, modern und mit ausdrucksstarken Farben, jedes Zimmer hat seinen ganz eigenen Charme, traditionelle lokale Motive werden mit Design-Tapeten der Londoner Firma House of Hackney kombiniert, Holzmöbel treffen auf Designerstücke.

Informationen: Hotel de Londres, Bahnhofstrasse 17, Brig, Tel. +41 79 917 42 34, hotel-delondres.ch, DZ ab 188 Franken.

Hotel Monte Verità, Ascona

Ascona? Das klingt nicht wie ein Geheimtipp. Ist es auch nicht. Auch der Monte Verità mit seiner Geschichte von naturnahem Leben, Freikörperkultur, Vegetarismus sowie künstlerischem und intellektuellem Austausch ist wohlbekannt. Und trotzdem: Der Hotelkomplex ganz oben auf dem Berg ist ein herrliches Refugium, das kurioserweise vom Massentourismus verschont geblieben ist. Tagsüber mag sich die eine oder andere Gruppe von Kulturreisenden nach einem Rundgang durch den weitläufigen Park mit Teeplantage, diversen Kunstwerken und einem Freilichttheater auf den altmodischen roten Liegestühlen im Garten oder auf der schönen Hotelterrasse niederlassen, um die spektakuläre Aussicht auf den See zu bewundern. Der Hotelbetrieb bleibt davon aber fast gänzlich unberührt.

Zur Anlage gehören unterschiedlichen Einrichtungen: die im hübschen Jugendstil errichtete Villa Semiramis, die Ferienhäuser Casa Monescia, Casa Gioia und Casa Marta sowie – das schönste von allen – das 1929 errichtete historische Bauhaus-Hotel mit 52 Zimmern und Suiten, die erst kürzlich unter Wahrung der Bauhaus-Stilelemente renoviert wurden und Balkone mit weitschweifigem Seeblick bieten. Als besonderes Highlight gilt das Restaurant des Hotels. Nicht nur wegen Tessiner und italienischer Klassiker, sondern auch wegen der romantischen Terrasse.

Informationen: Hotel Monte Verità, Strada Collina 84, Ascona, Tel. +41 91 785 40 40, monteverita.org, DZ ab 180 Franken.

Hotel Beau Séjour, Luzern

Man wohnt vis-à-vis dem Luzerner Tivoli-Jachtklub und nur wenige Laufminuten vom Luxushotel Mandarin Oriental Palace und dem Luzerner Kasino entfernt. Also an Bestlage am Vierwaldstättersee und in einer zauberhaften, strahlend weissen Belle-Époque-Villa.

Das 1905 errichtete Hotel Beau Séjour wirbt mit dem Zusatz « Le Petit Grand Hotel» für sich selbst, und das nicht zu Unrecht: Zwischen den in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Hotelpalästen definiert sich das 27-Zimmer-Haus als Boutique-Hotel, das seine Grösse im Kleinen findet. Um den historischen Charme stilvoll zu brechen, wurde der Designer Daniel Hunziker mit dem Entwurf einer Möbelkollektion für die Zimmer und öffentlichen Räume beauftragt, die zeitgeistorientiert sein sollte, aber auch an die traditionelle Formsprache des Hauses anknüpft.

Jedes Zimmer ist anders und einzigartig, ausgestattet mit ungewöhnlichen Wandtapeten, zeitgenössischer Kunst und einem wunderschönen original erhaltenen Holzparkett. Einige der Möbel und Designobjekte werden zum Verkauf angeboten, im Erdgeschoss gibt es auch einen Hotelshop mit ausgesuchten Produkten.

Gastronomisch punktet das Hotel mit Café-Bar, Salons und einem Ballsaal mit Kronleuchtern, in denen Snacks und Getränke serviert werden. Bei schönem Wetter lockt eine Terrasse mit Aussicht auf den See, den Pilatus und die Rigi, richtig hungrige Gäste dürfen sich auf hausgebeizten Lachs, gebratene Pfifferlinge oder klassischen Tafelspitz im Restaurant des Partnerhotels Schlüssel in der Luzerner Altstadt freuen.

Informationen: Hotel Beau Séjour, Haldenstrasse 53, Luzern, Tel. +41 41 410 16 81, beausejourlucerne.ch, DZ ab 137 Franken

Hotel Val Sinestra, Sent

Wer hier nicht zur Ruhe kommt, dem ist nicht zu helfen. 1912 als Sanatorium für Menschen, die an Hautkrankheiten, Schwächezuständen, Blutarmut und Bleichsucht litten, eröffnet, steht das «Val Sinestra» auf 1500 Metern Höhe inmitten wilder, unberührter Natur. Und obwohl das hübsche Dorf Sent nur fünf Schotterstrassenkilometer weiter liegt, ist die Lage einsam, abgelegen und verwunschen.

Eine eingeschworene Gemeinde ist hier zu Gast, viele Besucher kommen Jahr für Jahr wieder, denn Häuser mit einem so authentischen Retro-Feeling sind selten. Wie eine Festung steht das gewaltige Bauwerk auf einem Felsen, zehn Stockwerke hoch, mit Rund- und Spitztürmen sowie einer fast originalgetreu erhaltenen alten Bäderetage. Wer es gut meint mit dem Hotel, erkennt dort die Magie von Thomas Manns «Zauberberg» und die ursprüngliche Atmosphäre eines Kurbetriebs. Die anderen freuen sich über die grandiose Natur, die Abwesenheit von Massentourismus und die günstigen Preise der 68 schlicht-schönen Zimmer mit Waschbecken, aber meist ohne eigene Toilette und Dusche.

1972 wurde der Kurbetrieb eingestellt, 1978 das Kurhaus verkauft. Peter Kruit, der als Bauingenieur beauftragt worden war, die Bausubstanz des leer stehenden Komplexes zu begutachten, erwarb die marode Immobilie, renovierte sie umsichtig und eröffnete sie ein Jahr später als Hotel Val Sinestra. Das Haus wird im Stil einer Jugendherberge geführt: Die Gäste machen ihre Betten selbst und räumen nach dem Essen den Tisch ab. Morgens gibt es ein gesundes, reichhaltiges Frühstück vom Buffet, am Abend eine vegetarische Mahlzeit, die im wunderschönen Belle-Époque-Speisesaal an einfachen Holztischen gegessen werden.

Informationen: Hotel Val Sinestra, Val Sinestra 373, Sent, Tel. +41 81 866 31 05, sinestra.ch, ab 100 Franken pro Person inkl. HP und Lunchpaket.

Hotel im Schlosspark, Binningen

Unmittelbar an der Stadtgrenze zu Basel, aber in der idyllischen Ruhe und grünen Umgebung des Schossparks Binningen steht das Hotel im Schlosspark, das erstmals im Jahre 1299 als Weiherschloss erwähnt und wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Eigengut des Basler Bürgers Heinrich von Zeise erbaut wurde. Zwei Erdbeben erschütterten die Anlage, ehe sie im Jahre 1409 fast vollständig abbrannte und als Ruine veräussert wurde. Zehn Jahre später, so vermuten Historiker, hat man sich an den Neuaufbau des Schlosses gemacht, das aber bereits im Zuge des St.-Jakobs-Krieges 1444 durch habsburgische Truppen erneut zerstört wurde.

Es folgte ein ziemliches Hin und Her, bis die Gemeinde Binningen 1960 das Schloss erwarb und in ein romantisches Restaurant und Hotel verwandelte. Das Gebäude wurde nie wesentlich umgebaut, so dass man bis heute in den historischen Strukturen wohnt. Gäste haben die Wahl: Ein Teil der 23 geräumigen Zimmer lockt mit einer modernen, geradlinigen, funktionalen und komfortablen Ausstattung, es gibt aber auch die sogenannten historischen Zimmer, die traditioneller und mit Möbelelementen im klassischen Stil gestaltet wurden.

Zu den Highlights des Hauses gehört das elegante Schlossrestaurant mit mächtiger Holzbalkendecke, Kronleuchtern, weiss gedeckten Tischen und feiner italienischer Küche. Ein weiteres Highlight dürfte das Ticket für unlimitierte Fahrten ins nur sieben Tramminuten entfernte Basler Stadtzentrum sein, das das Hotel seinen Gästen kostenlos zur Verfügung stellt.

Informationen: Hotel im Schlosspark, Schlossgasse 2 & 5, Binningen, Tel. +41 61 425 60 00, schlossbinningen.ch, DZ ab 140 Franken.

Hotel Adler, Zürich

Das Hotel Adler hat eine spannende Verbindung zur Kunst. Der Schweizer Tier- und Landschaftsmaler Rudolf Koller verbrachte in den 1830er Jahren, als sein Vater das Hotel führte, seine Kindheit dort und malte die Tiere der Fuhrleute, die damals vorbeikamen, direkt auf die Wände der Räume. Heute schmücken keine Tiere, sondern Stadtansichten die 52 mit viel Holz, stimmungsvoller Beleuchtung und Stilmöbeln gestalteten Hotelzimmer. Egal, ob in einem Einzelzimmer oder in einer Juniorsuite, ob in einem Doppelzimmer oder in einem Grandlit-Zimmer: Immer ist eine andere Altstadt-Ansicht in Form eines Wandgemäldes des Basler Künstlers Heinz Blum zu sehen, das Gäste dazu anregt, die Zürcher Altstadt zu erkunden.

Weit muss man dazu nicht gehen, denn das Hotel Adler steht mitten im Niederdorf. Das bedeutet: Es ist nicht ganz leise. Wie auch? Rund um das schöne Stadthaus mit seiner lachsfarbenen Fassade pulsiert das Leben – tagsüber, am Abend und manchmal auch bis spät in die Nacht. Dafür ist aber auch alles ganz nah: das nette Café, der coole Laden, das Kunsthaus, die Limmat und die Bahnhofstrasse.

Bei Einheimischen und Besuchern gleichermassen beliebt ist das Hotelrestaurant Swiss Chuchi, das sich im Laufe der Jahrzehnte von der ersten Fonduestube der Zürcher Altstadt zur ersten Adresse für Schweizer Käse- und Fleischspezialitäten entwickelt hat. Zur Wahl stehen Älplermagronen, Capuns oder Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti, aber eben auch Adler-Spezialfondue, Raclette und Waadtländer Fondue.

Informationen: Hotel Adler, Rosengasse 10, Zürich, Tel. +41 44 226 96 96, hotel-adler.ch, DZ ab 191 Franken.

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