Für das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest hat der Schweizer Designer Kevin Germanier die Outfits der Moderatorinnen sowie der Tanzcrew entworfen. So sieht das nun aus.
Er werde uns mit seinen Kreationen herausfordern, kündigte der für farbige, extravagante Entwürfe bekannte Modedesigner und ESC-Head of Costume Kevin Germanier im Interview mit «NZZ Bellevue» an. Und enttäuschte nicht: Sandra Studer und Hazel Brugger führten als fluoreszierendes Duo durch den Abend.
Die Comédienne Hazel Brugger kam modisch ebenso unkonventionell daher wie in ihrer Moderation: Zu untailliertem, psychedelisch gemustertem Paillettenblazer und Hose trug sie weisse Sneakers. Sandra Studer erschien im klassischen Hosenanzug in Leuchtstift-Gelb – und tauschte die High Heels später kurzerhand gegen Hotelschlappen, um die Kandidatinnen und Kandidaten in der Green Box zu interviewen.
Bevor Glitzer und Neon den Abend dominierten, setzte Germanier zunächst auf Zurückhaltung: Für die Eröffnungseinlage kleidete er die Tänzerinnen und Tänzer in fliessende Stoffe in Nude- und Beigetönen – ein textiler Verweis auf die vielzitierte Schweizer Neutralität?
Ungewohnt für den Designer, der sonst für extravagante Entwürfe steht. «Neue Visionen, neue Konzepte», schrieb Germanier zu diesen reduzierten Looks auf Instagram. Doch zur Schweizer Topografie gehören Beige- und Erdtöne ebenso wie Gletscherblau und saftiges Wiesengrün.
Das Highlight des Abends: Um die Wartephase während des Votings zu überbrücken, gaben Hazel Brugger und Sandra Studer eine musikalische Liebeserklärung an die Schweiz zum Besten – modisch irgendwo zwischen Fasnacht und psychedelischem Werbespot für Schweizer Erfindungen.
Das Schweizer Sackmesser bekam einen glitzernden Anzug verpasst, die Knobli-Presse wurde ebenso gefeiert wie das Rüstmesser und der Instantkaffee. Albert Einstein durfte mitmachen – und das LSD hat der ESC Basel nicht nur als Schweizer Erfindung gewürdigt, sondern auch modisch: mit Dirndl in Neon, Lametta, Pailletten in allen Farben.
Wie ein kollektiver Rausch auf der ESC-Bühne: Selbst die Kuh mutierte zum Fabelwesen – im psychedelischen Fellkleid, mit Lametta, Neonmaske und farbigen Fransen.
Etwas Ruhe brachte ausgerechnet der Nationalheld Tell – im Minirock: Der Überraschungsgast Petra Mede, die 2024 den ESC in Malmö moderiert hatte, trat beim Song «Made in Switzerland» als weiblicher Wilhelm Tell in Schnürstiefeln und Mini auf.
Im Netz wurde der für die Pause kreierte Song gefeiert – manche Fans hätten ihre Punkte lieber der farbenfrohen Einlage geschenkt als den eigentlichen Wettbewerbsbeiträgen. Zu diesem rauschartigen Spektakel trugen besonders die Kostüme von Kevin Germanier bei: grell, verspielt, alles andere als konventionell – und damit ganz im Geist des ESC.