Die Nationalbank setzt die Zinswende fort und lockert ihre Geldpolitik mit Blick auf den zuletzt wieder erstarkten Franken, die tiefe Teuerung und die gedämpften Wachstumsaussichten weiter.

Es lässt sich in seinem Lockerungskurs nicht beirren. Das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist überzeugt, dass die monetären Bedingungen eine weitere Zinssenkung ohne Gefährdung der Preisstabilität erlauben. Die SNB senkt ihren Leitzins deshalb mit Gültigkeit ab morgen Freitag, 21. Juni, um 0,25 Prozentpunkte auf noch 1,25 Prozent und betont gleichzeitig ihre Bereitschaft, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv zu sein.

Eine Rolle gespielt haben beim Entscheid dürfte unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB), die ihren Leitzins ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hat. Die Zinsdifferenz zum Franken war damit geringer geworden, der Franken hatte (auch im Zeichen der politischen Unsicherheit in Frankreich) zuletzt gegenüber dem geschwächten Euro spürbar an Wert gewonnen und der Euro war für bloss noch 0.95 Franken zu erwerben.

Ein starker Franken setzt nicht nur die Exportwirtschaft unter Druck, er bremst über die Importpreise auch die Teuerung.

Teuerung soll etwas über einem Prozent bleiben

Die aufs Jahr gerechnete Teuerung hat im Mai gegenüber dem April nicht wie allgemein erwartet zugenommen, sondern verharrte im Vorjahresvergleich bei 1,4 Prozent. Sie überraschte damit bereits zum wiederholten Mal gegen unten, was für die SNB mit ein Grund zur erneuten Zinssenkung gewesen sein dürfte. Die bedingte Inflationsprognose prognostiziert nun jedenfalls auch mit dem gesenkten Leitzins ein Rückgang der Teuerung auf in diesem Jahr durchschnittlich 1,3 Prozent. Dieser soll sich weiter fortsetzen, bis er Mitte 2026 1,0 Prozent erreicht. Dort sieht die SNB wohl auch die längerfristigen Inflationserwartungen.

Die Zinssenkung könnte unter Umständen auch Raum schaffen für einen Bilanzabbau durch Devisenverkäufe, sollte sich der Franken stärker als erwünscht abschwächen.

Die SNB geht von einem gedämpften Wirtschaftswachstum von in diesem Jahr rund 1 Prozent aus, das sich im nächsten Jahr bei den gegenwärtigen Bedingungen auf 1,5 Prozent erhöhen dürfte.

Wo liegt der Gleichgewichtszins?

Die weiteren Aussichten hängen nicht zuletzt von der Frage ab, ob der Leitzins damit bereits ein neutrales Gleichgewichtsniveau unterschritten hat.

Laut der kürzlich von Nationalbankpräsident Thomas Jordan an einem Vortrag in Seoul gemachten Einschätzung, ist der reale Gleichgewichtszins in den vergangenen Jahren in der Schweiz auf um die null Prozent gesunken. Es gibt jedoch gute Gründe zu erwarten, dass er wieder leicht steigen dürfte.

Rechnet man mit einer Inflation von 1,0 bis 1,5 Prozent, würde somit ein Leitzins von 1,25 Prozent neutral bis leicht expansiv wirken. So gesehen ist damit der Raum für weitere Zinssenkungen gering geworden. Erst eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage würde für weitere Senkungen sprechen.

Erweiterung des Pilotprojekts mit digitalem Zentralbankgeld

Im Rahmen des Pilotprojekts «Helvetia» mit der Blockchain-Börse SDX stellt die SNB dieser erstmals tokenisiertes Zentralbankgeld zur Verfügung. Das hat die Ausgabe und Abwicklung von bisher sechs digitalen Anleihen von Kantonen und Städten erlaubt. Zudem hat die SNB kürzlich erstmals SNB-Bills auf der SDX-Plattform ausgegeben. Wie sie nun mitteilt, will sie den Probebetrieb um mindestens zwei Jahre verlängern und hofft, dass sich über die sechs bestehenden Banken nun weitere Institute der vollständig digitalen Plattform anschliessen werden.

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