Dienstag, April 1

Für die Schuhmarke On soll es zur Verwendung des Schweizerkreuzes keine Ausnahme geben. Das hat der Verein Swissness Enforcement diese Woche beschlossen. Die Beteiligten wollen aber eine gerichtliche Auseinandersetzung vermeiden: On signalisiert Gesprächsbereitschaft.

Donnerstagabend in Bern. Der Verein Swissness Enforcement lädt zur Mitgliederversammlung, die Liste der anwesenden Unternehmens- und Verbandsvertreter liest sich wie das Who is Who der Schweizer Wirtschaft: Economiesuisse, Swissmem, die Verbände der Schweizer Uhren- und Schokoladenindustrie sowie Firmen wie Migros, Swiss Life und Victorinox.

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Auf der Traktandenliste steht aber ein anderes Schweizer Unternehmen ganz zuoberst: der Sportartikelhersteller On. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich hat den Ärger der Swissness-Aufseher auf sich gezogen. Der Grund: On lässt seine Schuhe ausschliesslich in Indonesien und Vietnam produzieren, versieht diese ausserhalb der Schweiz aber trotzdem mit einem Schweizerkreuz.

Swissness Enforcement – eine Public-Private-Partnership, die auch vom Bund getragen wird – versucht seit längerem, On von dieser Praxis abzubringen. Geschäftsführer David Stärkle verkündete gar schon öffentlich, rechtliche Schritte zu prüfen. Vergangenes Jahr haben sich Juristen der beiden Parteien mehrfach ausgetauscht. Ohne Erfolg. Eine Annäherung blieb aus.

Vor zwei Wochen hielt On gegenüber der NZZ am Sonntag unmissverständlich fest: «Wir sind der festen Überzeugung, dass wir in allen Ländern, in denen wir unsere Produkte vermarkten, einschliesslich der Schweiz, alle relevanten Marketingvorschriften einhalten.» Man sehe deshalb «keine Grundlage» für die rechtliche Kritik von Swissness Enforcement.

On-Gründer schalten sich ein

Bei Swissness Enforcement sorgte dieses klare Statement für Ernüchterung. Geschäftsführer Stärkle wollte die Jahresversammlung deshalb dazu nutzen, um mit seinen Mitgliedern das weitere Vorgehen zu besprechen: Soll man versuchen, On auf juristischem Weg zum Einlenken zu bewegen? Oder drückt man ein Auge zu, weil On im Gegensatz zu ausländischen Swissness-Tricksern Schweizer Wurzeln hat?

Die Rückmeldung der Verbände und Unternehmen war laut Stärkle eindeutig: «Alle Mitglieder sind ganz klar der Meinung, dass es für On keine Ausnahme von den Swissness-Regeln geben darf.» In einer Medienmitteilung warf Swissness Enforcement dem Unternehmen gar vor, «ohne Rücksicht auf Mitbewerber» zu handeln.

Konkrete (rechtliche) Schritte, die im Vorfeld des Treffens zur Diskussion gestanden hatten, beschloss der Verein jedoch nicht. Diese Zurückhaltung dürfte nicht zuletzt damit zu tun haben, dass sich On wenige Tage vor der Mitgliederversammlung darum bemühte, das Gespräch mit Swissness Enforcement wieder aufzunehmen.

Beim Erfolgsunternehmen, das mittlerweile rund 15 Milliarden US-Dollar wert ist, scheint der Swissness-Streit in den vergangenen Tagen an Priorität gewonnen zu haben. Nach Informationen der NZZ hat sich zuletzt sogar die Chefetage und einer der Firmengründer persönlich mit dem Thema beschäftigt.

Eine Sprecherin betont, dass man an eine einvernehmliche Lösung glaube: «Wir sind der Meinung, dass unsere Position nicht so weit von jener von Swissness Enforcement entfernt liegt.» Wie ein möglicher Kompromiss aussehen könnte, will On zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen.

Marken wie La Prairie und Kuhn Rikon machen es vor

Stärkle von Swissness Enforcement träumt von folgender Lösung: «Am schönsten wäre es, wenn On in der Schweiz eine kleine Produktion aufbauen würde, um hier eine exklusive Swiss-Edition herzustellen – mit Schweizerkreuz!»

Eine Schuhproduktion in der Schweiz statt in Südostasien? Was utopisch klingt, wurde vergangene Woche auch von Nick Hayek, Chef der Swatch Group, angeregt. An einer Pressekonferenz auf den Swissness-Streit angesprochen, meinte der Uhrenpatron aus Biel: «Es wäre doch super, wenn On einen Teil der Produktion in die Schweiz verlagern würde, selbst wenn das auf Kosten des Gewinns ginge.»

Laut Swissness Enforcement hätten andere Firmen gezeigt, dass ein solcher Schritt durchaus möglich sei. So habe beispielsweise die Schweizer Kosmetik-Luxusmarke La Prairie, die zum deutschen
Beiersdorf-Konzern gehört, vor einigen Jahren eine Produktionsstätte in Berneck im St. Galler Rheintal gekauft. «Dabei ging es dem Unternehmen vor allem darum, seine Produkte wieder mit dem Label Swiss Made verkaufen zu können», so Stärkle.

Ein anderes Beispiel sei Kuhn Rikon, ein Hersteller von hochwertigem Kochgeschirr und Küchenutensilien. Das Familienunternehmen aus dem Zürcher Tösstal produziere sowohl in der Schweiz, wie auch im Ausland. Mit Schweizerkreuz und Swiss Made seien aber nur jene Produkte versehen, die tatsächlich aus der Fabrik in Rikon stammen. Auf allen anderen Produkte prange lediglich das Label «Swiss Design».

Ob On in absehbarer Zeit zu einer ähnlichen Praxis übergehen wird, scheint allerdings fraglich, trotz Wiederaufnahme des Dialogs und Einmischung der Chefetage.

Insbesondere eine Produktion in der Schweiz betrachten Personen aus dem engsten Umfeld des Unternehmens als schwierig – und das nicht nur aus Kostengründen. Es gibt auch Zweifel, ob hierzulande das nötige Knowhow für die Herstellung von «Performance Laufschuhen» vorhanden ist, samt Infrastruktur und Personal.

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