Dienstag, April 1


Die neusten Entwicklungen

In Südostasien hat sich am Freitag ein verheerendes Erdbeben ereignet. Rettungskräfte suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Besonders in Myanmar bleibt die Lage unübersichtlich.

Die neusten Entwicklungen:

  • Die Zahl der Toten in Myanmar steigt auf mindestens 1600. Mehr als 3400 seien verletzt, teilte die Militärregierung am Sonntag (30. 3.) mit. Die amerikanische Erdbebenwarte USGS schätzt, dass die tatsächliche Opferzahl bei mehr als 10 000 liegen könnte.
  • In Thailands sind mindestens 17 Personen ums Leben gekommen. 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden am Sonntag (30. 3.) mit. Die Suche konzentriert sich auf einen in sich zusammengestürzten Rohbau eines Hochhauses in Bangkok.
  • Die internationale Hilfe ist angelaufen. Indien, China, Thailand, Singapur, Malaysia und Russland haben Rettungsteams, Flugzeuge, Schiffe und Hilfsgüter nach Myanmar entsandt. Die indische Armee richtet ein Feldspital in Mandalay ein.
  • In Myanmar hat die Opposition eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten angekündigt. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung am Sonntag (30. 3.). Es handelt sich dabei um jene Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur Junta gebildet hat. Ausgenommen seien «Verteidigungshandlungen», hiess es.

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Am Freitag, 28. März, hat ein Erdbeben der Stärke 7,7 weite Teile Südostasiens erschüttert. Das Epizentrum lag in der Region Sagaing, nur wenige Kilometer ausserhalb von Mandalay. Laut der Militärjunta in Myanmar war es eines der stärksten Erdbeben seit einem Jahrhundert. Seitdem folgten zahlreiche Nachbeben. Mandalay ist mit 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die zweitgrösste Stadt Myanmars.

Die Beben trafen zudem die thailändische Hauptstadt Bangkok. Auch in China und Vietnam waren die Erschütterungen zu spüren. Aus der chinesischen Provinz Yunnan wurden Verletzte und Schäden an Gebäuden gemeldet.

Myanmar ist das am stärksten betroffene Land. Die Stadt Sagaing in der Nähe des Epizentrums wurde laut Zeugen komplett zerstört. Häuser sind eingestürzt, ganze Strassenzüge wurden aufgerissen.

Helfer berichten, dass sie die verschütteten Personen teilweise mit blossen Händen unter den Trümmern ausgraben müssen. Laut der Uno sind die Krankenhäuser im Zentrum und dem Nordwesten des Landes mit der Vielzahl an Verletzten überfordert.

Das Beben brachte laut der Nachrichtenagentur «Myanmar Now» unter anderem den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyidaw zum Einsturz. Der Flughafenbetrieb sei gesperrt worden. Auch weitere wichtige Infrastruktur wie Autobahnen und Brücken wurden beschädigt, was die Bereitstellung von humanitären Hilfsmassnahmen zusätzlich erschwert.

Die internationale Hilfe für Myanmar läuft unter Hochdruck. Indien hat Rettungsteams entsandt und in Mandalay ein Feldspital zur medizinischen Versorgung der Opfer errichtet. Auch China reagierte rasch: Das Land schickte Hilfsgüter per Luftfracht ins Krisengebiet, aus der angrenzenden Provinz Yunnan werden Rettungskräfte nach Myanmar geschickt. Singapur beteiligt sich mit Einsatzkräften und speziell ausgebildeten Spürhunden an den Such- und Rettungsarbeiten. Auch Thailand, Malaysia und Russland leisten Unterstützung, indem sie Hilfsgüter und technische Spezialisten ins Katastrophengebiet entsandten.

Der Hilfsdienst Malteser International schickt aus Deutschland ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete nach Myanmar. Es soll die eigenen Einsatzkräfte unterstützen, die bereits vor Ort sind, wie die Organisation am Samstag (29. 3.) ankündigte.

Das Erdbeben trifft ein Land, das sich im Chaos befindet: In Myanmar tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Er brach nach dem Militärputsch im Februar 2021 aus, bei dem die demokratisch gewählte Regierung unter Präsidentin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt worden war. In der Folge bildeten sich landesweit bewaffnete Widerstandsgruppen, die zusammen mit ethnischen Rebellengruppen gegen die Junta kämpfen. Seither ist das Land stark verarmt, nach dem Erdbeben droht nun eine Hungersnot.

Diese politische Lage erschwert die humanitäre Hilfe nach dem Beben: In vielen Regionen sind Hilfseinsätze kaum möglich oder nur unter Lebensgefahr durchführbar. Das Misstrauen gegenüber der Junta ist tief. Stattdessen setzen viele Bewohner ihre Hoffnung auf lokale Widerstandsgruppen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die oft besser vernetzt und näher an den Bedürfnissen der Bevölkerung sind.

Die Militärregierung selbst meldete sich nach dem Beben über die Nachrichtenplattform Telegram zu Wort: Man untersuche die Schäden und bereite Hilfsleistungen in den betroffenen Gebieten vor. In sechs Regionen wurde der Notstand ausgerufen. Die am stärksten vom Erdbeben betroffenen Gebiete befinden sich unter Kontrolle der Generäle.

Die Erschütterung ereignete sich in nur zehn Kilometern Tiefe und setzte ihre Energie somit besonders nahe an der Erdoberfläche frei. Das Beben verlief entlang der sogenannten Sagaing-Verwerfung. Dort bewegen sich die indische Kontinentalplatte und die eurasische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 Millimeter pro Jahr aneinander vorbei. Es bauen sich Spannungen auf, die sich immer wieder entladen – wie nun am Freitag.

Die Auswirkungen des Bebens wurden besonders in Myanmar durch mehrere Faktoren zusätzlich verschärft: Viele Gebäude sind nicht erdbebensicher konstruiert. Zudem leidet die Infrastruktur unter den Folgen des Bürgerkriegs, der Myanmar wirtschaftlich und strukturell stark geschwächt hat.

mit Agenturmaterial

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