Mittwoch, November 27

Es weht ein frischer Wind in den Bergunterkünften. Sechs Schweizer Hotels, die mit alpinem Charme und kreativen neuen Designideen überzeugen.

Die Hotels in den Schweizer Bergen locken derzeit Design-Liebhaberinnen und -Liebhaber mit innovativer Architektur und coolen Interieurs. Wer es dann auch noch gemütlich mag: Diese Hotels vereinen beides.

Diese Jungs aus Paris wissen genau, was sie machen wollen: coole Orte für coole Menschen schaffen. Sie tun das in ihrer Heimatstadt, in der sie als Experimental Group mit einer Reihe durchgestylter Hotels, Restaurants und Bars bekannt geworden sind, aber auch in New York, auf Ibiza, an der Côte d’Azur und in Verbier. An letzterem Standort demonstriert man nicht nur, wie stilvoll ein Skihotel sein kann, sondern auch, wie man dem Nachtleben neue Impulse beschert.

Die 39 Zimmer und Suiten wurden vom bekannten Interior-Designer Fabrizio Casiraghi gestaltet, sie sind in minimalistischem Retro-Stil eingerichtet, dabei geräumig, hell und luftig. Wer sich einen besonderen Luxus gönnen möchte, bucht die Penthouse-Suite mit Kamin und Whirlpool auf dem Balkon. Alle anderen müssen sich mit dem lässigen Seventies-Glamour der stets gut besuchten Cocktailbar begnügen und mit dem legendären «Farm Club», Verbiers kultigem Nachtklub, den es seit 1971 gibt und der nun zum Hotel gehört.

Informationen: experimentalchalet.com, DZ ab 228 Franken

Ramdane Touhami hat marokkanische Wurzeln, ist in Frankreich aufgewachsen und lebt schon lange in Paris, wo er sich mit fast allem beschäftigt hat – von Kerzen über Kosmetik bis zu Bergsteiger-Outfits und Cafés. Die Hotellerie ist für ihn dagegen neu.

Ende 2022 übernimmt er das Hotel, er tauft es «Drei Berge», weil von der Terrasse Eiger, Mönch und Jungfrau zu sehen sind. Mitte April beginnt der Umbau, Anfang Juni sind die ersten Gäste im Haus.

In der Lobby läuft Hip-Hop, man überquert einen wild gemusterten Boden und sieht handbemalte Holzbalken und Gardinen, die mit Schweizer Ortswappen bestickt sind. Die Wände der Zimmer sind mit Holz vertäfelt, in die Teppiche wurden Bergprofile gewoben, die Decken sind bunt gestrichen, die Betten gross und bequem. Es gibt eine Schweizer Brasserie mit italienischer Küche und eine Bar mit leckeren Cocktails. Für Mürren ist das sehr viel, und der frische Wind, der im Hotel weht, dürfte sich auch im Ort bemerkbar machen.

Information: dreibergehotel.ch, DZ ab 359 Franken

Radons? Der Name mag Wanderern ein Begriff sein, aber sonst? Dieses Maiensäss – ein Ort zwischen Tal und Alp, an den im Mai das Vieh gebracht wird, bevor es auf die Alp zieht – befindet sich mitten im Skigebiet von Savognin, auf fast 2000 Meter Höhe. Im Winter führt die Piste vorbei, im Sommer bricht man von hier aus zu Wanderungen auf, Autos gibt es hier oben nicht.

Das, was früher ein einfaches Nachtlager für Skifahrerinnen oder Wanderer war, ist seit 2020 eine romantische Lodge mit zwölf authentisch restaurierten Altholzzimmern, geprägt von einer minimalistischen Farbpalette in Braun, Weiss und Grau und von luxuriösen Details wie Himmelbetten und Regenduschen.

Als Gastgeber wirkt der gebürtige Savogniner Fadri Arpagaus, der nach Koch-Erfahrungen in Bangkok, Kanada, Frankreich, Griechenland und den USA in die Heimat zurückgekehrt ist, seine Gäste mit echter Gastfreundschaft empfängt und sie während ihres Aufenthalts ganz wunderbar in der hoteleigenen «Usteria» bekocht.

Informationen: berghuus.ch, DZ ab 280 Franken

Das 50-Zimmer-Hotel Guarda Val bespielt bis zu 300 Jahre alte Maiensässe, die auf einer 1600 Meter hohen Alp in Graubünden schweben. Das Ensemble von elf sonnengegerbten Hütten mit beinahe dörflichem Charakter bietet Platz für über hundert Gäste. Zur Verfügung stehen grosszügige Zimmer und zweigeschossige Häuschen (Stailettas), gebaut aus lokalem Holz und Granit, die zwar vor den manchmal rauen natürlichen Elementen schützen, aber trotzdem ein Naturerlebnis erlauben: Das Gebälk knackt, die Holzdielen knarzen, und fast immer knistert ein Feuer im Kamin.

Entspannen auf 1600 Meter über Meer.

In mehreren Häusern finden sich auch gastronomische Einrichtungen. Gourmets werden im ehemaligen Kuhstall mit regionaler Spitzenküche verwöhnt, in der Berghütte Krap Naros gibt es lokale Bauernkost und Bauernsitten (alles wird geteilt), die «Fö»-Küche bietet wilde Grillküche im Freien, im Sul «Tegt» sitzt man auf der Terrasse und in der Bar Sporzer am Kamin. Dazu: schöner Wellnessbereich mit Blockhaussauna, Molkebad im Holzzuber und Massagen.

Informationen: guardaval.ch, DZ ab 296 Franken

Eigentlich wollte Esteban Garcia auf der Terrasse des leicht verstaubten Berghotels nur ein Glas Wein trinken – doch dann kaufte er den Betrieb, krempelte ihn zwei Jahre lang von Grund auf um und zeigte, wie man frischen Wind in alte Gemäuer bringt. Und jetzt? Sitzt man als Gast wieder auf der Terrasse mit Blick auf das Matterhorn in einem der höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Dörfern Europas.

Schon allein was aus der Küche kommt, zeigt, wie sich die Ambitionen in die Höhe geschraubt haben: Statt Gerstensuppe und Bündnerfleisch gibt es jetzt einen grosszügigen Crémeux, lokalen Käse und Schinken oder eine knusprige Schweinsbrust an Zitronensaft mit Pastinakenpüree.

Das im Februar 2017 neu eröffnete Vier-Sterne-Haus fügt sich mit seinem gediegenen Chaletstil gut ins Ortsbild ein und bringt mit seinen dreissig Zimmern, zwei Restaurants, Schneebar und Wellnessbereich eine Klientel ins Val d’Anniviers, die sich freut, hinter einer Fassade aus mit Leinöl behandelten Holzlatten und Balkons aus Lärchen- und Zedernholz nachhaltigen Luxus, zeitgeistiges Interieur und warmen alpinen Chic zu finden.

Informationen: chandolinboutiquehotel.ch, DZ ab 180 Franken

Marrakesch trifft auf die Schweizer Alpen: Interessanterweise passt das Dekor, das die «Cervo»-Inhaber Seraina und Daniel F. Lauber für den Bazaar, der zugleich als Restaurant fungiert, gewählt haben, zum alpinen Look. Im Hintergrund läuft die Playlist eines angesagten Berliner DJ, aus der Küche kommen orientalisches Labneh, hergestellt mit lokalem Joghurt, oder Shakshuka (Eier in Tomaten-Paprika-Sauce). Kein Wunder, dass auch Zermatter gerne einen Tisch reservieren.

Wer hier wohnt, darf sich auf Zimmer in zeitgenössischem Nomaden-Look freuen oder auf das edle Jagdambiente der Huntsman-Lodges. Hier wie dort prägen ruhige Erdfarben und viel Holz das Ambiente, Trockenblumen und handgewebte Wolldecken mit Bommeln schmücken die Räume.

Und damit sich auch Nichtskifahrer hier gut aufgehoben fühlen, gibt es das wunderbare Atman-Spa, in dem man sich den ganzen Tag im bhutanischen Heilkräuterbad mit heissen Steinen, im japanischen Onsen mit Matterhornblick und in mongolischen Jurten, die als Ruhe- und Behandlungsräume dienen, vergnügen kann.

Informationen: cervo.swiss, DZ ab 673 Franken

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