Die Schweizer Skirennfahrer räumen am Mittwoch sämtliche WM-Medaillen ab. Das verwirrt selbst die erfolgreichen Athleten.
Am Ende war da einfach ein oranges Knäuel im Schnee, sechs Schweizer Medaillengewinner lagen sich in den Armen, und wer Gold, wer Silber und wer Bronze gewonnen hatte, war in diesem Moment beinahe egal. Selbst die Fahrer schienen sich nicht ganz sicher zu sein, mit wem sie bei der Premiere der Team-Kombination die Medaille teilten. Gleich zwei nannten in den Interviews nach dem Rennen in ihrer Aufgewühltheit den falschen Namen, als sie von ihrem Teampartner sprachen.
Zuerst zur Aufklärung: Franjo von Allmen und Loïc Meillard wurden in Saalbach Weltmeister, Alexis Monney und Tanguy Nef gewannen Silber und Stefan Rogentin fuhr mit Marc Rochat zu Bronze.
Der dritte Dreifacherfolg seit 1931
Es war der dritte Schweizer Dreifacherfolg an Ski-Weltmeisterschaften nach 1931 und 1987. In jenen Jahren gelang das Kunststück in der Königsdiziplin Abfahrt. Die Bedeutung im Skisport mag der neu geschaffenen Team-Kombination, bestehend aus je einem Lauf für einen Abfahrts- und einen Slalomspezialisten, noch abgehen. Das wurde am Mittwoch in Teilen aber durch die Andersartigkeit der Disziplin wettgemacht. Der Teamwettbewerb knüpfte Bande zwischen Fahrern, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben, er verband die erfolgreiche Speed-Woche an den WM auf bestmögliche Weise mit den kommenden Tagen der Techniker.
Und er schrieb Geschichten, die sonst vielleicht nie zustandekämen.
Etwa jene von Marc Rochat. Was hat der 32-Jährige schon gelitten und gezweifelt in seiner Karriere, er stand kurz vor dem Aufgeben. So oft war Rochat nahe am Slalom-Podest, doch dann startete er mit fünf Nullern in diese Saison. Der kleine Befreiungsschlag in Adelboden als Zehnter reichte nicht zur WM-Qualifikation. Der Verband selektionierte ihn dennoch, und Rochat dankte es mit einer starken Leistung. Die Paarung des wilden Slalomkünstlers mit dem tiefenentspannten Stefan Rogentin, der mit seinen bisherigen WM-Auftritten nicht zufrieden war, scheint es für den Exploit gebraucht zu haben.
Oder die Geschichte von Franjo von Allmen. Er wurde drei Tage zuvor schon Weltmeister in der Abfahrt – und ist in Österreich seither ein kleiner Publikumsliebling. Es sei nicht ganz einfach gewesen, die Spannung wieder aufzubauen, nach den grossen Gefühlen und der riesigen Party am Sonntag. «Spätestens in der zweiten Hälfte des Laufes habe ich die Spannung aber wieder gefunden», sagte von Allmen. Er war zu Beginn der Abfahrt mit einem wilden Ritt beinahe ausgeschieden und hatte im Ziel trotzdem bloss zwei Hundertstel Rückstand hinter dem Führenden Monney.
Meillard äussert sich ungewohnt pathetisch
Und dann war da noch Loïc Meillard, der bereits in drei anderen Disziplinen WM-Medaillen errungen hatte: Silber im Riesenslalom 2023 sowie Bronze in der Kombination und im Parallelrennen 2021. Er sagte in Saalbach ungewohnt pathetisch, dass er diesen Tag sein Leben lang nicht vergessen werde. «Solche Emotionen quer durch alle Teams erlebst du nicht oft.»
Die Slalomfahrer standen am Mittwoch besonders im Fokus. Das Abfahrtsteam hatte vorgelegt, nicht nur an den WM, sondern schon die ganze Saison. Das erzeugte Druck, setzte aber auch Energie frei. Im besten Fall trägt diese Energie das gesamte Team noch weiter, vielleicht sogar bis zum Ende dieser Weltmeisterschaften im Slalom vom Sonntag.