Nach dem 1:5 in Bern müssen die Genfer in die Ferien. Der SCB hingegen etabliert sich als einer der Titelkandidaten für die kommenden Play-offs.

Es war eine Szene, die man im Schweizer Eishockey nicht oft sieht und die auch den einen oder anderen Zuschauer ratlos zurückliess. Sechs Minuten waren in der Berner Postfinance-Arena noch zu spielen, der SC Bern führte 4:1. Da nahm der Servettes-Trainer sein Time-out und den Torhüter Robert Mayer vom Eis. Es war eine Verzweiflungstat. Denn kurz zuvor hatte ihn die Nachricht erreicht, dass Rapperswil-Jona seinen letzten Qualifikationsmatch gegen den HC Davos 2:1 gewonnen hatte.

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Den Genfern blieb damit nichts anderes, als die Flucht nach vorne anzutreten. Wollten Sie die Pre-Play-offs noch erreichen, dann mussten sie in Bern noch vier Tore erzielen und gewinnen. Das klappte natürlich nicht. Sekunden nachdem Mayer sein Tor zugunsten eines sechsten Feldspielers verlassen hatte, traf der Liga-Topskorer Austin Czarnik zum 5:1 und zur definitiven Entscheidung in diesem Match.

Für die Genfer – vor zwei Jahren noch erstmals in ihrer Geschichte Schweizer Meister und vor einem Jahr Sieger der Champions Hockey League – ist die Saison damit zu Ende. Trotz einem hochkarätigen Kader vermochten sie nie an die vergangnen zwei Jahren anzuknüpfen. Es war von der ersten bis zur letzten Runde ein Geknorze. Im Dezember hatte Servette seinen ambitionierten und vielversprechenden Jungtrainer Jan Cadieux entlassen. Geholfen hatte es nichts.

Kloten – SCL Tigers, Rapperswil-Jona – Ambri

Genf/Servette und der EHC Biel, die noch vor zwei Jahren den Play-off-Final bestritten hatten, beenden die Saison damit auf den Plätzen 11 und 12. Ajoie und Lugano bestreiten eine noch mehr oder weniger nutzlose Play-out-Serie, weil nicht feststeht, ob wirklich ein Swiss-League-Team aufsteigen will und kann.

Der Kampf um den Titel geht nächste Woche mit den Pre-Playoffs weiter. Dort werden Kloten und die SCL Tigers sowie Rapperswil-Jona und Ambri in den Play-ins um die letzten freien Plätze in den Play-offs kämpfen. Bisher stehen erst zwei Viertelfinal fest: Der SC Bern spielte gegen Fribourg-Gottéron, der EV Zug gegen den HC Davos.

Die Paarung zwischen dem SC Bern und Fribourg-Gottéron sticht heraus. Es ist das Duell zwischen zwei der grössten Rivalen in dieser Liga. Gottéron fand erst nach dem Trainerwechsel von Patrick Emond zu Lars Leuenberger zurück in die Spur. Das Duell ist auch deshalb speziell, weil Leuenberger den SC Bern im Frühjahr 2016 aus ähnlicher Position wie nun Gottéron zum Titel geführt hatte.

Zum Ende des letzten Jahres hatte er im ersten Turnier mit seinem neuen Team bereits den Spengler-Cup gewonnen. Auf «MySport» sagte der Trainer am Samstag nach dem Sieg über Ambri: «Es ist eine Genugtuung, die letzten Wochen waren intensiv. Nun haben wir es geschafft. Die vergangenen acht, neun Wochen, seit ich hier an der Bande stehe, waren ein unglaublicher Lauf. Darauf dürfen wir stolz sein. Doch nun dürfen wir nicht zufrieden sein. Wir müssen durchatmen, dann fängt es erst richtig an.»

SCB gegen Gottéron, das ist ein Duell, das die ganze Schweiz elektrisiert. Zweimal standen sich die beiden Teams bereits im Play-off-Final gegenüber (1992 und 2013), beide Male gewann der SCB. Er ist auch diesmal wieder Favorit in diesem Duell, das geprägt wird von einer gegenseitigen Ablehnung, die zuweilen auf und neben dem Eis überbordet und in blanken Hass umschlägt.

Die Formkurve des SCB zeigt steil aufwärts

Die Berner werden auch diesmal wieder Favorit dieses Duells sein. Ihre Formkurve zeigt steil nach oben. 2019 waren die Berner letztmals Meister geworden. Darauf folgten Jahre voller Misserfolge und Rückschläge. Erfolglos suchte der einstige Gigant nach Stabilität. Nun scheint er diese wieder gefunden zu haben. Schlüssel dazu war die Verpflichtung des finnischen Coachs Jussi Tappola.

Der Finne war vor zwei Jahren als Champions-Hockey-League-Sieger und Coach of the year vom finnischen Team Tappara Tampere zum SCB gestossen. In knapp zwei Jahren hat er das Team nach seinen Vorstellungen umbauen dürfen. Nicht alle seiner Entscheide stiessen auf Zustimmung. Spieler , die untrennbar zur DNA des Klubs zu gehören schienen, mussten gehen oder wurden entmachtet. Anfang Saison degradierte der Finne den Captain und Publikumsliebling Simon Moser zum Viertlinien-Stürmer.

Doch Moser nahm diese Rolle klaglos an. Mit 35 Jahren ist er nicht mehr der dominante Spieler, der er nach seinem Wechsel von Langnau nach Bern gewesen war. In der Nationalmannschaft hat er keinen Platz mehr. Und in dieser Saison blieb er mit sieben Toren und 16 Skorerpunkten hinter seinem üblichen Rendement zurück.

Doch Moser bleibt Moser – ein Vorzeigekämpfer, der sich und seine Befindlichkeit zurück- und in den Dienst der Mannschaft stellen kann. Unmittelbar vor den Play-offs übernahmen die Berner aus Kloten den Finnen Miro Aaltonen und gaben dafür den Deutschen Dominik Kahunen nach Lausanne ab. Auch dieser Move stiess nicht überall auf Verständnis. Doch er hat zumindest die Pay-Role, die Salär-Liste der Berner, massiv entlastet.

Ob er auch sportlich richtig war, werden erst die kommenden Play-offs zeigen. Sie beginnen für den SC Bern mit einem Duell gegen Gottéron. Doch nach Jahren der Demütigung wollen sie mehr. Der Titel scheint wieder in Reichweite zu liegen. Die Saison wird fraglos spannend bleiben.

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