Samstag, September 28

Die Anzahl Fahrten auf ausgeliehenen E-Trottis, Autos und Velos in der Schweiz steigt stark an. Das Potenzial sei noch längst nicht ausgeschöpft, sagt der Branchenverband.

Kaum ein Markt ist so unübersichtlich wie jener der geteilten Mobilität. Bei den E-Scootern verschwinden neue Marken ebenso schnell, wie sie aufgetaucht sind. Investoren haben Milliarden verpulvert. Paris hat nach einer Abstimmung kürzlich gar Leihscooter verboten.

Doch allen Negativschlagzeilen zum Trotz: Insgesamt haben sich die Sharing-Angebote etabliert. Das zeigen Zahlen des Branchenverbandes Chacomo, der gemeinsam mit der Mobilitätsakademie des TCS zum zweiten Mal bei den 60 Schweizer Anbietern Zahlen zur Verbreitung der Verkehrsangebote erhoben hat.

Über 38 000 Fahrzeuge

Ende 2023 gab es in der Schweiz 38 424 Leihfahrzeuge, ein Zuwachs von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Darunter fallen geteilte Autos, Velos, Cargobikes und E-Scooter. Ein deutliches Plus gab es bei den absolvierten Fahrten. Die Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 11,4 Millionen. Die Anzahl Nutzende legte ebenfalls stark zu: Sie stieg um 22 Prozent auf 2,4 Millionen.

Klare Spitzenreiter bei der geteilten Mobilität sind Zürich und Bern. In diesen Städten gibt es pro Kopf die deutlich grösste Anzahl an Angeboten. Bern setzt dabei besonders stark auf geteilte Velos, Zürich hingegen mehr auf geteilte E-Trottinette. Auffällig an der Erhebung: Das Angebot zwischen den Städten variiert stark. Städte in der Westschweiz und im Tessin liegen eher zurück.

Die Gründe für die Unterschiede zwischen den Landesteilen sind vielschichtig, wie der Chacomo-Geschäftsführer Jonas Schmid erklärt. Das Bike-Sharing sei in der Westschweiz und im Tessin gut vertreten, hingegen seien E-Scooter-Angebote weniger verbreitet. Hinzu komme, dass es in der lateinischen Schweiz mehr Autobesitzer pro Kopf gebe, was das Marktpotenzial von Auto-Sharing-Angeboten verringere.

Weiteres Wachstum erwartet

Die Branche stellte in den letzten Jahren in der Schweiz ein konstantes Wachstum fest, wie Schmid erklärt. «Und das erwarten wir auch in den kommenden Jahren.» Die geteilte Mobilität habe noch immer grosses Potenzial.

Laut Jonas Schmid haben sich die Anbieter stark professionalisiert. Mindestens ebenso wichtig sei aber eine andere Entwicklung: Die vielerorts als disruptive Startups gestarteten Firmen hätten gemerkt, dass ohne eine enge Zusammenarbeit mit den städtischen Verwaltungen nichts zu holen sei. «Die Städte sind nicht nur Regulator, sondern stellen auch viele der nötigen Flächen zur Verfügung.»

Darum gebe es inzwischen eine enge Zusammenarbeit – etwa wenn dafür gesorgt werden muss, dass E-Scooter nicht genau dann städtische Plätze verstellen, wenn ein Fest geplant ist.

Laut Schmid ist die Regulierung in der Schweiz aus Sicht vieler Anbieter gut. Soll die geteilte Mobilität weiterwachsen und ihre Wirkung als klimafreundliche, urbane Verkehrsform stärker entfalten, müsse sie in Stadtplanung und städtischer Politik aber besser berücksichtigt werden. Ein Beispiel ist das Teilen von Autos (Car-Sharing): «Es ist wichtig, dass für diese Angebote auch an prominenten Orten in den Städten Platz geschaffen wird und nicht nur in Hinterhöfen», sagt er.

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