Sollen sich die USA im Israel-Iran-Krieg militärisch engagieren? Die Frage spaltet die «Make America Great Again»-Bewegung. Prominente Trump-Unterstützer streiten sich vor laufender Kamera.
Er bewundert Putin und gilt als Donald Trumps wichtigstes Sprachrohr: Tucker Carlson, der ehemalige Starmoderator von Fox News, gehört zu den prominenten Figuren der «Make America Great Again»-Bewegung. Bei jeder Gelegenheit bezieht er Stellung für den US-Präsidenten, jede Kritik an Trump schmettert er nieder. Bis vor kurzem jedenfalls.
In der Frage, ob sich die USA im Konflikt zwischen Israel und Iran militärisch engagieren sollen, steht Carlson nicht mehr so stramm an der Seite des Präsidenten, auch wenn zurzeit nicht ganz einfach zu sagen ist, was dieser eigentlich plant. «Ich werde es vielleicht tun», sagte Trump am Mittwoch und fuhr fort: «Vielleicht werde ich es auch nicht tun. Ich meine, niemand weiss, was ich tun werde.»
In seinem Newsletter bezeichnete Carlson Trump als mitschuldig an der Eskalation. Die USA dürften sich nicht in diesen Krieg einmischen, schrieb er. Denn damit bräche Trump ein Wahlversprechen: Amerika nie mehr in bewaffnete Auseinandersetzungen anderer Staaten zu verwickeln. Trump reagierte umgehend. Auf seinem Kurznachrichtenportal Truth Social postete er: «Kann bitte jemand diesem irren Carlson erklären, dass Iran keine Atombombe haben darf!»
Weg mit den Feinden Amerikas
Carlson setzte nach. In einem Interview, das er auf seiner Website «Tucker Carlson Network» veröffentlichte, diskutierte er mit dem republikanischen Senator Ted Cruz über die Frage, was ein Regimewechsel in Iran bedeute und welche Interessen die USA im Mittleren Osten verfolgen sollten. Für Cruz ist die Sache ganz einfach: In Iran dürfen keine Feinde Amerikas mehr an der Macht sein.
Aus den Fugen geriet das Gespräch, als Carlson Cruz die Frage stellte, ob er wisse, wie viele Menschen in Iran lebten. Cruz geriet ins Stocken und räumte schliesslich ein, er wisse es nicht. Dann stiess Carlson zu: «Sie kennen die Einwohnerzahl des Landes nicht, das Sie stürzen wollen?» Er sitze nicht herum und lerne Bevölkerungstabellen auswendig; für den politischen Konflikt sei es nicht von Bedeutung, wie viele Millionen Menschen in Iran lebten, versuchte Cruz sich zu retten. Vergeblich.
«Sie fordern den Sturz eines Regimes und kennen nicht einmal das Land richtig, um das es geht – das ist fahrlässig», konterte Carlson und warf Cruz an den Kopf, er habe keine Ahnung von Iran, wisse nichts über Ethnien, Religionsgruppen und Machtstrukturen im Land. Zugleich setze er sich für eine Politik ein, die Amerika in einen neuen Krieg ziehen könne.
Cruz versuchte, die Trumpfkarte zu spielen: Iran habe Trump töten wollen. «Ich will verhindern, dass ein Irrer, der unseren Präsidenten ermorden wollte, Atomwaffen bekommt.» Dann warf Cruz Carlson vor, er habe Trump beleidigt, indem er behauptet habe, der Präsident weiche von der Devise «America first» ab. Der Präsident werde doch wohl am besten wissen, was für Amerika gut sei und was nicht. Das Gespräch wurde zur gegenseitigen Beschimpfung.
«Tucker ist ein netter Typ»
Carlson publizierte das Video des Interviews auf der Plattform X. Innert kurzer Zeit erzielte es über fünfzehn Millionen Aufrufe. Der vor laufender Kamera ausgetragene Streit zeigt die Bruchlinie, die der Iran-Konflikt durch die «Make America Great Again»-Bewegung zieht. Steve Bannon, der in Trumps erster Amtszeit zu den engsten Beratern des Präsidenten gehörte, warnte am Mittwoch davor, dass ein militärisches Eingreifen der USA in den Iran-Konflikt das Trump-Lager entzweien würde.
«Trump hat gerade seine Basis gespalten», sagte die konservative Kommentatorin Candace Owens in ihrer Show auf Youtube, und die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene aus Georgia postete auf X: «Jeder, der scharf darauf ist, dass sich die USA voll in den Krieg zwischen Israel und Iran einmischen, ist kein America first / Maga.» Wenige Stunden nachdem Carlson sein Interview publiziert hatte, veröffentlichte Ted Cruz einen eigenen Podcast, in dem er Carlson als «völlig verrückt» bezeichnete.
Donald Trump und Tucker Carlson scheinen sich mittlerweile versöhnt zu haben. «Tucker ist ein netter Typ», sagte Trump am Mittwoch einem Journalisten: «Er hat mich angerufen und sich entschuldigt, weil er sich ein bisschen zu heftig ausgedrückt hatte, und das habe ich sehr geschätzt.» Auch Ted Cruz sei ein netter Typ, fügte Trump hinzu. Zumindest für ihn sind die Wogen geglättet.