Freitag, Oktober 25

Bei 2:1 gegen Frankreich überzeugt das Team von Trainer de La Fuente. Dessen Vertrauen in seine Spieler ist unerschütterlich.

Hart erkauft war er, der Finaleinzug des spanischen Nationalteams beim 2:1 gegen Frankreich. Álvaro Morata, ihr Kapitän, stiess unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit einem Ordner zusammen, als dieser einen Flitzer aufhalten wollte, der nur Sekunden nach dem Abpfiff den Rasen der Münchner Arena gestürmt hatte. Ein Stoss gegen das Knie, schmerzhaft, ärgerlich, aber kein Malheur, das den Einsatz Álvaro Moratas am Sonntag im Berliner Olympiastadion gefährden dürfte. Trainer Luis de la Fuente würde niemals auf ihn verzichten wollen. Morata sei «der beste Kapitän, den wir uns vorstellen können.»

Mit 16 Jahren ist Yamal schon Weltspitze

Álvaro Morata war keine Hauptfigur an diesem Abend, das waren andere: der Flügelstürmer Nico Williams und natürlich Lamine Yamal, sein Pendant auf der rechten Seite. Es war sein Abend, er erzielte den Ausgleich für Spanien und avancierte zum jüngsten Spieler, der je bei einer Europameisterschaft getroffen hat. 16 Jahre ist der Bursche alt, der im FC Barcelona eine tragende Rolle einnimmt. Er kam in dem Jahr zur Welt, als Spanien mit dem EM-Gewinn 2008 den jahrzehntelangen Bann durchbrach und endlich einen grossen Titel gewann. Der Mann, der auf der rechten Seite hinter ihm spielt, ist Jesus Navas vom FC Sevilla, mit 38 Jahren der Veteran im Team. Er war schon Profi, da war Yamal noch gar nicht geboren.

Und nun? Gerade scheint alles möglich, ganz gleich, auf wen diese Spanier treffen werden am Sonntag im Berliner Olympiastadion: Sie werden der Favorit sein – gegen England oder die Niederlande. Sie haben nicht nur bisher den besten Fussball bei diesem Turnier gespielt, sie haben mit Frankreich und zuvor im Viertelfinale mit Deutschland die beiden stärksten Teams aus dem Wettbewerb geworfen.

Der Trainer ist vollauf überzeugt

Die unablässig von Trainer Luis de la Fuente formulierte Überzeugung, dass er die besten Spieler der Welt trainiere, findet nun ihren Niederschlag, auch wenn der Trainer verbal mittlerweile um mindestens einen Gang zurückgeschaltet hat. Dabei war die Leistung seiner Mannschaft eindrücklich genug, als dass er tatsächlich in Superlativen hätte sprechen können.

Sicher, es war ein enges Spiel, in dem Frankreich in der frühen Phase nach der Führung durch Randal Kolo Muani dem 2:0 für einen Augenblick nah war. Doch die Wucht, mit der die Spanier antworteten und durch Lamine Yamals magistralen Kick und nur wenig später durch Dani Olmo der Partie eine entscheidende Wende gaben, war schlichtweg imponierend.

Das Mantra des französischen Nationaltrainers Didier Deschamps, wonach diejenigen, die sich bei den Spielen seiner Mannschaft langweilen, lieber eine andere Partie ansehen sollen, galt für einmal nicht: Spanien zwang Frankreich das eigene Spiel auf. Die Franzosen, die die seltene Erfahrung machen mussten, in Rückstand geraten zu sein, mussten nun etwas für das Spiel tun. Und so entwickelte sich ein Match, der der Hoffnung der Fussball-Ästheten mehr als nur einen vagen Ausdruck gab: Vielleicht gewinnt tatsächlich mal wieder eine Mannschaft einen Titel, die mit dem festen Vorsatz auf den Platz geht, Fussball zu spielen und diesen nicht zu verhindern.

Rodri ist Spaniens Schlüsselspieler

Dieses Verdienst kommt zweifellos der Mannschaft von Trainer de la Fuente zu. Neben den Deutschen waren sie die einzige, die dies über die Vorrunde hinaus konsequent praktizierten. Diejenigen, die in der Partie gegen den Gastgeber das vorgezogene Endspiel sahen, dürfen sich nun bestätigt sehen: Spanien hat sich gegenüber dem äusserst glücklichen Sieg gegen Deutschland zu steigern vermocht, vor allem aber gelang es den Spaniern, das gefürchtete Mittelfeld der Franzosen in Schach zu halten. In Rodri von Manchester City verfügt de la Fuente über den herausragenden Strategen dieses Turniers.

Seit wann er daran gedacht habe, dass diese Mannschaft die Chance auf einen Titelgewinn habe, wurde der Trainer nach dem Match gefragt. Er antwortete unumwunden, dass er dies bereits in dem Augenblick getan habe, in dem er zum Nationalcoach berufen wurde. Diese Haltung zeugt von einem robusten Selbstbewusstsein. Aber spätestens mit dem Auftritt gegen die französischen Minimalisten darf sich de la Fuente bestätigt sehen. Es braucht nur noch einen brillanten Auftritt am Sonntagabend in Berlin.

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