Montag, November 25

Nora Kronig gilt als geschickte Verhandlerin in komplexen Dossiers. Nun muss sie das älteste Schweizer Hilfswerk nach einer turbulenten Zeit in ruhige Fahrwasser führen.

Während der Pandemie gehörte Nora Kronig Romero zu den exponiertesten Mitarbeiterinnen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Die 43-Jährige Diplomatin leitete im Bund das Projekt zur Beschaffung des Covid-Impfstoffes, eines der wichtigsten und komplexesten Unterfangen währen der Corona-Krise. Der Druck war immens: Für die Schweiz als kleines Land war es besonders schwierig, an genügend Impfstoffe heranzukommen. Während Monaten hatte Kronig als Vizedirektorin des BAG mit Pharmafirmen, Staaten, multilateralen Organisationen und Kantonen verhandelt, stets unter der Devise: Je schneller geimpft werden kann, desto besser.

Auch wenn nicht immer alles rund lief, gilt die Schweizer Impf-Strategie im Rückblick als äusserst erfolgreich. Für das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) sind solche Erfahrungen im Management komplexer Projekte und auf dem internationalen Parkett die idealen Voraussetzungen für den Posten als Direktorin, den Kronig voraussichtlich am 1. Mai 2024 übernimmt. «Ich freue mich sehr, dass wir Nora Kronig gewinnen konnten», wird Thomas Zeltner, Präsident des SRK in einem Communiqué zitiert. Mit ihrer grossen Erfahrung in einem föderalen Umfeld und im internationalen Bereich sei sie die ideale Persönlichkeit für diese Aufgabe.

Komplexe Führungsaufgabe

Kronig wird nicht nur die Geschäftsstelle des Hilfswerkes leiten, sondern deren Aktivitäten mit denjenigen der 24 Rotkreuz-Kantonalverbänden, vier Rotkreuz-Rettungsorganisationen und der Rotkreuz-Institutionen koordinieren, wie es in dem Communiqué heisst. Die Struktur des Hilfswerkes alleine zeigen, wie komplex die künftige Führungsaufgabe Kronigs wird. Zu ihren Aufgaben gehört schliesslich die Koordination der Beziehungen und Aktivitäten des SRK mit Partnern und Behörden auf nationaler und internationaler Ebene.

Nora Kronig übernimmt die Geschäftsführung des SRK nach einer äusserst turbulenten Phase. Ende des vergangenen Jahres musste der langjährige Direktor des SRK, Markus Mader, überstürzt den Hut nehmen. Das löste wiederum den Rücktritt von mehreren Mitgliedern des Rotkreuzrates aus – dem obersten Führungsorgan der Institution. Hintergrund des Eklats war eine lange andauernde Krise beim ältesten und grössten Hilfswerk der Schweiz, ein eigentlicher Machtkampf. Ein Untersuchungsbericht zeigte im Frühjahr, wie es zu Konflikten zwischen der SRK-Spitze und den Kantonalverbänden kam, die aber ungelöst blieben.

SRK blickt auf turbulente Zeit zurück

Der damaligen Präsidentin des Hilfswerkes, Barbara Schmid-Federer wurden eklatante Führungsmängel vorgeworfen. Der Bericht zeigte zudem, dass die Kündigung von Mader gegen das Personalreglement und die Grundsätze des SRK verstiess. Schmid-Federer trat schliesslich aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Amt zurück. Unter den Querelen drohte nicht zuletzt auch das Ansehen des SRK zu leiden. Die Wahl des früheren BAG-Chefs Thomas Zeltner im letzten Sommer leitete schliesslich die Stabilisierung des Hilfswerkes ein. Zeltner war von 1991 bis 2009 selbst beim BAG, als Direktor des Amtes.

Mit Nora Kronig ist die Führungsspitze des SRK wieder komplett. Nora Kronig, die vor ihrem Eintritt ins Bundesamt für Gesundheit als Diplomatin für die Schweizer Mission für die UNO in Genf gearbeitet hatte, gilt als starke Verhandlerin in komplexen Dossiers, die zwar nach innen bestimmt, aber gegen aussen eher zurückhalten auftritt. Vor ihrer Karriere im EDA und im BAG studierte Kronig Ökonomie an der HSG in St. Gallen. Sie wuchs als Kind von Deutschschweizer Eltern in Genf auf

Beim BAG war sie für die bilateralen Beziehungen mit den Nachbarstaaten und mit der EU zuständig und vertrat die schweizerischen Interessen in internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In einer Mitteilung bedauerte das BAG den Abgang.

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