Dienstag, Februar 25

Der Schweizer Hersteller von Abfüllanlagen und Getränkekartons SIG Group erfüllt die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2024. Dennoch geraten die Aktien unter Druck. Vor allem der Rechtsstreit mit einem Grossaktionär belastet.

SIG Group erlebt am Berichtstag an der Börse einen abrupten Rückschlag in seinem Aufwärtstrend: Die Aktien des Schweizer Herstellers von Abfüllanlagen und Getränkekartons brechen um 13% ein und löschen damit die Kursgewinne seit Jahresbeginn aus.

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Die Titel gehören zu den Favoriten 2025 von The Market.

Der Hauptgrund für den starken Kursrückgang ist der Rechtsstreit zwischen dem Niederländer Laurens Last – ehemaliger Eigentümer der 2022 übernommenen Scholle IPN, Grossaktionär und Verwaltungsratsmitglied – und der SIG Group. Infolgedessen spricht sich der Verwaltungsrat gegen eine Wiederwahl von Last in das Gremium aus.

Laut Kaufvertrag muss SIG eine bedingte Gegenleistung an die Finanzholding Clean Holding B.V. erbringen, deren wirtschaftlich Berechtigter Laurens Last ist und die an Umsatzziele des übernommenen Geschäfts gekoppelt ist (zwischen 6 und 11,5% Wachstum in den Jahren 2023 bis 2025). SIG Group macht geltend, dass die Bedingungen für 2023 und 2024 nicht erfüllt wurden. Die maximale Zahlung beträgt 100 Mio. $ pro Jahr beziehungsweise 300 Mio. $ insgesamt: Bei einem Wachstum von weniger als 6% pro Jahr entfällt die Zahlung, bei einem Wachstum von mehr als 11,5% gibt es 100 Mio. $.

Für SIG Group-CEO Samuel Sigrist bleibt ungewiss, welches Ziel Laurens Last mit dem Verfahren verfolgt und wie lange der Prozess dauern könnte. Daher wurden bisher keine Rückstellungen dafür gebildet. Es handelt sich um ein Schiedsgerichtsverfahren und nicht um eine Anklage respektive Gerichtsverfahren.

Auch Manuel Lang, Analyst bei der Bank Vontobel, und Yannik Ryf, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), sehen die Rechtsstreitigkeiten und die damit verbundene Unsicherheit als Hauptgrund für den heftigen Kursrückgang.

Die Zahlen für 2024 entsprachen dagegen den Erwartungen, nachdem die Jahresprognose bereits im Sommer mit den Halbjahreszahlen gesenkt wurde. «Die Aussichten für 2025 stimmen mit unseren Schätzungen überein, und wir gehen davon aus, dass der Ausblick die Analystenschätzungen nicht wesentlich beeinflussen wird», sagt Lang.

Kartonverpackungen stark, Bag-in-Box bleibt zurück

SIG Group konnte 2024 ihren Umsatz um 3,0% auf 3,3 Mrd. € steigern. Bereinigt lag das Plus bei 3,9% und damit im Rahmen der angestrebten 4% und deutlich über dem Marktwachstum.

Stark entwickelte sich das Geschäft mit Kartonpackungen: Der Umsatz stieg um 6%, was zu weiteren Marktanteilsgewinnen führte. Im Berichtsjahr wurden 75 neue aseptische Abfüllanlagen für Kartonpackungen installiert – ein solides Ergebnis nach zwei Jahren mit jeweils über 90 neue Anlagen. Unter Berücksichtigung der Abgänge stieg die Zahl der aseptischen Abfüllanlagen für Kartonpackungen weltweit um 46 auf 1434. Jede Maschine trägt zu Volumensteigerung und Wachstum bei.

Mit einem globalen Marktanteil von circa 21% ist SIG Group die Nummer zwei hinter Tetra Pak im Bereich aseptischer Getränkeabfüllanlagen und Verpackungen. Der Schweizer Konzern verfolgt ein Razor-Razorblade-Geschäftsmodell: Abfüllmaschinen werden zu attraktiven Konditionen vermietet oder verkauft, während langfristige Lieferverträge für Kartonmäntel die Erträge sichern. Dies schafft Markteintrittsbarrieren, erfordert jedoch hohe Kapitalinvestitionen.

Das 2022 akquirierte Bag-in-Box-Segment litt 2024 hingegen unter Absatzproblemen in den USA. Der Umsatz sank währungsbereinigt um 5,0%, bedingt durch ein schwieriges Marktumfeld Herausforderungen in der Produktion in Nordamerika. CEO Samuel Sigrist betont jedoch: «Diese operativen Probleme wurden adressiert, sodass wir in der zweiten Jahreshälfte ein Umsatzwachstum von 2,5% verzeichnen konnten.»

Die Region Indien, Naher Osten und Afrika verzeichnete mit 13,5% das stärkste Wachstum, getragen von der dynamischen Entwicklung in Indien mit zweistelligen Zuwächsen. Amerika (-0,7%), die Schlüsselregion des Vorjahres, erholte sich im zweiten Halbjahr 2024, doch die Ausser-Haus-Gastronomie in den USA bleibt weiter im Aufholprozess. Europa wächst solide um 6,4%, während die Asien-Pazifik-Region trotz Marktanteilsgewinnen in China mit 1,7% hinterherhinkt.

Profitabilität mit Steigerungspotenzial

Der bereinigte Ebitda stieg um 2,1% auf 819,5 Mio. €, während die Marge leicht von 24,9% auf 24,6% sank. Belastend wirkten höhere Vertriebs- und Verwaltungskosten, negative Währungseffekte sowie gestiegene Produktionskosten – insbesondere aufgrund der beschriebenen operativen Herausforderungen im nordamerikanischen Bag-in-Box-Geschäft.

Für ZKB-Analyst Ryf bleibt die bereinigte Ebitda-Marge mit 24,6% auf tiefem Niveau, was auf die enttäuschende Entwicklung des Bag-in-Box-Geschäfts zurückzuführen sei.

Der Verschuldungsgrad sank 2024 leicht auf das 2,6-Fache des Ebitda (2023: 2,7) – hauptsächlich dank des höheren bereinigten Ebitda, während die Nettoverschuldung und Gesamtverschuldung unverändert blieben.

Der freie Cashflow stieg um 70,8 Mio. € auf 290,3 Mio. € und überraschte damit positiv.

Trotz der noch immer hohen Gesamtverschuldung schlägt der Verwaltungsrat für 2024 eine Dividende von 0,49 Fr. pro Aktie vor (2023: 0,48 Fr.). Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 65% des bereinigten Nettogewinns und einer Dividendenrendite von 2,7%. Vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre erfolgt die Auszahlung aus den Reserven für ausländische Kapitaleinlagen – für Schweizer Anleger ist sie somit vollständig steuerfrei.

Ausblick stimmt zuversichtlich

Am eingeschlagenen Weg rüttelt das Management nicht: SIG Group rechnet 2025 mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 3 bis 5% (bei konstanten Kunststoffpreisen) sowie einer bereinigten Ebitda-Marge von 24,5 bis 25,5%. Aufgrund der üblichen Saisonalität erwartet das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte ein stärkeres Wachstum und eine höhere Marge.

Darüber hinaus hät der Industriekonzern an seiner mittelfristigen Wachstumsprognose von 4 bis 6% fest, wobei er eine Entwicklung am oberen Ende dieser Spanne erwartet. Die bereinigte Ebitda-Marge soll auf über 27% steigen. Zudem bleibt das Ziel bestehen, die Nettoverschuldung auf das Zweifache des Ebitda zu reduzieren.

SIG Group bleibt ein Wachstumsunternehmen, das von strukturellen Trends wie der Urbanisierung und den steigenden verfügbaren Einkommen in einem defensiven Nahrungsmittel- und Getränkemarkt profitiert. Die Anleger werden sich bei den nächsten Ergebnissen auf das Bag-in-Box-Geschäft konzentrieren – die Verbesserung in der zweiten Jahreshälfte 2024 war bereits vielversprechend.

The Market ist der Ansicht, dass SIG Group am Berichtstag aufgrund der Rechtsstreitigkeiten mit dem Grossaktionär übermässig abgestraft wurde. Das Unternehmen hat solide Ergebnisse vorgelegt, und der Investment Case für 2025 bleibt intakt. Der Rücksetzer ist eine Kaufgelegenheit.

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