Sonntag, Oktober 6

Der Malojawind setzt pünktlich zur Mittagsstunde in Silvaplana ein. Wer dann nicht aufs Surfbrett steigt, begeht die Gipfel oder bestaunt Architektur.

Silvaplana ist alles andere als ein klassischer Surf-Spot. Man ist hier ja auch nicht am Meer, sondern rund 1815 Meter darüber. Nur: Wer braucht schon das Meer? Von Windsurfen über Kiten bis Foil-Surfing wird hier im Oberengadin beinahe jeder Wassersportart gefrönt, die im Trend liegt.

Die Eifrigen pumpen schon ganz früh am Morgen ihren Kite-Schirm auf – obschon sich der Malojawind für gewöhnlich erst ab Mittag zeigt. Noch ist der Silvaplanersee an diesem Morgen spiegelglatt, so dass sich auf der Wasseroberfläche das Bergpanorama abzeichnet. Die Surfenden geniessen vom Wasser aus eine besondere Aussicht: auf den Piz Corvatsch (3451 m ü. M.), den Muottas Muragl (2454 m ü. M.), den Piz Julier (3380 m ü. M.) – und damit sind erst drei Gipfel genannt. Statt Flipflops tragen an diesem Strand fast alle Trekkingschuhe. Bleibt der Wind mal ganz aus oder bläst er von der falschen Richtung (verpönt ist der Nordwind), geht es zu Fuss irgendwo hoch.

Fern von Hitzewellen und Overtourism

Noch bis vor sechs Jahren war Silvaplana einfach nur das erste Dorf am anderen Ende des Julierpasses. Als Durchfahrtsort all jenen bekannt, die mondänere Ortschaften wie St. Moritz oder Sils ansteuerten, während hier, abseits der Surfstation, wenig los war. Dann kam der 2018 eröffnete Umfahrungstunnel, und es änderte sich viel. Da, wo früher die Passstrasse durchführte, steht heute ein Pop-up-Café. Regelmässig ist auch auf dem Dorfplatz etwas los; am 1. August gab der ESC-Star Nemo jüngst ein Gratiskonzert. Das zieht neues Publikum an.

Die Entschlossenheit zur Veränderung im Dorf sieht man auch den Häuserfassaden an: Vor kurzem erst wurde das Zentrum Scoulina und Chüra Marmotta eingeweiht, ein futuristisch anmutender, anthrazitfarben glänzender Kubus für Kita und Kindergarten. Die Aussenwände bestehen komplett aus Solarpanels. Der Kontrast zu den traditionellen Engadiner Häusern ist gross und genau deshalb interessant.

In den Gassen spürt man den Malojawind kaum, doch pünktlich und wie auf Knopfdruck setzt er zur Mittagsstunde ein. Auf der Liegewiese am Seeufer bricht für einen kurzen Moment Hektik aus: rein in den Neoprenanzug, ohne den hier niemand aufs Surfbrett steigt, wir sind schliesslich auf einem 14 Grad frischen Bergsee und nicht am Meer.

Hitzewellen oder Overtourism? Davon spürt man hier oben im Engadin wenig. Kein Liegestuhl, der reserviert wird, niemand, der seine Luftmatratze aufbläst, und keine verbrannten Rücken – höchstens ein paar rote Nacken.

Ein Wochenende in Silvaplana

Samstag: 12:00 | Mittagessen

Im «Pappaloù» neben dem Campingplatz am See gibt es Frühstücksbowls und Burger.

18:00 | Check-in

In der Conrad’s Mountain Lodge sind die Zimmer alpin-chic eingerichtet. Unbedingt probieren: die Pizza des Hauses!

Sonntag: 10:00 | Freestyle- Garden

Beim Sportzentrum Mulets gibt es eine Surfskate-Wave, eine Skimboard-Anlage, einen Pumptrack, Trampoline und eine Dry Ski Slope.

19:00 | Abendessen

Frische Bündner Speisen gibt es in der «Stüva Engiadina», die zum Hotel Albana gehört.

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