Daten zeigen: Für Trump lief es eigentlich ganz gut, bis er mit seinem Handelskrieg Bürger und Märkte aufgeschreckt hat.
Nach 100 Tagen im Amt hat US-Präsident Donald Trump deutlich an Beliebtheit im Volk eingebüsst. Im Januar, wenige Tage nach seinem Amtsantritt, war die Zufriedenheit mit ihm laut Umfragen noch so hoch wie nie. Unterm Strich fand seine Amtsführung im Land sogar mehr Befürworter als Gegner – das war ihm in seiner gesamten ersten Amtszeit nicht gelungen. Mittlerweile sind seine Kritiker aber wieder klar in der Mehrheit.
Vergleicht man die Beliebtheitswerte Trumps mit jenen seiner Vorgänger, so zeigt sich, dass er in den ersten 100 Tagen konstant schlechter abgeschnitten hat als die Demokraten Barack Obama und Joe Biden.
Doch auch seine Vorgänger büssten an Popularität ein. Bei Biden sanken die Zustimmungswerte schon im ersten Amtsjahr deutlich, nachdem sich der Abzug der US-Truppen aus Afghanistan chaotisch gestaltet hatte.
Während Obama zu Beginn seiner ersten Amtszeit grosse Unterstützung im Volk genoss und Trump 2016 schon von Anfang an eine Mehrheit gegen sich hatte, haben sich die Zustimmungswerte der beiden in ihren zweiten Amtszeiten stark angenähert.
Im Gegensatz zu Trump hatte Obama damals allerdings keine vierjährige Pause eingelegt, eigentlich könnte Trump also noch von einem Bonus zur zweiten Amtseinführung zehren.
Börsenchaos als Dämpfer
Historisch gesehen profitieren die US-Präsidenten beim Start ins Amt von einer sogenannten Honeymoon-Phase. Die Presse hält sich mit Kritik zurück, und auch die Bevölkerung bringt dem neuen Amtsträger ein gewisses Wohlwollen entgegen. Im Laufe ihrer Präsidentschaft haben viele Amtsträger dann allerdings mit sinkender Popularität zu kämpfen.
Die Euphorie im Volk war für Trump und Biden jedoch nie sehr gross. Zu verhärtet sind die Fronten in der US-Politik mittlerweile. Dank ihren kompromisslosen Unterstützern blieben allerdings Biden und auch Trump bisher die miserablen Umfragewerte von George W. Bush, Richard Nixon oder Harry Truman erspart.
Ein wichtiger Grund für die sinkende Zustimmung zu Trumps Amtsführung dürfte in seiner Zollpolitik liegen. Sie führte dazu, dass der amerikanische Aktienindex S&P 500 seit Trumps Amtsantritt bis zu 17 Prozent an Wert eingebüsst hat. Trump krebste daraufhin zurück und pausierte einige Zölle, die Märkte erholten sich etwas.
Auch Barack Obama und George W. Bush hatten am Beginn ihrer Amtszeit mit sinkenden Aktienkursen zu kämpfen. Diese waren aber eher auf externe Faktoren zurückzuführen.
So trat Obama sein Amt 2009 mitten in der Finanzkrise an. Die Aktienmärkte hatten bereits davor massive Verluste erlitten und setzten diesen Trend zunächst fort. Der Index erholte sich dann aber schnell. Einige Monate vor Bushs Amtsübernahme platzte die Dotcom-Blase. Der beginnende wirtschaftliche Abschwung liess die Kurse weiter einbrechen.
Am Dienstag lag der S&P 500 nur noch 7,8 Prozent im Minus im Vergleich zu Ende Januar. Ökonomen warnen aber davor, dass sich die weltweite Konjunktur stark eintrüben könnte, wenn die USA und China ihren Zollstreit nicht beilegen und die Zölle für andere Länder doch noch erhöht werden.
Die Turbulenzen an den Aktienmärkten haben die Stimmung der amerikanischen Konsumenten bereits deutlich verschlechtert. Der Index, der deren Stimmung misst, ist nicht mehr weit von seinem Allzeittief entfernt.
Aufgrund der hohen Zölle erwarten viele Amerikaner, dass die Preise steigen. In Trumps erster Amtszeit hatten sich die Menschen noch äusserst konsumfreudig gezeigt. Die Corona-Pandemie, die Inflation und nun der Handelskrieg drückten aber die Stimmung.
Flut an Verordnungen
Abseits der Märkte und der Handelspolitik war Trump in seinen ersten 100 Tagen ebenfalls aussergewöhnlich aktiv. Er unterzeichnete laut dem Federal Register weit über 130 Executive Orders, deutlich mehr als sämtliche seiner Vorgänger.
Die Regierungsverordnungen betreffen verschiedenste Bereiche: Trump trat aus dem Pariser Klimaabkommen aus, stoppte internationale Hilfsgelder, ging gegen Diversitätsprogramme in der Bundesverwaltung und an Schulen vor, beschnitt die Rechte von Transpersonen und Migranten und benannte den Golf von Mexiko in «Golf von Amerika» um.
Die Executive Orders sind für Trump einerseits eine Möglichkeit, sich als tatkräftiger Präsident zu inszenieren, der schon ab Tag eins voll durchgreift. Andererseits dürfte dahinter auch eine Strategie stecken, die sein Ex-Berater Steve Bannon als «flood the zone with shit» beschrieb. Es sollen möglichst viele Schlagzeilen generiert werden, um damit zu verhindern, dass sich Medien und Öffentlichkeit vertieft mit einzelnen Erlassen auseinandersetzen können. Sie sollen von der Flut der (Falsch-)Informationen dermassen überwältigt werden, dass die Massnahmen ohne viel Widerstand umgesetzt werden können.
Dem Verordnungsweg sind allerdings Grenzen gesetzt. Zwar kann der Präsident Executive Orders erlassen, ohne auf den Kongress Rücksicht zu nehmen. Doch Gerichte können diese stoppen, sofern sie der Ansicht sind, dass die Exekutive damit ihre gesetzlichen Kompetenzen überschreitet. Dies ist im Fall von Trumps zweiter Amtszeit bereits sehr oft geschehen.
Die Trump-Regierung versucht also auch, die Grenzen der präsidentiellen Macht auszuloten – und geht damit auf Konfrontationskurs zu den Gerichten. Wie viel von Trumps Verordnungen am Ende übrig bleibt, ist ungewiss.
Ruhe an der Grenze
Die Auswirkungen der Zollpolitik und die Flut an Executive Orders verdrängen aber auch Trumps wohl grössten Sieg aus den Schlagzeilen: An der Südgrenze der USA herrscht seit seinem Amtsantritt Ruhe.
Schon unter Biden gingen die Zahlen im vergangenen Jahr stark zurück. Das liegt auch an Einschränkungen im Asylrecht, die der Demokrat im Juni 2024 verhängte, und an verstärkten Kontrollen Mexikos auf Autobahnen und an Checkpoints. Die Zahl der aufgegriffenen Migranten fiel von über 300 000 im Dezember 2023 auf rund 60 000 im Januar 2025.
Doch im Februar und März, nach Trumps Amtsantritt, wurden nur noch gut 10 000 Migranten aufgegriffen – nochmals eine deutliche Reduktion. Diese könnte auf die Grenzschutzmassnahmen zurückzuführen sein, die Trump durchgesetzt hat, aber auch auf eine generelle Vorsicht der Schlepperbanden unter einer neuen Regierung.
Inflation und Wirtschaftslage sind die Hauptsorgen
Die Amerikanerinnen und Amerikaner attestieren Trump in der Migrationspolitik denn auch relativ gute Noten. In Umfragen zur Leistung des Präsidenten in verschiedenen Politikbereichen sah lange eine relative Mehrheit seine Grenzpolitik positiv, in Sachen Wirtschafts- und Aussenpolitik waren die Befragten kritischer. Nun sanken seine Zustimmungswerte aber auch bezüglich der Migrationspolitik, nachdem er zahlreiche Migranten ohne Verfahren nach El Salvador hatte ausschaffen lassen.
Mit seiner aggressiven Zollpolitik riskiert Trump, die Gunst der Wähler zu verlieren, insbesondere im Fall steigender Preise oder einer Rezession. Sein Ruf als Dealmaker steht auf dem Spiel. In seiner ersten Amtszeit bewerteten die Wähler seine Wirtschaftspolitik unter dem Strich noch meistens als positiv. Nun ist das Lager der Skeptiker deutlich grösser als jenes der Unterstützer. Auch in der Aussenpolitik ist seine Zustimmungsrate gesunken.
Für Trump wäre es besonders wichtig, bei den Wählern in Sachen Wirtschaftspolitik zu punkten. Die wirtschaftliche Entwicklung wird in Befragungen seit einigen Jahren wieder als das wichtigste Problem in Amerika genannt.
Zuwanderung, Gesundheits- oder Sicherheitspolitik beschäftigen die Wähler zwar auch, aber weniger als während Trumps erster Amtszeit. Die Lage ist wieder ähnlich wie vor 2015.
Entscheidend scheint für die Amerikanerinnen und Amerikanern zurzeit vor allem die Entwicklung der Preise zu sein. Die Inflation ist für ein Viertel der Befragten das wichtigste Problem, Republikaner halten es sogar für noch bedeutsamer als Demokraten.
Anhänger beider Parteien sehen Jobs und die Wirtschaftslage ähnlich häufig als wichtigstes Problem an. Diese Übereinstimmung bildet jedoch die Ausnahme; die Prioritäten sind sonst sehr unterschiedlich gesetzt. Republikanischen Wählern sind Zuwanderung, Sicherheit und Steuern wichtig, während für Demokraten Bürgerrechte, Klimaschutz und Gesundheitspolitik im Vordergrund stehen.
Entwickeln sich die Preise für die Konsumenten wieder nach oben, wie es Prognostiker erwarten, läuft Trump Gefahr, bei den Zwischenwahlen 2026 von den Wählern abgestraft zu werden und seine Mehrheit im Kongress, zumindest im Repräsentantenhaus, zu verlieren. In den nationalen Umfragen liegen die Demokraten bereits leicht vorn. Gelingt ihnen in den Midterms ein Sieg, so könnten sie Trumps Durchregieren deutlich erschweren.