Die nächste Generation des Elektro-SUV von Skoda steht bereits in den Startlöchern. Zuvor rüstet der Hersteller den bisherigen Enyaq mit mehr Leistung und höherer Ladegeschwindigkeit auf. Der NZZ-Test liefert Hinweise, ob es sich lohnt, das Topmodell RS noch vor dem Modellwechsel zu kaufen.
Optisch sind die Unterschiede zwischen dem aufgefrischten Skoda Enyaq RS und dem Vorgänger kaum erkennbar. Am auffälligsten ist der Wegfall der Modell-Zusatzbezeichnung iV.
Der Testwagen verfügt über eine reichhaltige Grundausstattung sowie Optionen wie elektrisches Panoramadach (1020 Franken), Anhängerkupplung (760 Franken), «Green Mamba»-Lackierung (570 Franken), und das Maxx-Paket mit adaptivem Fahrwerk, Parkierassistent, Head-up-Display, Massagesitzen und weiteren Extras (3160 Franken). Insgesamt ergibt sich ein Testwagenpreis von gut 74 000 Franken.
Interieur
Der Innenraum des aufgefrischten Enyaq RS zeigt sich mit markentypisch grosszügigem Platzangebot für Passagiere und Gepäck. Die vorderen Sitze sind komfortabler als bis anhin und dank optionaler Massagefunktion auch für die Langstrecke angenehm.
Die Benutzerschnittstelle ist für den Fahrer im aufdatierten Wagen verbessert und bietet eine intuitivere Menuführung. Es gibt Favoriten-Einstellungen für viel genutzte Funktionen und Apps, die Navigation ist noch übersichtlicher als im bisherigen Enyaq. Das sind echte Fortschritte, wenn man den Wagen vor der Modellpflege als Massstab nimmt.
Set-up
Viel Freude macht der Enyaq RS beim Fahren. Die Lenkung ist deutlich präziser und wirkt weniger synthetisch als im ersten Enyaq RS. Obwohl das Spitzenmodell vor allem durch Sportlichkeit punkten soll, ist das Fahrwerk weniger straff abgestimmt als erwartet. Daher ist der tschechische Stromer auch für die Langstrecke gut geeignet.
Die Schalldämmung ist gut gelungen, was in einem Elektroauto ohne nennenswertes Motorengeräusch besonders wichtig ist. Nur die Abrollgeräusche von den Reifen können die Stille im Innenraum etwas beeinflussen.
Antrieb
Ganze 30 kW (41 PS) mehr als bis anhin bietet der Skoda Enyaq RS in der überarbeiteten Version. Mit insgesamt 250 kW (340 PS) zeigt sich der Wagen deutlich spritziger als gewohnt. Überholvorgänge sind nun ein Leichtes für den knapp 2,2 Tonnen schweren Stromer.
Auch die Antriebsbatterie ist stärker geworden und bietet nun netto 77 kWh Kapazität. Damit lassen sich theoretisch 537 Kilometer Reichweite erzielen. In der Praxis sind es eher 400 Kilometer – das ist aus heutiger Sicht guter Durchschnitt, mehr nicht.
Da die maximale Ladeleistung des Enyaq RS auf 175 kW kletterte, lässt sich der Akku in 28 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen. Auch das ist guter Durchschnitt. Möglich wird die Steigerung der Ladeleistung durch eine Vorklimatisierung der Batterie je nach Aussentemperatur.
Ökonomie
Der vom Werk angegebene Verbrauch von 16 kWh je 100 Kilometer war bei tieferen Temperaturen nicht zu erreichen, wir lagen bei 18,8 kWh. Der Wert ist jedoch für ein Allrad-Elektroauto dieser Grösse und sportlichen Leistung nach dem heutigen Stand der Technik akzeptabel.
Etwas besser schneidet die Karosserievariante mit Coupé-Heck ab, da sie aufgrund der sanft abfallenden Dachlinie aerodynamische Vorteile aufweist und dadurch eine Spur weniger Strom verbraucht.
Fazit
Die Modellauffrischung hat dem Skoda Enyaq RS viel gebracht. Ähnlich wie die elektrischen GTX-Modelle der Konzernschwester Volkswagen erreicht Skoda nun den Stand der Technik, auf dem sich die Konkurrenz ausserhalb des VW-Konzerns längst bewegt. Das Spitzenmodell RS ist allerdings mit gegen 70 000 Franken teurer als die Mitbewerber, was bei einer Marke mit hochgelobtem Preis-Leistungs-Verhältnis überrascht. Ein vergleichbarer Hyundai Ioniq 5 mit 325 PS kostet gut 10 000 Franken weniger.