Freitag, Oktober 18
Kochkunde

Myriam Zumbühl


Tipps und Tricks

Scannen statt drücken: Die Migros testet in zwei Zürcher Filialen den Avocadoscanner. Er hilft, die reife von der steinharten Avocado zu unterscheiden. Wie zuverlässig ist das? Und gibt es noch andere Methoden?

Vor der Avocadoauslage in der Migros-Filiale am Limmatplatz bildet sich neuerdings eine Schlange. Geduldig warten alle, bis sie ihre Avocado an einen Scanner halten können. Er verspricht einen Weg aus dem Avocado-Dilemma und der ewigen Rumdrückerei, um zu sehen, ob die Frucht genussreif ist. Denn bis jetzt musste man sich auf Daumen und Zeigefinger verlassen. Lässt das Fruchtfleisch bei leichtem Druck nach, ist die Avocado reif.

Mit dem Scanner heisst es also nun scannen statt drücken. Ich wähle eine tiefgrüne Avocado mit makelloser Schale aus und halte sie an den Scanner. «Einige Tage warten», zeigt der Automat an. Ich mache mit einer matschigen Avocado die Probe aufs Exempel: «Zum heute essen», meint der Scanner. Nun, die braunen Flecken im Fruchtfleisch sind bis zur Schale zu sehen. Wohl eher überreif. Das Auge braucht es also auch weiterhin.

So suche ich mir eine Bio-Avocado mit gleichmässiger Schale, die leicht nachgibt. Der Scanner bestätigt: «Reif und weich». Daheim aufgeschnitten zeigt sich ein makelloses buttriges Fruchtfleisch, das mit einem Löffel prima aus der Schale gelöst werden kann. Der Scanner ist also vielversprechend, trotzdem helfen ein paar zusätzliche Tricks, um die reife Frucht zu finden.

Der Stielansatz gibt auch Auskunft

Eine makellose Schale gibt einen Hinweis auf eine reife Frucht, drum Hände weg von Avocados mit Flecken. Eine genussreife Avocado ist von sehr dunklem Grün über Dunkelbraun bis hin zu Auberginenviolett. Sie gibt bei leichtem Druck nach, sollte aber keine Vertiefungen hinterlassen.

Wer den Stielansatz entfernt und ein saftig grünes Fruchtfleisch vorfindet, hält eine reife Frucht in der Hand. Ist es braun, ist die Avocado bereits überreif. Landet eine unreife Avocado im Einkaufskorb, kann diese in einen braunen Papiersack mit einem reifen Apfel nachreifen. Im Reifungsgas Ethylen des Apfels reift die Avocado so nach.

Wie sollten Avocados aufbewahrt werden?

Bei Zimmertemperatur schmeckt die tropische Frucht am besten und ist – abhängig vom Reifegrad, als sie gekauft wurde – in der Früchteschale bis zu einer Woche haltbar. Wer übermorgen eine Avocado braucht, kauft heute eine mit etwas festerer Konsistenz und lässt sie nachreifen.

Hierbei entstehen immer wieder braune Fasern und Punkte. Die Fasern sind die Versorgungskanäle der Frucht, die beim Kontakt mit Luft oder bei Überreife braun werden. Ist die Frucht nicht von Schimmel befallen und riecht einwandfrei, ist nichts dagegen einzuwenden, sie noch zu essen. Nur: besonders pläsierlich fühlt sich das im Gaumen nicht an.

Wird versehentlich eine unreife Avocado angeschnitten, wird sie am besten mit Zitronensaft (gegen braune Flecken) bepinselt und mitsamt Stein wieder zusammengesetzt. Unter wachsamen Auge kann sie bei Zimmertemperatur noch nachreifen. Im Kühlschrank würde ihr Aroma bitter und ihr Fruchtfleisch gummig.

In den Kühlschrank dürfen hingegen angeschnittene Früchte. Damit das Fruchtfleisch weniger schnell oxidiert, einfach den Stein in der Frucht lassen und diese mit etwas Zitronensaft beträufeln. Beides hilft, braunen Flecken im Fruchtfleisch vorzubeugen. In einem luftdicht verschlossenen Vorratsglas hält sie so weitere zwei Tage.

Und auch einfrieren ist eine Möglichkeit: Avocados können bis zu 8 Monate eingefroren werden. Dazu das Fruchtfleisch in Stücken mit etwas Zitronensaft beträufeln und auf einem mit Backtrennpapier belegten Blech im Tiefkühler anfrieren lassen, bevor alles im Gefrierbeutel gut verschlossen wird. Vor dem Gebrauch über Nacht im Kühlschrank langsam auftauen lassen.

Wann gibt es saisonale Avocados?

Auch wenn sie für die Gesundheit ein Ass ist, ist sie für das Klima ein Albtraum. In tropischen Gebieten angebaut, wird die Steinfrucht nach der Ernte in die ganze Welt gekarrt und hat damit einen schwindelerregenden CO2-Fussabdruck. Dazu kommt ein hoher Wasserbedarf beim Anbau, und von den Arbeitsbedingungen in Mexiko gibt es nichts zu lesen, was einen mit ruhigem Gewissen eine Avocado essen liesse. Ein Kompromiss kann hier eine saisonale Avocado aus dem näherliegenden Spanien sein, wo in Bio-Qualität von zirka September bis Mai geerntet wird. Die Nachfrage ist steigend und die Wasserknappheit darum auch dort immer grösser.

Auch wenn der Avocadotoast weiterhin seinen Siegeszug auf die Brunchkarten dieser Welt feiert, die Butterfrucht ist nichts für jeden Tag. Vielmehr soll es ein besonderer Genuss und damit eine reife, feine Avocado sein. Der Scanner hilft bei der Wahl.

So schneiden und lagern Sie Avocados richtig:

  1. Avocados mit einem scharfen Messer von oben nach unten dem Stein entlang einschneiden.
  2. Zum Öffnen die beiden Hälften in entgegengesetzte Richtungen drehen.
  3. Den Stein mit einem scharfen Messer entfernen, indem man mit festen Griff in den Stein sticht und ihn heraushebelt.
  4. Weil sich das Fruchtfleisch schnell verfärbt, dieses mit Zitronensaft bestreichen.
  5. Bleibt eine Hälfte übrig, diese mit etwas Öl bestreichen und in Plastikfolie einwickeln, dann kühlen.

Hier finden Sie unsere besten Rezepte mit Avocado:

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