Mittwoch, Oktober 9


Herrenmode

Anzüge mit kurzen Hosen versprechen lässige Förmlichkeit und passen sowohl im Büro-Kontext als auch auf einer Party – sofern man einige Styling-Regeln beachtet.

In der Mode ist heute so vieles erlaubt, dass man manchmal vergisst, was vor nicht allzu langer Zeit noch für Empörung sorgte. Als der Musiker Pharrell Williams beispielsweise im Jahr 2014 bei der Oscar-Verleihung in einem Anzug mit kurzen Hosen erschien, galt das für manche Stilkritiker als Fauxpas, eine respektlose Kleiderwahl angesichts eines so förmlichen Anlasses. Nun, heute tragen männliche Hollywoodstars tief ausgeschnittene Tops auf dem roten Teppich – und Williams entwirft Männermode für Louis Vuitton.

Auch ein Anzug mit kurzer Hose würde bei der Oscar-Verleihung kein Aufsehen mehr erregen. Gleichzeitig kann man sich passendere Anlässe vorstellen: grossstädtische Sommerpartys, Afterwork-Apéros in Rooftop-Bars, und warum nicht auch Business-Meetings, zumindest in den kreativen Branchen, in denen man etwas lässiger auftreten darf.

Seit einigen Jahren taucht der Anzug mit kurzen Hosen vermehrt auf dem Laufsteg auf, ein Look, der wahrscheinlich eine jüngere Klientel ansprechen soll, aber gleichzeitig widerspiegelt, wie sich die modischen Bedürfnisse vieler Männer verändert haben: Förmlichkeit und Eleganz darf sein, aber es sollte Raum zum Stilbruch und zur Bewegungsfreiheit bleiben.

Der Anzug mit kurzen Hosen verspricht genau das, das wusste schon einer seiner grössten Verfechter, der amerikanische Designer Thom Browne. Browne lancierte sein Unternehmen im Jahr 2006. Seine Kernidee: ein Anzug mit kurzen Hosen, der ein wenig zu eng sass und fast an eine Schuljungen-Uniform erinnerte.

Sein Unternehmen generiert heute damit Millionenumsätze – und die Konkurrenz hat nachgezogen. So gibt’s in den aktuellen Männerkollektionen Interpretationen von Louis Vuitton, Valentino oder Prada. So unterschiedlich sie sind, ein paar Regeln gibt es zu beachten.

1. Die Silhouette

Im Grunde handelt es sich auch beim Anzug mit kurzen Hosen einfach um einen Anzug. Die Hose sollte perfekt geschnitten sein und richtig sitzen, die Jacke ebenso. Das heisst weder zu eng noch zu weit, weder zu hoch noch zu tief. Eine Bundfalte sorgt zusätzlich dafür, dass die Hose «geschneidert» aussieht.

Doch je nachdem, wie mutig man ist, gilt natürlich: Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Entwürfe des Labels Amiri beispielsweise setzen auf weite Shorts, die an Skaterhosen erinnern und dadurch etwas sportlicher wirken. In dem Fall sollte auch das Sakko eher weich fallen.

2. Die Länge

Weil ein Anzug per se immer noch eher förmlich sein soll, sind allzu kurze Shorts bei dieser Kombination eher nicht angebracht. Die ideale Länge: bis kurz über das Knie, bei trainierten Oberschenkeln und sommerlichen Partys darf es auch bis zur Mitte der Oberschenkel sein.

Idealerweise sollte die Jacke ebenso wie bei einem klassischen Anzug auf Hüfthöhe enden. Die Marke Ami jedoch wagt sich an ein Spiel mit den Proportionen, kombiniert ein längeres Sakko zu kurzen Shorts – ein Look, der sich am besten für Partys eignet.

3. Das Material

Auch hier ist vieles möglich, entscheidend ist der Anlass: Soll der Anzug tatsächlich in einer Büro-Umgebung oder bei einem besonderen Anlass getragen werden, sollte sich das Material auch an den klassischen Dresscodes orientieren: schwarze, graue oder dunkelblaue Anzugstoffe, die ihre Form bewahren.

Soll der Look hingegen mehr nach Sommer aussehen, ist eine Variante aus Leinen – wie bei Anzügen mit langer Hose auch – besonders schön. Egal, ob leger oder elegant, die Farbe der Hose sollte mit jener der Jacke übereinstimmen.

4. Das Styling

Gerade beim Anzug mit kurzer Hose entscheidet das Styling darüber, in welche Richtung der Look gehen soll. Ein weisses Hemd, eine Krawatte und geschlossene Brogues oder Oxford-Schuhe passen den Look an förmliche Anlässe an. Wer sich eine modischere Interpretation zutraut, steckt das Sakko sogar in die Hose, wie bei Prada oder Dries Van Noten.

Auch Strümpfe dürfen hier Aufmerksamkeit auf sich lenken, zum Beispiel, wenn sie straff nach oben gezogen werden oder gleich bis zum Knie reichen. In jedem Fall sind geschlossene Schuhe zum nackten Bein empfehlenswerter als Sandalen – so wählen viele Marken wie Wales Bonner auch Stiefel, Loafer oder Sneaker.

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