Samstag, Februar 1

Mit Krediten in Milliardenhöhe versucht Peking, eine dominierende Position in globalen Lieferketten für Kupfer, Kobalt, Lithium und Nickel aufzubauen, die es bei seltenen Erden bereits hat.

Für die Energiewende braucht die Welt eine Reihe von Mineralien: Nickel, Kupfer, Lithium und Kobalt. Da sie für die Speicherung und den Transport von Elektrizität unabdingbar sind, werden sie als kritische Mineralien bezeichnet. Weltweit führend in der Verarbeitung dieser Rohstoffe ist China. 73 Prozent des globalen Bedarfs an Kobalt zum Beispiel werden in China raffiniert, bei Kupfer sind es noch 40 Prozent.

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Diese Dominanz ist umso erstaunlicher, als China selber nur über kleine Vorkommen dieser Rohstoffe verfügt. Nur gerade ein Prozent der bekannten Vorkommen von Kobalt und Lithium befindet sich in China, bei Nickel sind es immerhin 7 Prozent. Die grössten Vorkommen finden sich in Entwicklungsländern.

Seit langem gibt es Anzeichen, dass Peking versucht, sich nachhaltig den Nachschub von dort zu sichern. Etwa indem es Darlehen für den Bau und Betrieb von Minen spricht.

Licht ins Dunkel der chinesischen Finanzierungen

Wie gross die finanziellen Anstrengungen sind und wohin die Gelder fliessen, war bisher wenig bekannt. Denn China hält die Zahlen unter Verschluss. Nun hat das amerikanische Forschungsinstitut AidData errechnet, dass Peking zwischen 2000 und 2021 Kredite in Höhe von fast 57 Milliarden Dollar für den Abbau und die Verarbeitung von Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium und seltenen Erden im Ausland vergeben hat.

AidData hat dafür Daten aus den Empfängerländern zusammengetragen und eine Datenbank für chinesische Projekte auf der ganzen Welt aufgebaut. Das Institut ist am College of William & Mary in Virginia angesiedelt und analysiert internationale Finanzströme. Ein besonderer Fokus liegt auf Chinas Kreditvergabe, etwa im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative.

Zwei Drittel der chinesischen Kredite konzentrieren sich laut AidData auf vierzehn Projekte in acht Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen: Peru, Kongo-Kinshasa, Serbien, Kasachstan, Laos, Ecuador, Eritrea und Papua-Neuguinea. Die Konzentration kommt auch daher, dass Pekings Kreditinstitute – kommerzielle Banken haben in jüngerer Zeit die offiziellen Entwicklungsbanken überholt – nach der Erstinvestition in eine neue Mine auch häufig deren Betrieb und Expansion finanzieren.

Wettbewerbsvorteil für chinesische Firmen

Auffallend für die Autoren der Studie ist der Umstand, dass 83 Prozent der Kredite an Bergbauunternehmen gehen, die ganz oder teilweise in chinesischem Besitz sind. Umgekehrt sind die Regierungen der Gastländer in weniger als einem Drittel der Fälle an den Bergbaugesellschaften beteiligt. Das reduziert zwar die finanziellen Verpflichtungen der lokalen Regierungen, schliesst sie möglicherweise aber auch von künftigen Erträgen aus.

China benutze die Finanzierungen, um sich im Ausland Rohstoffe zu sichern, die im eigenen Land nicht in ausreichender Menge vorhanden seien, sagt Brooke Escobar, die bei AidData das Programm für chinesische Entwicklungshilfe leitet. Gleichzeitig behaupte Peking damit seine beherrschende Stellung in den globalen Lieferketten für die Verarbeitung kritischer Mineralien.

Es ist sehr teuer, Minen zu erschliessen und zu entwickeln. Die Einstiegshürden für neue Unternehmen sind entsprechend hoch, Bergbaufirmen brauchen hohe Reserven. China helfe mit seinem aggressiven Kreditprogramm chinesischen Unternehmen, diese Barriere zu überwinden, schreibt AidData. Diese Kredite seien häufig subventioniert. So erhalten chinesische Firmen einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen anderer Länder.

China nutzt seine dominierende Position als Druckmittel

Bereits eine erdrückende Dominanz erlangt hat China bei seltenen Erden. Das Land fördert 70 Prozent aller seltenen Erden und ist für 87 Prozent der globalen Verarbeitung verantwortlich. Chinas Ausgangslage ist hier besser als bei Kupfer, Kobalt, Lithium und Nickel; sind doch 35 Prozent der weltweiten Reserven im Land selber nachgewiesen. Firmen in aller Welt, die auf seltene Erden angewiesen sind, kommen um China nicht herum.

Nun versucht Chinas Regierung offenbar eine ähnliche Position bei Kupfer, Kobalt, Lithium und Nickel zu erreichen. Denn sie weiss, wie viel Druck sie mit der Kontrolle globaler Lieferketten ausüben kann.

Das zeigte sich bereits 2010, als der Streit um die von Japan kontrollierten Senkaku-Inseln eskalierte. China nennt diese Diaoyu und beansprucht sie für sich. Damals wurde ein chinesischer Kapitän festgenommen, nachdem er ein Schiff der japanischen Küstenwache gerammt hatte.

Peking stoppte daraufhin den Export seltener Erden nach Japan und setzte damit vor allem die wichtige japanische Autoindustrie massiv unter Druck. Japan bezog zu jener Zeit 90 Prozent seiner seltenen Erden aus China. Erst als der Kapitän freigelassen wurde, erhielt Japans Industrie wieder Zugang zu den wichtigen Rohstoffen.

Im Dezember 2024 verhängte China ein Ausfuhrverbot für seltene Erden und kritische Mineralien gegen die USA. Peking reagiert damit auf Beschränkungen, welche die Regierung Biden für den Export von Halbleitern nach China erlassen hatte.

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