Mittwoch, Februar 26

San Francisco hat sich zum Zentrum des amerikanischen KI-Booms entwickelt: Gründer wohnen in Hacker-Houses, feilen an Hackathons an ihren Ideen und feiern nachts KI-Partys. Die Fotografin Laura Morton hat das Phänomen in Bildern festgehalten.

Es ist März 2023: In einem Ballsaal in San Francisco sitzen Hunderte junge Menschen vor ihren Laptops, hinter ihnen liegt ein Tag des Programmierens, vor ihnen die Präsentation ihrer Erkenntnisse. Das Sprachmodell GPT-4 war kürzlich veröffentlicht worden und hatte einen neuen Goldrausch im Silicon Valley ausgelöst.

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An Hackathons wie an diesem Tag in San Francisco jagen nun alle den gleichen Traum: in wenigen Stunden dank generativer künstlicher Intelligenz etwas Neuartiges, Grossartiges zu bauen. Bevor die Präsentationen losgehen, wird das Licht auf Blau gedimmt, das Lied «Eye of the Tiger» dröhnt aus Lautsprechern. Mitten unter ihnen sitzt Laura Morton, die als freie Fotografin in San Francisco den KI-Boom dort dokumentiert.

Virtual Reality zählt zu den grossen Trends im Silicon Valley. Wird sie kombiniert mit Kameras in Robotern, sollen Menschen so Orte besuchen und Dinge erleben können, ohne vor Ort zu sein. Wie das konkret aussehen könnte, probieren Besucher bei einem sogenannten Hackathon im Februar 2024 aus. Bei diesen Veranstaltungen kommt die Tech-Community zusammen und versucht in Nachtschichten Durchbrüche zu erlangen.

Bei den Hackathons wird aber nicht nur vor Computern getüftelt: Jacob Cole (Mitte) überredete einige Teilnehmer zu einer Qigong-Session im Garten. «Das vermittelt ein unglaubliches Gefühl von Energie, an dem wir gemeinsam festhalten», sagte er.

Eine Firma zu gründen, kann eine einsame Angelegenheit sein. Im Stadtviertel Hayes Valley in San Francisco treten Wagniskapitalgeber ihre Büroräume oft an Gründer ab in der Hoffnung, dass sie Ideen austauschen und so schneller vorankommen. Die Investoren wiederum bekommen so frühzeitig Kenntnis von neuen, vielversprechenden Startups, in die sie vielleicht investieren wollen.

Morton hat seit 2023 zahlreiche KI-Hackathons besucht, ebenso KI-Partys und -Pitch-Nights. In den Jahren zuvor hatte sie schon manchen Tech-Zyklus erlebt, doch dieser sei anders, sagt sie: «Ich war auf unzähligen Zusammenkünften, bei denen das gesamte Sprudelwasser ausgetrunken war, aber niemand den angebotenen Alkohol angerührt hat. Diese Leute sind fokussiert. Sie müssen es sein, weil sich die Technologie so schnell entwickelt.»

Das Quartier Hayes Valley hat inzwischen den Spitznamen Cerebral Valley, in Anspielung auf die klügsten Köpfe, die hier an künstlicher Intelligenz tüfteln. Bei Veranstaltungen treffen sich Gründer regelmässig. Um sich von der Masse abzuheben, trägt Leon Wu (Mitte) bei jedem Event einen Panda-Hut, damit die Leute ihn wiedererkennen. Er arbeitet für Deep AI, eine Plattform, die mithilfe von KI Videos, Bilder und Musik kreiert.

Um nicht nur vor dem Computer zu sitzen, schwingen manche Gründer in den Pausen das Laserschwert, so wie die Gründerin Apoorva Mahajan (Mitte) und Mo Mahmood (rechts). Beide arbeiten an Firmenneugründungen im Bereich künstliche Intelligenz: Mahajan entwickelt ein Gerät als Schnittstelle zwischen Computern und dem menschlichen Gehirn; Mahmoods Firma baut Roboter.

Wer viel arbeitet, muss auch feiern – so wie auf der KI-Party im Stadtviertel Mission in San Francisco. Gäste waren angehalten, KI-inspirierte Kostüme zu tragen, und in den einzelnen Räumen konnten die Besucher KI-Erlebnisse ausprobieren.

Bei Happy-Hour-Veranstaltungen zu KI in Bars etwa trifft man andere Gründer und kann seine Ideen präsentieren, wie hier in einer Weinbar. Sarah Nagy (links) ist an dem Abend eine von fünf Gründerinnen und Gründern, die ihre Ideen im Bereich KI präsentieren. Ihre Firma entwickelt eine KI, die Kunden bei der Analyse komplexer Datensätze hilft. Organisiert wurde der Anlass von Investoren, die versuchen, möglichst früh von spannenden Startups zu erfahren.

«KI für das Gute», lautete das Motto dieses 24-Stunden-Hackathons in San Francisco, der im historischen Fährgebäude von San Francisco stattfand. Die Gewinner hatten unter anderem ein KI-Werkzeug erfunden, das unliebsame Werbeanrufe unterdrückt, und eines, das Kindern beim Lesenlernen hilft.

Als Teil des KI-Booms in San Francisco haben sich sogenannte Hacker-Houses in Hayes Valley gebildet. Dazu zählt das Hacker Fellowship Zero: Es erlaubt einer Handvoll Gründern, für jeweils zwölf Wochen in ein Gemeinschaftshaus zu ziehen, an ihren Startup-Ideen zu tüfteln und sich dabei nicht um Essen oder Putzen sorgen zu müssen. Am Ende präsentieren sie ihre Ideen potenziellen Investoren – und schwören sich, wie auf diesem Bild, auf eine gute Show ein.

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