Mittwoch, Februar 5


Homestory

Eine Unternehmerin aus der Bündner Herrschaft liess ihr Eigenheim mit professioneller Unterstützung von Grund auf neu einrichten – mit allem, was ihr gefiel.

Als «Krisenglück» bezeichnen die beiden Frauen den Ursprung ihres ungewöhnlichen gemeinsamen Projekts und den Beginn einer inzwischen freundschaftlichen Beziehung. «Wenn das Leben unerwartete Herausforderungen mit sich bringt, ist das eine gute Gelegenheit zur Veränderung», sagt Christine Schumacher. Ein während einer Ferienabwesenheit durch eine undichte Leitung ausgelöster Wasserschaden machte einen grösseren Umbau nötig. Gemeinsam mit Wohnungseigentümerin Monika Meiler aus Malans in der Bündner Herrschaft, einer vielbeschäftigten Unternehmerin, die als Coach, Dozentin und Autorin tätig ist, machte sich Schumacher an die Aufgabe, die Wohnung, von der sich der freie Blick auf die umgebenden Weinberge öffnet, neu einzurichten.

Mutige Entscheidungen getroffen

Schumacher ist als Interior Designerin selbständig tätig. Für ihr Mandat bekam die Geschäftsführerin von Localia Interiors im nahen Wangs weitgehend freie Hand. «Inmitten des Chaos hat meine Kundin einige mutige Entscheidungen getroffen. Von starken Farben, schönen Formen über edle Möbel bis hin zu gewagten Wandbelägen – gemeinsam haben wir Raum für Raum gestaltet», erinnert sich Schumacher.

Doch der Weg dorthin war nicht leicht. Es gab zahlreiche Schlaufen und Verzögerungen. Mehr als zwei Monate musste Monika Meiler in einem Hotel im Dorf übernachten, das ihr auch Räumlichkeiten für die Arbeit zur Verfügung stellte – eine herausfordernde und belastende Situation. Möbel und persönliche Gegenstände liess sie extern einlagern, weil diese daheim im Weg standen. «Manchmal hält das Leben die Uhr an. Zum Glück hatten wir keinen Zeitdruck», sagt Meiler.

Das Malheur, das den Anstoss für die Arbeiten gab, hatte sich an einem Feiertag ereignet, betroffen davon war fast die ganze Eigentumswohnung. Daraus ergab sich die Gelegenheit, «alles, wirklich alles zu erneuern»: Der geflieste Bodenbelag? Nicht mehr schön – raus damit! Die Steinplatten auf dem Balkon – alle kaputt. Auch die Küche und die Nassräume, obwohl gerade 20 Jahre alt, wurden komplett ersetzt und auf den neusten Stand gebracht.

Schumacher konnte ihre Kundin immerhin überreden, einige Stücke zu behalten und wiederzuverwenden und diese mit neuen Möbeln frisch zu kombinieren. Als der Entscheid zur kompletten Umgestaltung gefallen war, mussten die noch eingelagerten Möbel schnellstmöglich verkauft werden – einige Objekte fanden in einer Ferienwohnung, die Localia Interiors gerade gestaltete, eine neue Bestimmung.

Der Freiraum für Ideen, den die Inneneinrichterin bei ihren Vorschlägen genoss, tat der Raumaufteilung im Haus gut. Eines der grösseren Zimmer diente bisher als überdimensioniertes Badezimmer. In einer Ecke stand, wie ein greller Fremdkörper, ein selten genutzter Whirlpool. Er wurde rückgebaut. Der Raum konnte so in ein multifunktionelles Gästezimmer verwandelt werden.

Ausgestattet mit Materialmustern und Plänen, kam Christine Schumacher ein ums andere Mal auf die andere Talseite. Mehrfach nahm sie ihre Kundin mit nach Chur und Zürich, um sie in Möbelhäusern und Fachgeschäften zu inspirieren und ihr ein Gefühl für Textur und Farbe zu vermitteln. Ihrer Erfahrung nach fehlt es bei vielen Um- und Neubauprojekten am Gespür für die Bedeutung der Inneneinrichtung für Räume, in denen man viel Lebenszeit verbringt. Oft seien die Bauherrschaften überfordert von der riesigen Auswahl an Materialien und Varianten, manchmal geht schlicht das Budget vergessen, um nach der Fertigstellung auch noch an Gestaltung und gute Möbel zu denken.

Vorliebe für Farbe, Material und Muster

«Herauszufinden, was ein Mensch will und schön findet und was nicht, steht bei mir jeweils ganz am Anfang», sagt die Localia-Chefin. Ein kuratierter Fragebogen hilft ihr bei der Aufnahme der Wünsche und Vorstellungen. Sie lässt sich Fotos zeigen, fragt nach dem Lieblingshotel, nach Vorlieben für Farbtöne, Muster und Materialien. «Mein Ziel ist es, nicht nur Fehlkäufe zu vermeiden, sondern Räume zu schaffen, die sich wie ein Liebesbrief an die Bewohner selbst anfühlen. Es soll ein Zuhause werden, das Wohlbefinden fördert und die Individualität derer widerspiegelt, die darin wohnen.»

Einrichten in dieser Form berührt manchmal ganz persönliche Bereiche des Lebens. Christine Schumacher und Monika Meiler sehen sich auch nach Abschluss des Projekts hin und wieder. Aus einer zunächst professionellen Beziehung wurde ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Frauen.

An eine besonders schöne Geste ihrer Auftraggeberin erinnert sich Christine Schumacher noch heute gern: Als die rundum erneuerte Wohnung bezugsbereit war, lud Meiler alle an den Arbeiten beteiligten Handwerker und Spezialisten, von Lehrenden bis Meistern, zu einem gemeinsamen Abendessen im noblen «Weiss Kreuz» zu Malans ein. Mehr als 20 Gäste waren zugegen und hoben ihr Glas auf die Auftraggeberin, auf den Wasserschaden und das Happy End. «Was für eine gelungene Wertschätzung», lobt Schumacher diesen aussergewöhnlichen Dank.

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